Bischof Heiner Wilmer beim Eröffnungsgottesdienst im Hildesheimer Dom
Das Godehardjahr als Jahr der Erneuerung
Bischof Heiner Wilmer will das Godehardjahr für eine „grundlegende innere Erneuerung des Bistums“ nutzen und zwar unter den Stichpunkten jesuanisch, benediktinisch, menschlich. Das sagte er bei der Eröffnung des Festjahres anlässlich der 1000. Wiederkehr der Bischofsweihe des Heiligen.
Wilmer kündigte die Gründung von „Schulen des Glaubens und des Gebetes“ an. „Wir wollen alles dafür tun, damit die Menschen Erfahrungen mit der Bibel machen können, mit jenen großen Texten, die über Jahrhunderte Menschen getragen und getröstet haben“, sagte er im Hildesheimer Dom. Der Bischof charakterisierte Jesus als Hörenden. Dementsprechend gehe es darum, sich auf den Weg zu machen, um Orte der Stille zu suchen und um „das Beten wieder neu zu lernen“. Der Bischof will Menschen helfen, „sich konkret in den Lobpreis einzuüben, in die Anbetung, in die Zurücknahme des eigenen Selbst vor dem immer Größeren“.
In Bezug auf die benediktinische Erneuerung des Bistums Hildesheim betonte Bischof Wilmer die Wichtigkeit, nach Bündnispartnern zu suchen, wie einst die Mönche, die nach den Ausführungen des Bischofs Niedersachsen kulturell tief geprägt haben. Konkrete Fragen dabei könnten sein: „Wo sind wir bei den Menschen? Wo engagieren wir uns für die Gesellschaft? Wie begleiten wir die Menschen auf ihrem Weg durch das Leben? Wie finden wir im Dienst an den Menschen Bündnispartner in den anderen Kirchen und Religionen, in der Politik und in der Wirtschaft, die uns unterstützen in unserer gemeinsamen Verantwortung für die Menschen, für diese Erde und die gesamte Schöpfung?“
Drittens kam Wilmer auf die Menschlichkeit Godehards zu sprechen, der einen besonderen Blick für jene Menschen gehabt habe, die in Not gewesen seien: „Das soll auch unser Blick sein. Unser karitatives und diakonisches Herz stärker schlagen lassen. Wie können wir noch solidarischer für jene Menschen sein, die es alles andere als leicht im Leben haben?“
Papst: Godehard war ein herausragender Hirte
In einer Botschaft von Papst Franziskus, die im Festgottesdienst verlesen wurde, heißt es, die Bischofsweihe Godehards vor tausend Jahren sei „ein willkommener Anlass, uns einem herausragenden Hirten zuzuwenden, welcher der Kirche von Hildesheim in einer Zeit missionarischen Aufbruchs gedient hat und auch heute Vorbild und Fürsprecher auf dem Weg des Volkes Gottes in eine friedvolle und gedeihliche Zukunft sein will“. Papst Franziskus erteilte in seiner Botschaft dem Bischof und den Gläubigen im Bistum Hildesheim seinen Segen.
Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, sagte bei einem anschließenden Empfang, das Motto des Godehardjahres „GO! Glauben geht“, sei ein Aufruf zur Mobilität. Die biblische Aufforderung „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium“ müsse mit den Möglichkeiten der modernen Kommunikation verwirklicht werden. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister meinte, Godehard sei ein Mann des Aufbruchs gewesen, der nach den Menschen gefragt habe. Er habe sich nicht von der Größe einer Aufgabe abschrecken lassen.
In einem gemeinsamen Wort des Diözesanrates und des Priesterrates heißt es, Godehard habe mutige Schritte unternommen und vieles in seiner Zeit zukunftsfähig gemacht. Die beiden Räte wollen dazu beitragen, dass im Bistum wieder mehr über den Glauben gesprochen wird. Der stellvertretende niedersächsische Ministerpräsident Bernd Althusmann erklärte, Godehard sei ein Beispiel dafür, wie man Menschen zusammenführen könne. Wer wie der Heilige eine Rückbindung habe, müsse weder vor einem Virus noch vor einem Diktator erschrecken.
Bischof aus dem Partnerland zu Gast
Den Gottesdienst im Hildesheimer Dom feierten unter anderen Erzbischof Stefan Heße aus Hamburg, Bischof Dr. Franz-Josef Bode aus Osnabrück sowie die evangelisch-lutherischen Landesbischöfe aus Hannover, Braunschweig und Bückeburg und Vertreterinnen und Vertreter weiterer Religionsgemeinschaften aus Niedersachsen mit. Aus Bolivien, dem Partnerland des Bistums Hildesheim, war der Vorsitzende der bolivianischen Bischofskonferenz, Bischof Aurelio Pesoa, nach Hildesheim gekommen.
Mit den Mitgliedern des Diözesanrates im Bistum Hildesheim, den Dechanten und weiteren Vertretern aus den Dekanaten sowie einer internationalen Caritasdelegation feierte Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger zeitgleich zum Eröffnungsgottesdienst im Dom eine heilige Messe in der Basilika St. Godehard. „Es braucht Mut und Entschlossenheit, ein Glaubender zu werden, als Volk Gottes unterwegs zu sein und die Kirche zu erneuern“, betonte Schwerdtfeger in seiner Predigt. Doch der heilige Godehard ermutige alle, „die glühenden Kohlen des Glaubens zu den Menschen zu tragen“. Das Wachsen und Werden der Kirche gehe nicht ohne Gottes Feuer.
„Der Glaube ist nichts Statisches“
Weihbischof Heinz-Günter Bongartz feierte zusammen mit Ordensleuten einen weiteren Eröffnungsgottesdienst in der Klosterkirche von Marienrode. „Der Glaube ist nichts Statisches, er war immer Veränderung, Bewegung und Dynamik“, verwies der Weihbischof auf das Motto des Godehardjahres. „Das Evangelium bedeutet immer Sendung, wer die Kirche erneuern will, muss sich senden lassen“, betonte Bongartz. An sechs weiteren Orten des Bistums wurden am darauffolgenden Wochenende weitere Eröffnungsgottesdienste gefeiert.
Das Godehardjahr dauert bis zum 6. Mai 2023. Bis dahin würdigt das Bistum Hildesheim den heiligen Godehard mit zahlreichen Gottesdiensten, Veranstaltungen und Projekten. Dazu zählen unter anderem verschiedene Pilgerformate und sprituelle Impulse. (bph/bd)
Alle Informationen zum Festjahr: www. godehardjahr.de