Harald Sterner unterstützt Menschen, die um Verstorbene trauern

Corona hat Trauern verändert

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Caritas-Mitarbeiter Harald Sterner unterstützt seit über 15 Jahren Menschen, die um Verstorbene trauern. Die letzten Monate unter Corona-Bedingungen haben seine Arbeit erschwert, manchmal sogar verhindert.

Sozialpädagoge Harald Sterner    Foto: Christine Bose

„Die Beisetzung findet im engsten Familienkreis statt.“ Wie oft Sozialpädagoge Harald Sterner in den vergangenen Monaten diesen Satz unter Todesanzeigen gelesen hat, vermag er nicht zu sagen. Wohl aber weiß er: „Trauer um ein verstorbenes Familienmitglied oder einen nahestehenden Menschen gehört vielleicht zur schwersten Zeit im Leben der Hinterbliebenen. Die Corona-Pandemie zwingt dazu, auf das Abschiednehmen im Kreise der Familie und Freunde weitgehend zu verzichten. Aber Trauerarbeit braucht das persönliche Gespräch, Zuwendung und Begleitung, auch eine Umarmung, einen Händedruck, die aussagen: ‚Ich fühle mit dir.‘ Wie in fast allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens hat Corona unsere Arbeit mit Trauernden verändert, erschwert, behindert und manchmal auch verhindert.“
Harald Sterner ist im Haus der Caritas Heiligenstadt, zur Caritasregion Eichsfeld/Nordthüringen gehörend, Mitarbeiter in der Allgemeinen Sozialberatung/Gemeindecaritas mit dem Schwerpunkt Trauerarbeit und Patientenverfügung. Seit über 15 Jahren gehören zu den Hilfsangeboten unter anderem Einzelgespräche, der Offene Begegnungstreff „TrauerOase“, Gesprächskreise für Trauernde, aber auch Informationsveranstaltungen zum Thema Vorsorgevollmacht/Patientenverfügung. Rückblickend auf das Jahr 2020 und auf die ersten Wochen des Jahres 2021, nennt Harald Sterner viele Termine, die von vornherein ausfielen oder zwar geplant waren, aber aus aktuellem Anlass dann doch nicht stattfinden konnten. Abgesagt wurden die Veranstaltungen zu Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung im Familienzentrum Kloster Kerbscher Berg Dingelstädt, im Heiligenstädter Bildungszentrum Internationaler Bund (IB), freier Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit sowie in Selbsthilfegruppen. Normalerweise können außer im Juli und August an jedem zweiten Mittwoch im Monat nachmittags Trauernde ohne vorherige Anmeldung ins Caritashaus Heiligenstadt, Bahnhofsplatz 3, in die Trauer-Oase kommen, wo ihnen Mitarbeiter und ehrenamtliche Trauerbegleiterinnen und -begleiter zur Seite stehen. Von zehn für 2020 vorgesehenen Treffen gab es nur fünf. Zum Gesprächskreis für Trauernde, der im November beginnen sollte, hatten sich acht Teilnehmerinnen angemeldet. An acht Abenden, immer einmal im Monat, trifft sich eine solche Gruppe, um mit professioneller Hilfe Wege zu erhalten, den Verlust zu verarbeiten, der mit unterschiedlichen Gefühlen verbunden sein kann: Angst, Wut, Ohnmacht, dem Leiden unter Einsamkeit. Auch diese Zusammenkünfte fielen aus und konnten bisher noch nicht wieder aufgenommen werden. Sehr froh war Harald Sterner, dass sich an einem September-Sonntag 2020 unter Einhaltung aller Hygienevorschriften 14 Betroffene zur Wanderung für Trauernde „Mit der Trauer unterwegs“ einfanden, nachdem die Frühjahrswanderung im vorigen Jahr ausgefallen war. Diese Wanderungen finden ohne vorherige Anmeldung statt. Zur neun Kilometer langen Strecke gehörte ein Aufenthalt am Klüschen Hagis, gelegen zwischen Martinfeld und Wachstedt. Dort gab es die Einladung zum stillen Gedenken in der Wallfahrtskirche.
Um Betroffene in Corona-Zeiten zu trösten, hat ihnen Harald Sterner Briefe geschrieben und von ihnen erfahren: Es hat gut getan zu wissen: Jemand denkt an mich, wenn ich keine Gruppe besuchen kann. Gegenwärtig und noch so lange, bis sich das Leben wieder einigermaßen normalisiert hat, Gruppentreffen möglich sind, bietet der Caritas-Mitarbeiter Gespräche am Telefon und auf Wunsch auch persönliche Einzelgespräche an, in einem großen Raum, unter Einhaltung der Maskenpflicht und Abstandsregeln.

Kontakt: Tel. 0 36 06 / 5 09 70 oder E-Mail sterner.h@caritas-bistum-erfurt.de

Von Christine Bose