Anstoss 25/19
Der Schlüssel des heiligen Benno
Jeder Schlüssel ist mehr als ein Gegenstand. Schlüssel gehören zum Leben. Nicht nur im Konkreten, auch sonst sprechen wir vom Schlüssel: Wir suchen den Schlüssel zum Glück, es gibt Schlüsselerlebnisse unseres Lebens, die uns prägen.
Im übertragenen Sinn haben Menschen Schlüsselpositionen inne, die in Politik, Kirche und Gesellschaft auch mit Macht und Machtübertragung verbunden sind, aber auch mit Verantwortung. Und wir kennen die berühmte Szene, wo Jesus Petrus die Schlüsselgewalt überträgt:„Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben, was du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöset sein.“ Jesus schenkt Petrus sein Vertrauen. Und so ist der Petrusschlüssel das Attribut des heiligen Petrus. In manchen Stadt- oder Kirchenwappen findet sich auch ein Schlüssel als Abbild.
Ein Schlüssel ist eng mit dem heiligen Benno – dem Patron des Bistums Dresden-Meißen – verbunden. In dieser Woche haben wir das Fest des heiligen Benno gefeiert. Er lebte im elften Jahrhundert, einer schwierigen Zeit, in der es um die Frage der Macht ging. Wer hatte Vorrang, der Papst oder der Kaiser? Hier gerät Benno, der Bischof von Meißen ist, in Konflikt mit dem Kaiser, weil er sich auf die Seite des Papstes stellt. Er wird vertrieben, muss fliehen und seine Bischofskirche zurücklassen, die er zuvor mit dem Schlüssel verschlossen hatte. Eine Legende berichtet, dass der Heilige den Schlüssel seiner Bischofskirche in die Elbe wirft, damit der Kaiser keinen Zuritt zum Gotteshaus erhält.
Als es Benno nach einiger Zeit wieder möglich war, nach Meißen zurückzukehren, hat er sich als einfacher Pilger verkleidet auf den Weg gemacht. Kurz vor Meißen machte er in einer Schänke halt und bestellte ein Fischgericht. Jetzt geschah das Wundersame, so die Legende, im Inneren des Fisches fand Benno den Schlüssel der Domkirche wieder. Jetzt erkannten alle im Pilger den Bischof Benno, der danach wieder in die Bischofskirche einziehen durfte. Deshalb gehören heute der Schlüssel und der Fisch zu den Attributen des Dresdner Bistumspatrons.
Pater Josef kleine Bornhorst, Leipzig