Sommerhitze in den Kirchen
Booah, ist das heiß hier
Alle reden über Hitze. Wir auch. Denn der Sommer 2018 stellt uns vor Herausforderungen, die sonst nur Südländer kennen. Welche liturgische Kleidung ist angemessen? Gilt die Sonntagspflicht bei Hitzschlaggefahr? Und wie schützen Altenheime und Zeltlager ihre Leute?
Es ist die Variante einer Leseranfrage vom Februar: „Es ist Glatteis angesagt. Gilt die Sonntagspflicht trotzdem?“ Jetzt ist die Frage eher: Komme ich ohne Hitzschlag hin und zurück? Und wie groß ist die Gefahr, in einer stickigen 60er-Jahre-Kirche schon weit vor der Kommunion umzukippen?
Wer am vergangenen Sonntag in der Kirche war, wird gemerkt haben: So manch älterer treuer Kirchgänger hat sich die Frage selbst beantwortet und ist zuhause geblieben. Und die Hitze hält an. Deshalb: Gesundheit geht vor Sonntagspflicht; die Gottesdienstübertragung in Hörfunk und Fernsehen ist eine gute Alternative.
Und was ist mit denen, die Dienst in der Kirche haben? „Die Priester wissen schon selbst, was sie anziehen sollen“, sagt Marius Linnenborn vom Deutschen Liturgischen Institut. Aber er würde vom schweren Messgewand abraten. „In dieser Ausnahmesituation sind eine leichte weiße Alba und die Stola völlig ausreichend.“
Für die Laiendienste gibt es solche Alternativen selten. Doch Mantelalbe, Talar und Rochett sind eher für die Kühle genäht. „Es ist völlig in Ordnung, in diesem speziellen Fall auf liturgische Kleidung zu verzichten“, sagt Linnenborn. Das gelte auch für die Messdiener, die sonst nie in Zivil am Altar stehen. Nur auf „angemessene Kleidung“ sollte man achten, so Marius Linnenborn. Badelatschen und Shorts gehören nicht dazu, ein leichtes Sommerkleid oder ein kurzärmeliges Hemd schon.
Aber vielleicht haben Sie ja auch eine Kirche, die durch angenehme Kühle auf sich aufmerksam macht. Im Kölner Dom werden akzeptable 23 Grad gemessen; und die österreichische Diözese Feldkirch hat sogar eine „Temperatur-Map“ mit den kühlsten Gotteshäusern herausgegeben. Die Wallfahrtskirche Maria Bildstein in Vorarlberg ist mit 15 Grad geradezu untertemperiert.
Gesundheitsrisiken in Altenheim und Zeltlager
Bleibt der Rest der Woche, an dem man nicht in der Kirche ist. Wie sieht es etwa in Altenheimen aus? Bei extremer Hitze würden die Speisepläne umgestellt, zusätzliche Getränke und Salzgebäck bereitgestellt, Decken durch Laken ersetzt, Fenster verdunkelt, Ventilatoren aufgestellt und nasse Tücher aufgehängt, sagt Vittoria Brunetti von der Diakonie Hessen. Schwierig sei vor allem die Versorgung von Menschen, die nicht trinken wollen. Bei dementen Bewohnern müsse die Flüssigkeitszufuhr im Notfall per Infusion sichergestellt werden.
Auch im Zeltlager wird man manches Kind ans Trinken erinnern müssen. „Wir mussten die Lager-Olympiade abbrechen, weil einige Teilnehmer mit Kreislaufproblemen zu kämpfen haben“, hieß es etwa aus einem Zeltlager in Bayern. Statt dessen stehen Wasserschlachten und Freibadbesuche auf dem Programm.
Von Susanne Haverkamp