Erklärungen zur "Johannesminne"

Das Totenbildchen für Kardinal Lehmann

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Christus und sein Lieblingsjünger Johannes sind auf dem Totenbildchen des Kardinals abgebildet. Lesen Sie mehr über eine Skulptur, die der Kardinal besonders schätzte: die so genannte „Johannesminne“. Von Ruth Lehnen.

Die Johannesminne
Die Johannesminne aus dem Heiligkreuztal. Kunstverlag
Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 
Foto: Erwin Reiter, Haslach

Zur Erinnerung an Kardinal Lehmann hat das Bistum ein „Totenbildchen“ herausgegeben, das seine wichtigsten Lebensstationen aufführt und das viele Menschen in ihre Gebetbücher legen werden. Vorn abgebildet ist eine „Christus-Johannes-Gruppe“ aus dem Heiligkreuztal, die dem Kardinal besonders lieb war. Er schrieb darüber in einem Brief vom 5. Juli 2017, er sei immer, wenn er in der Heimat seiner Eltern war, auch nach Heiligkreuztal gefahren.

Bei der „berühmten und von mir besonders geliebten Johannesminne“ (Lehmann) handelt es sich um eine aus Nussbaumholz geschnitzte Skulptur aus der Zeit um 1310. Sie gehört zu den so genannten Andachtsbildern, die vor allem in Frauenklöstern verbreitet waren. Der Jünger Johannes, von dem es im Evangelium heißt, er habe beim letzten Abendmahl an der Brust Jesu geruht, ist mit geschlossenen Augen dargestellt: Ein Bild großer Innigkeit, das nicht nur Müdigkeit am Ende eines langen Weges ausdrückt, sondern auch Dankbarkeit und vollkommenes Vertrauen.

Das Andachtsbild aus dem Zisterzienserinnenkloster Heiligkreuztal zieht den Betrachter hinein in diese besondere Zweisamkeit: Es regt an, es dem Jünger nachzutun und sich ganz dem Herrn ans Herz zu legen. Und so wird auch das Wort „Johannesminne“ verständlich: Es ist die Liebe zum Herrn (Minne), die hier besonderen Ausdruck findet.

Bischof Peter Kohlgraf griff in seiner Predigt im Requiem für Kardinal Karl Lehmann das Bild der Johannesminne auf: „In seinen Texten gibt uns der Theologe Karl Lehmann nicht zu offensichtlich EInblick in seine ganz persönliche Frömmigkeit. Man muss genau hinschauen. Das Bild der Johannesminne aus Heiligkreuztal hat er besonders geschätzt, dieses Bild hing auch über seinem Sterbebett, wir haben es auf dem Gedenkbild abgedruckt. (...) Ich sehe heute dieses Bild auch als ein Bild der Hoffnung unseres Kardinals angesichts von Krankheit, Sterben und Tod. Seine Hoffnung ist Christus selbst, seine Liebe über den Tod hinaus. Liebe ist das entscheidende Fundament des Glaubens, auch des kirchlichen Handelns."