dennoch-Konferenz gibt Impulse für den Glauben

Denn noch sind viele tolle Leute dabei

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Zwei Frauen und ein Mann denken mit Hilfe von Legosteinen über die Zukunft der Kirche nach
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Foto: Theresa Meier

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Mit Hilfe von Lego: In den Workshops ging es auch mal sehr kreativ um die Zukunft der Kirche.

Mehr als 500 Haupt- und Ehrenamtliche trafen sich in Hannover zu „Dennoch. Konferenz für Neues in der Kirche“. Sie schauten nach vorne und ließen sich inspirieren: von Gottes Wort, von einander und von Expertinnen und Experten.

Es ist ungewöhnlich, wie offen Menschen sein können gegenüber völlig Fremden. Wie schnell sie nicht abstrakt über Strukturfragen reden, sondern über sich selbst. Über das, was sie antreibt und verzweifeln lässt. Über das, was sie glauben und hoffen. Über sehr persönliche Lebenserfahrungen. Und das, obwohl sie ganz zufällig mit drei, vier anderen in Gruppe 27 oder Gruppe 58 eingeteilt wurden und sich vorher noch nie gesehen haben.

Dass das bei „dennoch. Konferenz für Neues in der Kirche“ am vergangenen Wochenende in Hannover gelang, hat wohl damit zu tun, dass die über 500 Menschen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, aus Skandinavien, den Niederlanden, Belgien und Frankreich einen Wunsch teilen: Sie wollen dennoch Kirche sein.

Konferenz, Tankstelle,Ideenbörse und Oase

Das Treffen wurde organisiert und verantwortet vom Zentrum für angewandte Pastoralforschung an der Ruhr-Universität Bochum, vom Bistum Hildesheim, dem Bonifatiuswerk und der Porticus-Stiftung – und es jonglierte mit vielen Bällen: Es war Konferenz mit Vorträgen und theologischen Reflexionen; spirituelle Tankstelle mit Gottesdienst, Musik und geistlichen Impulsen; Trainingscamp mit Workshops, die Handwerkszeug für die praktische Arbeit versprachen; Vernetzung für haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende; Wohlfühloase in schönem Ambiente mit gutem Essen und Trinken. 

An der Stimmung unter den Teilnehmenden konnte man spüren: Die Jonglierübung ist weitgehend gelungen. Wahrscheinlich auch deshalb, weil alle das mitnehmen konnten, was für sie wichtig war. Da waren die Hauptamtlichen aus den Seelsorge-Abteilungen der Generalvikariate, die das Treffen kurzerhand für Absprachen nutzten und sich für die wissenschaftliche Begleitung und finanzielle Förderung von Projekten interessierten. Da waren Priester und andere pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Kirchengemeinden, die Ideen aus der Praxis für die Praxis austauschten. Da waren Ehrenamtliche, die ihre Kirche als kraftvoll, inspirierend und großzügig erlebten.

Thomas Arnold, Leiter der Katholischen Akademie Dresden-Meißen, bei seinem Vortrag auf der dennoch-Konferenz in Hannover
„Wir sind nicht hier, um zu klagen“, sagte Thomas Arnold, Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, in seinem Vortrag. Foto: Matthias Band

Etwa ein Drittel der rund 520 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren Ehrenamtliche, die weitaus meisten aus dem gastgebenden Bistum Hildesheim. „Wir haben aus allen Pfarreien Ehrenamtliche eingeladen, an der Konferenz teilzunehmen“, sagte Bischof Heiner Wilmer. „Das dient der Vernetzung, ist aber auch einfach ein Zeichen der Wertschätzung.“ 

Wilmer selbst, sagt er, schwimme hier „wie ein Fisch im Wasser“. „So viele Leute treffe ich sonst das ganze Jahr nicht.“ Und vermutlich spürt er auch so viel Optimismus das ganze Jahr nicht. „Wir sind nicht hier, um zu klagen“, sagte Thomas Arnold, Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, in seinem Eröffnungsvortrag. „Wir brauchen keine Apokalypse-Junkies.“ Stattdessen gab er Zuversicht als Leitlinie aus – das kam an.

Der Charme der „dennoch-Konferenz“ lag in der Begegnung – untereinander und mit Expertinnen und Experten, die die 25 praktischen Workshops leiteten. Selten kamen sofort umsetzbare Konzepte heraus, meist hieß es: „Was hier funktioniert, muss dort nicht auch funktionieren.“ Aber die Methoden vom Bibelgespräch bis zur Visualisierung mit Lego-Steinen, von der Ideenfindung bis zur Geldbeschaffung, von Social Media bis zum Finden von Kooperationspartnern empfanden viele als hilfreich für die eigene Arbeit. Und oft auch einfach als unterhaltsam und anregend.

„Das Gefühl, gemeinsam unterwegs zu sein, stärkt ungemein“, sagte etwa die Vinzentinerin Nicola Maria Schmitt aus Stuttgart, und die Essener Studentin Eva Kruk ergänzte: „Die Workshops haben mich inspiriert. Was ich mitnehme, ist: einfach mal machen.“ Denn noch sind ja viele tolle Leute dabei.

Susanne Haverkamp