Anstoss 41/19
Demokratie
England liefert im Hickhack des Brexit ein Zerrbild von Demokratie. In den USA kostet ein Wahlkampf Milliarden und wird dreckig geführt. In Deutschland begegnet uns Demokratieverdruss.
Wie oft werden Entscheidungen gefällt, ohne die Betroffenen genauer anzuhören? In Gebietsreformen sind beispielsweise Dörfer entmündigt worden. Kein Wunder, dass sich viele abgehängt fühlen. Ähnliches könnte bei den Strukturreformen unserer Pfarreien passieren. „Ihr macht uns die Kirche kaputt…“, analysiert der Theologe Daniel Bogner den Reformstau. Trotz ihrer Schwächen ist die Demokratie die am wenigsten schlechte Staatsform! Gewaltenteilung ist notwendig. Die „Vierte Gewalt“, die freie Presse, auch. Wie undemokratisch geht es oft in der Wirtschaft zu! Wieviel Machtmonopol hat etwa Google?
Kirche sei keine Demokratie, höre ich immer wieder. Stimmt. Demokratie heißt Herrschaft des Volkes. Uns soll es um das Reich Gottes und Seine Gerechtigkeit gehen: Unser Gott – und wir, sein Volk. Wer in die Hebräische Bibel schaut, findet wiederholt den Beleg, dass Gott einen Treuebund mit uns schließt. „Ich habe meine Weisung in ihre Mitte gegeben und werde sie auf ihr Herz schreiben. Ich werde ihnen Gott sein und sie werden mir Volk sein.“ (Jer 31,33b) Jesus übersetzt die Souveränität Gottes so: „Nur einer ist euer Meister, ihr alle seid Schwestern und Brüder“ (Mt 23,8). Hierarchie, ursprünglich „heilige Ordnung“, kann christlich nur bedeuten, dass wir uns von Jesu Geist leiten lassen.