Aus dem Magdeburger Bischofsbüro ins Kulturhistorische Museum
Der Auferstandene als Leihgabe
Zahlreiche Besucher waren bei der Präsentation im Kulturhistorischen Museum neugierig auf die Darstellung des auferstandenen Christus. Foto: Oliver Gierens |
Es ist ein Meisterwerk der italienischen Frührenaissance, über 500 Jahre alt und hing jahrelang im Büro von Bischof Gerhard Feige und seiner Vorgänger – bis seine tatsächliche Bedeutung erkannt wurde. Das Tafelgemälde „Der auferstandene Christus“ wurde aufwendig restauriert und nun vom Bistum dem Kulturhistorischen Museum in Magdeburg als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Dort ziert es jetzt die obere Kapelle und wurde vor kurzem erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
Wer ist der wirkliche Maler?
Das Bild gibt allerdings einige Rätsel auf. Es zeigt Jesus Christus im Moment seiner Auferstehung, wie er sich feierlich aus dem Sarkophag erhebt, während die römischen Wächter schlafen. Einen Fuß hat er noch im Grab, während er in der linken Hand die Kreuzesfahne hält und mit die rechte zum Segen gehoben hat. In den Schild eines der schlafenden Soldaten ist der Name „Andrea Mantegna“ geritzt. Der Maler aus Florenz gilt als Meister der Perspektive und der körperlichen Darstellung. Dennoch kann man nach Auffassung der Beauftragten für Kunst und Kulturgut des Bistums, Sabine Wolfsbauer, mit großer Sicherheit ausschließen, dass Mantegna der Maler gewesen sei. Die Details des Bildes sprechen laut einer Mitteilung des Museums eher für einen umbrischen oder römischen Künstler, der sein Handwerk hervorragend beherrschte.
Dementsprechend groß war die Freude bei der Direktorin der Magdeburger Museen, Gabriele Köster. „Heute Abend sind wir zusammengekommen, um ein Kunstwerk zu begrüßen“, sagte sie in ihrer Ansprache zur Präsentation des Gemäldes. „Wenn Sie in die obere Kapelle gehen, werden Sie überwältigt sein.“ Mehrfach dankte sie Bischof Feige und dem Bistum für die Leihgabe. Damit könne das Museum der Kapelle im oberen Stockwerk ihre ursprüngliche Funktion wieder zurückgeben. Diese war einst mit einem spätgotischen Schnitzaltar sowie einem Altarbild aus dem 16. Jahrhundert ausgestattet, die in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs im Bombenhagel zerstört wurden.
Feige: Wirkung des Bildes lässt innehalten
Bischof Feige machte bei der Präsentation in seiner Rede deutlich, wie sehr die europäische Kultur durch die christlichen Kirchen geprägt sei. Viele Menschen schätzten die christliche Kunst. Als Beispiele nannte er Händels „Halleluja“, die Johannespassion von Bach oder die Kunstwerke Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle des Vatikans. Auch wenn christliche Kunst, die in Museen ausgestellt werde, ihren eigentlichen Ort verloren habe, sollte man nicht die Wirkung unterschätzen, die von einem solchen Bild außerhalb seines ursprünglichen Ausstellungsortes ausgehen könne, so Feige. „Die Begegnung mit der Auferstehung Christi lässt einen kurz innehalten und erzählt die ganze spannungsreiche Dramatik von Tod und Auferstehung.“ Vielleicht, so der Bischof, ließen sich manche Betrachter existenziell auf diese Botschaft ein.
Wissenschaftlich untersucht und restauriert wurde das über die Jahrhunderte dunkel gewordene Gemälde zwischen 2018 und 2021 in der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Bereits im Frühjahr dieses Jahres war es während der Osterzeit für einige Wochen in der Moritzkirche in Halle zu sehen. Ursprünglich auf eine Holztafel gemalt, wurde es laut Wolfsbauer in einem „drastischen Schritt“ im 19. Jahrhundert Schicht für Schicht auf eine doppelte Leinwand übertragen. Zudem sei das Kunstwerk dreimal übermalt und damit dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst worden, zuletzt im Jahr 1888.
Von Oliver Gierens