Treffen der Kolpingsfamilien der Region Ost
Den „kleinen Funken Hoffnung“ bewahren
Eucharistiefeier am Ende des Regional-Kolpingtages in Hettstedt. Links von Bischof Gerhard Feige Generalpräses Monsignore Ottmar Dillenburg, rechts ein Gast aus Rumänien: Pfarrer George Radulesco | Foto: Bernhard Wolfrum |
„Der Tag in Hettstedt war super“, sagt Elvira Nowatius, Sprecherin des Leitungsteams der Kolpingsfamilie Leipzig-Schönefeld. „Die vielen Angebote waren toll. Ich selbst war beim Workshop ,Geistliche Leitung‘, mich hätte aber auch das Forum mit Bischof Gerhard Feige „Von der Missbrauchsstudie zum synodalen Weg“ interessiert oder die handwerklichen Workshops ,Backen‘ und ,Tischlern‘. Der Gottesdienst mit dem dem Bischof und dem Gospelchor Rainbowsingers war ein Erlebnis. Die Atmosphäre war einfach gut.“ Wie Elvira Nowatius empfanden viele Teilnehmer den Kolpingtag im Mansfelder Land als eine gute Möglichkeit zum Wiedersehen, zu Austausch und der Erfahrung einer größeren Gemeinschaft.
360 Kolpingschwestern- und brüder aus den (Erz-)Bistümern der Region Ost hatten sich dazu im Kolping-Berufsbildungswerk (KBBW) Hettstedt eingefunden. Weitere 90 Personen, davon 50 aus dem KBBW waren nach Angaben von Kolping-Regional-Sekretär Norbert Grellmann an der Vorbereitung und Durchführung beteiligt. Der Kolpingtag der Region Ost, der nach 2009 und 2013 zum dritten Mal stattfand, stand unter dem Motto „Quellen des Miteinanders“.
Die Hoffnung „als kleine Flamme im Sturm“
Der Schirmherr und Magdeburger Bischof Gerhard Feige ermutigte die Kolpingmitglieder in der Eucharistiefeier am Ende des Tages, „den ,kleinen Funken Hoffnung‘ zu schützen und zu nähren, der den Menschen gegeben ist. Ja, die Hoffnung habe es derzeit ziemlich schwer angesichts „des islamischen Terrorismus“, „der Zunahme rechtspopulistischer Tendenzen“, verschiedener Naturkatastrophen, „des Abwärtstrends der demografischen Entwicklung in weiten Teilen unserer Region“. Allerdings, so der Bischof, sei dies wohl noch nie anders gewesen. Dass die Hoffnung durchaus „eine Zumutung“ ist, sei allein schon im persönlichen Leben immer wieder erfahrbar. Andererseits könne der Mensch die Gegenwart ohne Hoffnung kaum aushalten. Und es gebe ja Hoffnungszeichen. Hoffnung machen könne, dass „immer etwas noch anders kommen kann als befürchtet, erwartet oder geplant“. Auch die Erinnerung an die Überwindung von Krisen und Neuanfänge im eigenen oder dem Leben anderer, aber auch in der Gesellschaft könne Hoffnung wecken.
„Zur Hoffnung anregen“, so der Bischof, „kann vor allem die Erinnerung an die biblische Geschichte vom Unheil der Menscheit und vom Heilshandeln Gottes. … Es ist das innerste Geheimnis Gottes, er vermag alles zu erneuern und machtvoll umzugestalten.“ Auch Adolph Kolping habe „unbeirrbar an der Hoffnung festgehalten, dass Gott mit ihm ist, und dass er ihm die Kraft gibt, sich für seine Mitmenschen einzusetzen“. Es komme darauf an, wie es der tschechische Priester Tomas Halik einmal geschrieben habe, „die Hoffnung wie eine kleine Flamme im Sturm zu pflegen, zu behüten und zu schützen – vor der Versuchung der Hoffnungslosigkeit, gleichzeitig auch vor ihrer Verderbnis, vor ihrer Verfälschung, vor dem, was ein falscher Einsatz für sie wäre: die Illusion, die Projektion unserer Wünsche, utopische Versprechungen oder ein naiver Optimismus ...“
Diözesan-Präses Armin Kensbock segnet einen Gedenkstein, der im Kolping-Berufsbildungswerk Hettstedt nun an den Regionaltag erinnet. | Foto: Christina Schumann |
Zu Beginn des Tages hatte es für die Kolpingmitglieder viele Angebote gegeben, sich zu informieren, kreativ oder sportlich aktiv zu werden, Musik zu lauschen. Ein wichtiges Anliegen des Kolpingwerkes in Deutschland ist es seit einiger Zeit, dass Laienmitglieder die geistliche Leitung in ihren Kolpingsfamilien, -einrichtungen und -verbänden übernehmen, sagte der Regionalvorsitzende der Region Ost, Andreas Brock. Bei einem Workshop mit der Geistlichen Leiterin des Kolpingwerkes Deutschland, Rosalia Walter, gab es deshalb Gelegenheit, sich mit dem Aufgabenfeld vertraut zu machen.
In ihren Ausführungen machte Rosalia Walter zunächst deutlich, wie es seit der Zeit Kaiser Konstantins zu einer Trennung zwischen dem Klerus als den vermeintlich „Geistlichen“ und dem übrigen Gottesvolk gekommen ist. Erst in den letzten vielleicht 100 Jahren werde auch im Zusammenhang mit dem Konzil deutlich, dass alle Getauften Geistliche sind, weil alle in der Taufe die priesterliche Würde empfangen. Um so mehr sei es an der Zeit, dass Laien in den Kolpingsfamilien ein geistliches Leitungsamt übernehmen. Das Kolpingwerk bietet dafür Weiterbildungen an.
Unter den Gästen des Regionaltages waren der Generalpräses des Kolpingwerkes, Monsignore Ottmar Dillenburg, sieben tschechische Kolpingmitglieder aus Prag, darunter fünf junge Leute, und Vertreter vom Kolping Integrationszentrum im rumänischen Caransebes, für das auch die Kollekte gesammelt wurde.
Vor dem Abschlussgottesdienst segnete der Kolping-Präses des Bistums Magdeburg, Pfarrer Armin Kensbock, in Vertretung von Regionalpräses Pfarrer Wolfgang Křesák einen Gedenkstein für den Tag. Der von Steinmetz Alexander Brock geschaffene Stein erinnert nun im KBBW Hettstedt an den dritten Regionaltag Ost.
Nach Angaben von Andreas Brock gibt es in der Region Ost zirka 4500 Mitglieder des Kolpingwerkes, darunter nur begrenzt junge Menschen. Es sei wichtig, dass sich die Kolpingsfamilien mit den Einrichtungen wie dem KBBW „als Einheit verstehen“. Ein Angebot wie der Regionaltag sei dafür eine gute Chance. Im Kolping-Berufsbildungswerk Hettstedt werden rund 250 junge Menschen mit Handicaps durch berufsvorbereitende Maßnahmen, Ausbildung, aber zum Teil auch betreutes Wohnen auf ein eigenständiges Leben vorbereitet.