Pfingsten und die Kirche

Der Geist Gottes lebt!

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In der Kirche hat sich eine depressive Stimmung ausgebreitet. Nichts ist gut, hört man manchmal. Aber das stimmt nicht. Denn trotz Skandalen und Streitigkeiten: Der Heilige Geist zeigt sich in vielfältiger Weise.

Eine Frau verteilt Päckchen vor einem Pflegeheim.
Lebendiger Glaube: Ehrenamtliche bringen in einem Pflegeheim Pakate vorbei. 

Von Susanne Haverkamp

Manchmal werde ich sauer. Dann nämlich, wenn Kritikerinnen und Kritiker innerhalb und außerhalb der Kirche sich zu der These versteigen, dass gar nichts gut ist in der Kirche. Dass die Strukturen des Missbrauchs und der Unterdrückung von Frauen dazu führen, dass von der Botschaft Jesu nichts übrig bleibt und der Geist Gottes sich komplett aus der Kirche verabschiedet hat. 

Ja, es gibt vieles zu kritisieren. Aber diese Pauschalurteile missachten all jene Haupt- und Ehrenamtliche, die sich mit großem Einsatz mühen, im Sinne Jesu zu leben und zu handeln. Und die täglich zeigen: Der Geist Gottes lebt in dieser Kirche. Zu Pfingsten, dem Fest des Geistes und dem Geburtstag der Kirche, seien sie gewürdigt.

Der Geist Gottes lebt – in der Erstkommunionvorbereitung. 

Im vergangenen Jahr mussten nur die Erstkommunionfeiern coronakonform gestaltet werden – und schon damals wurde viel Mühe darauf verwendet. Manche feierten draußen, andere in Kleingruppen oder einzeln in der Sonntagsmesse – und viele sagten: Es war schön, inniger sogar, ohne das ganze Brimborium, eine echte Begegnung mit Jesus.

In diesem Jahr muss die komplette Vorbereitung neu konzipiert werden und viele Gemeinden sind sehr kreativ. Von wegen Ausmalbilder per E-Mail verteilen! Stattdessen gibt es Videogruppenstunden und Erlebnisbesuche in der Kirche, Treffen an der Haustür und Spaziergangkatechesen, Gebetbücher zum Weitergeben und Impulsfilme auf der Homepage. Anstrengend war das manchmal, aber auch inspirierend für Hauptamtliche, für Katechetinnen und Katecheten, für Familien und Erstkommunionkinder. Danke dafür!

Der Geist Gottes lebt – in der Krankenhausseelsorge. 

Natürlich war es eine Katastrophe, als im ersten Lockdown die Krankenhäuser nahezu dicht waren. Schwerkranke und Sterbende konnten nicht besucht werden, oder nur unter größten Schwierigkeiten von einem einzigen Angehörigen. Das seelische Leid war (und ist) riesig, bei Kranken wie bei ihren Familien.

Und dennoch waren die Seelsorgerinnen und Seelsorger da – auf Corona- und auf anderen Stationen. Auch wenn sie sich in Plastik und Masken hüllen mussten, wenn sie nur noch im Auto zwischen zu Hause und Klinik pendelten, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Sie waren da, saßen am Bett, brachten die Kommunion, beteten, trösteten, übertrugen Gottesdienste aus der Krankenhauskapelle, telefonierten mit Angehörigen, stärk-ten das Krankenhauspersonal. „Ich war krank und ihr habt mich besucht“, der Satz ist ihnen Antrieb. Danke dafür!

Der Geist Gottes lebt – in jedem Gottesdienst. 

Nein, schön ist das alles nicht: Ostern ohne Halleluja, Friedensgruß auf Abstand, Kommunion hinter Plexiglas oder mit Hostienzange. Schön ist das nicht, dass vertraute Gesichter im Gottesdienst fehlen, weil Menschen sich nicht trauen, weil kaum Messdienerinnen und Messdiener eingesetzt werden, weil Familienmessen ausfallen.

Und doch versuchen viele Gemeinden, das Beste aus der Situation zu machen. Sie engagieren Solosänger oder Musikerinnen, damit eine gute Atmosphäre entsteht. Sie nehmen Fürbitten von denen entgegen, die nicht kommen können, oder brachten ihnen im Gottesdienst gesegnete Palmzweige oder Osterkerzen nach Hause. Sie organisieren Ordnerdienste, damit möglichst viele sicher in der Kirche Platz finden. Sie suchen Experten, die helfen, die Sonntagsmesse im Internet zu übertragen. Sie geben sich Mühe, in der Predigt Glaube, Hoffnung und Liebe zu verkünden. Sie beten für Kranke und für alle, die das Gebet brauchen.

Deshalb ist es so wichtig, dass, wenn immer möglich, Gottesdienste gefeiert werden. Nicht, weil durch sie die Pandemie auf magische Weise besiegt wird, sondern weil sie die Kraft geben können, sie zu überstehen. Danke dafür!

Der Geist Gottes lebt – bei Besuchsdiensten. 

Bewohnerinnen und Bewohner von Altenheimen haben es oft schwer. Denn es ist ja nicht nur in der Corona-Zeit so, dass viele von ihnen vereinsamen. Wenn jetzt über Besuchseinschränkungen oder -verbote geklagt wird, dann stimmt das sicher. Allerdings sollten wir auch nicht so tun, als würden Heime sonst von Besucherinnen und Besuchern überflutet.

Nein, viele alte Menschen sehen ihre Angehörigen kaum – weil die weit weg wohnen. Oder keine Zeit haben. Oder keine Lust. Da sind ehrenamtliche Besuchsdienste der Gemeinden ein Segen. Menschen, die sich einfach Zeit nehmen zum Vorlesen, Spielen, Erzählen, Zuhören, Rollstuhlschieben.

Wo das in der Pandemie nicht möglich war, haben Gemeinden neue Wege gefunden. Sie haben zu Weihnachten und zu Ostern Päckchen gepackt und verteilt. Sie haben sich mit Instrumenten vors Haus gestellt und Kirchenlieder gespielt. Sie haben Briefe geschrieben oder mit Kindergartenkindern Bilder gemalt. Sie haben aus der Hauskapelle Gebete und Lieder in die Zimmer geschickt. Sie haben mit Bewohnern und ihren Angehörigen lange telefoniert.

Natürlich muss man kein Christ sein, um das zu tun, aber oft sind es eben Christen, die es tun. Weil sie die Nächstenliebe, die Jesus gepredigt hat, leben wollen. Weil der Geist Gottes in ihnen lebendig ist. Danke dafür!

Der Geist Gottes lebt – beim Synodalen Weg. 

In der Kirche wurde immer um den richtigen Weg gestritten. Schon in der Bibel war das so, wie die Apostelgeschichte und die neutestamentlichen Briefe erzählen. Petrus und Paulus stritten sich zum Beispiel um die Heidenmission. Oder ob Sklaven und Herren nebeneinander im Gottesdienst sitzen können. Der richtige Weg ist leider nicht immer sofort zu sehen.

Wenn sich heute Katholiken streiten, dann kommt es darauf an, in welchem Geist sie es tun. Die zweite Lesung nennt etwa „Feindschaft und Eigennutz“ auf der einen und „Liebe und Langmut“ auf der anderen Seite. Daran müssen sich alle Streithähne messen lassen.

Ich bin kein Mitglied im Synodalen Weg, aber ich höre, dass das Kreuz dort nicht zur Zierde aufgerichtet ist. Gebet und Eucharistiefeier, das Hören auf Gottes Wort, das Lauschen auf Gottes Geist – das wollen die Synodalen. Ob es immer gelingt, ist eine andere Frage. Doch wer mit lauterem Herzen um den Weg der Kirche Jesu Christi streitet, den verlässt Gottes Geist nicht. Daran glaube ich fest und sage: Danke dafür!