Synodaler Weg
Die Arbeit kommt erst noch
Der Synodale Weg geht weiter. Bei Regionaltagungen haben die Delegierten über die Sexualmoral und die Rolle von Frauen in der Kirche diskutiert. Dabei zeigte sich: Die Befürworter von Reformen sind in der Mehrheit. Und: Manche Gegensätze werden sich nicht überbrücken lassen.
Mit Diskussionsveranstaltungen an fünf Orten haben die Delegierten des Synodalen Weges vergangene Woche den Reformprozess fortgesetzt. Wegen der Corona-Pandemie war die geplante mehrtägige Vollversammlung der 230 Frauen und Männer abgesagt worden. Stattdessen trafen sich die Synodalen an fünf Tagungsorten, um in kleineren Gruppen mit ausreichend Abstand zu diskutieren. Ob in Dortmund, Frankfurt, Ludwigshafen, München oder Berlin – an allen fünf Orten gab es engagierte und konstruktive Debatten. Grundlage waren Arbeitspapiere von zwei der vier Arbeitsforen – nämlich dem Forum zur Sexualmoral und dem zur Rolle von Frauen in der Kirche.
Konkrete Beschlüsse fassten die Regionaltagungen nicht. Das war auch nicht das Ziel. Der Druck, nicht über einzelne Texte abstimmen zu müssen, dürfte wohl dazu verholfen haben, dass sehr respektvoll diskutiert wurde. Die kleinere Gruppengröße gab mehr Synodalen die Möglichkeit, sich zu Wort zu melden.
Die Bandbreite der Positionen ist groß
94 Prozent der Delegierten hätten sich angemeldet, freute sich Thomas Sternberg. Als Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ist er zusammen mit dem Bischofskonferenz-Vorsitzenden Georg Bätzing Präsident des Synodalen Weges. Für Sternberg ist die gute Beteiligung ein Zeichen, dass der Synodale Weg nicht durch die Corona-Pandemie versandet. Sternberg betonte auch das gute Miteinander: „Es stehen sich keine zwei feindlichen Lager gegenüber.“
Und dennoch: Die Bandbreite der Positionen und die Gegensätze sind groß, wobei die reformorientierten Stimmen dominieren. So sprachen sich die meisten Delegierten bei der Sexualmoral dafür aus, sich stärker an der Lebenswirklichkeit der Menschen zu orientieren, während eine Minderheit meint, die derzeitige Lehre müsse nur besser vermittelt werden. Weil die Arbeitsgruppe versucht hatte, einen möglichst breiten Konsens zwischen unüberbrückbaren Positionen zu finden, musste sie deutliche Kritik an ihrem Textentwurf einstecken. Viele Synodale forderten eine einfachere Sprache, eine größere Klarheit und mehr Mut.
Theologische Argumente gegen Betroffenheit
Klar wurde, dass es bei allem Bestreben nach Einmütigkeit am Ende aber doch auf Mehrheitsentscheidungen hinauslaufen wird. Das gilt auch für die Debatte um die Rolle von Frauen. Die Arbeitsgruppe hatte einen Textentwurf vorgelegt, der die schon vorhandenen Möglichkeiten für mehr Gleichberechtigung hervorhob. Über die Priesterweihe für Frauen sollte also erst einmal nicht diskutiert werden – und dennoch wurde sie immer wieder angesprochen und von Demonstrantinnen vor den Tagungshäusern gefordert.
Dem Synodalen Weg stehen noch heiße Diskussionen bevor. Auch, weil viel zu viele Einzelaspekte angesprochen werden. Alles soll irgendwie berücksichtigt werden. Gleichzeitig sind die Diskussionsebenen oft sehr unterschiedlich: Während die einen eher theologisch argumentieren, geht es bei anderen um persönliche Betroffenheit. Die Regionaltreffen waren eine wichtige Bestätigung auf dem Weg. Die eigentliche Arbeit kommt aber noch.
Ulrich Waschki