Magda und Karl Müller aus Limburg waren 1959 beim ersten Kreuzfest dabei – auch diesmal werden sie mitfeiern
Das Kreuz gehört fest zum Leben
Bevor die Eheleute Müller aus Limburg sich eine gute Nacht wünschen und das Licht löschen, streichen sie sich gegenseitig ein Kreuz auf die Stirn. „Das Kreuz gehört ganz fest zu unserem Leben“, sagt Magda Müller. So ist es nicht verwunderlich, dass sie und ihr Mann Karl das Kreuzfest – vor allem wenn es in Limburg gefeiert wird – als einen Höhepunkt im Kirchenjahr empfinden. Von Kerstin Kaminsky.
Schon in den 1960-er Jahren war Karl Müller als Helfer bei den Kreuzfesten mit dabei. Als Ordner half er den Gläubigen, ihre Plätze zu finden, verteilte Textblätter und sprang ein, wo immer er gebraucht wurde. Auch seine spätere Ehefrau Magda Hensler machte sich nützlich, zum Beispiel bei der Verpflegung. „Wir gehörten beide der katholischen Jugend an. Da war es für uns selbstverständlich, bei kirchlichen Festen mit anzupacken“, erzählt der heute 83-Jährige.
Mit Fahnenschmuck für Feststimmung sorgen
Wenn Magda und Karl Müller inzwischen auch nicht mehr in Dienste einbezogen werden, so sorgen sie doch mit Fahnenschmuck an ihrem Haus an der Nonnenmauer für festliche Atmosphäre auf dem Domberg. „Immer, wenn am Dom etwas Besonderes passiert, flattern unsere vier gelb-weißen Fähnchen im Wind. Die haben sich über die Jahrzehnte erhalten und kommen selbstverständlich auch jetzt wieder zum Einsatz“, verspricht Karl Müller.
Dann wandern seine Gedanken erneut zurück. Schmunzelnd erinnert er sich an das erste Kreuzfest im Jahr 1959 mit dem Berliner Kardinal Julius Döpfner, zu dem sich Hunderte auf dem Limburger Neumarkt eingefunden hatten. „Eine Frau, die ich durch die Vereinsarbeit gut kannte, hatte gerade ein Kind bekommen, und ich wollte sie nach dem Abschlussgottesdienst im Krankenhaus besuchen“, erzählt er. Doch wo sollte er jetzt noch Blumen herbekommen? Zum Glück war es ihm und den anderen Helfern erlaubt, nach der Abschlussveranstaltung den Blumenschmuck vom Altar mitzunehmen. Allerdings kam er nicht auf die Idee, sich den Strauß noch einmal genau anzuschauen, bevor er ihn der Wöchnerin überreichte. Sie sagte ihm auf den Kopf zu, wo er die Blumen herhatte. Denn Wachstropfen auf Blüten und Blättern hatten den jungen Mann verraten.
Besonders interessant und informativ empfand Karl Müller das Kreuzfest 2018 in Limburg, bei dem die Neugestaltung der Pfarreien im Mittelpunkt stand. Auch an die Veranstaltungen mit Weihbischof Manfred Grothe, dem Mainzer Kardinal Karl Lehmann oder mit dem Diakon und Büttenredner Willibert Pauels aus dem Erzbistum Köln denkt er gern.
Karl Müller hatte seine Berufsausbildung zum Verlagskaufmann bei den Pallottinern in Limburg absolviert und fühlt sich deshalb dieser Gemeinschaft besonders verbunden. So ging ihm das Kreuzfest 2019 mit der Seligsprechung von Pater Richard Henkes besonders nah. „Im Herzen bin ich ja selbst ein Pallottiner“, sagt Karl Müller, und seine Gedanken schweifen ein Jahr zurück. Nach dem Abendlob seien alle Anwesenden zu einem gemeinsamen Imbiss eingeladen worden. „Dabei kam ich mit zwei Herren meines Alters ins Gespräch. Obwohl wir uns noch nie zuvor begegnet waren, entdeckten wir eine Menge gemeinsamer Erinnerungen“, freut sich Karl Müller noch heute. Bei den beiden Senioren handelte es sich um die Pallottiner-Patres Schuchard und Weißer, die vor 65 Jahren am Bischof-Vieter-Kolleg zur Schule gingen. Damals unterrichtete man die Schüler dort nur bis zur Mittleren Reife. Also wechselten die beiden als Heranwachsende für das Abitur auf das Limburger Gymnasium, wo einst auch Karl Müller seine Reifeprüfung abgelegt hatte. „Wir hätten wohl noch Stunden weiter über die Lehrer, unsere alte Schule und die damalige Zeit plaudern können. Das war eine Begegnung, die man nicht vergisst“, schwärmt Karl Müller.
Die Eheleute Müller hoffen sehr, dass sie trotz der Corona-Beschränkungen zu den Glücklichen zählen, die am Eröffnungsgottesdienst im Bischofsgarten dabei sein können. „Wir vermissen die Gemeinsamkeit sehr“, sagt Magda Müller.
Jeder Mann zog den Hut vor dem Kreuz am Weg
Die große Bedeutung des Kreuzes in ihrer Herkunftsfamilie macht die 77-Jährige an einer Begebenheit aus dem Jahr 1947 deutlich. Zum Dank, dass wieder Frieden herrschte, hatte ihr Großvater das Kreuz an der Diezer Straße/Ecke Rohrweg gestiftet und feierlich einweihen lassen. Und nicht nur das. Damit es auf immer und ewig dort stehen bleibt, hatte der Großvater den Platz sogar im Grundbuchamt eintragen lassen. „Wir Kinder waren sehr stolz auf dieses Kreuz und darauf, dass jeder Mann im Vorbeigehen den Hut davor zog“, erinnert sich Magda Müller.
Dieser Artikel ist Teil der Extra-Ausgabe zum Kreuzfest, die Sie hier kostenlos herunterladen können.