Den 75. Todestag Alojs Andritzkis verbrachten junge Sorben in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau

Die nächste Generation

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Den 75. Todestag Alojs Andritzkis verbrachten junge Sorben in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau, dort, wo der selig gesprochene Kaplan einst starb. Auch wenn sie einer Generation angehören, die keine Zeitzeugen mehr erlebt, ließen sie sich anrühren von Andritzkis Lebenszeugnis.


Sorbische Jugendliche am ehemaligen Standort des KZ-Blocks 26, in dem Alojs Andritzki inhaftiert war. Foto: Rafael Ledschbor

Von Rafael Ledschbor
Ich habe eine Atmosphäre der Unterdrückung an diesem Ort gespürt“, sagt die 17-jährige Laura Rehor aus Camina bei Radibor nach dem Besuch der KZ-Gedenkstätte in Dachau. Sie war eine von mehr als 40 sorbischen Jugendlichen, die zum 75. Todestag des seligen Kaplans Alojs Andritzki an den Ort seines Todes reisten. Den 3. Februar verbrachten sie mit einer ausgiebigen Führung durch die Gedenkstätte und einem Gottesdienst in der Dachauer Klosterkirche der Karmelitinnen. Von den rund 200 000 Gefangenen dieses Konzentrationslagers waren etwa 3 000 Priester, von denen ein Drittel ums Leben gekommen sind, erfuhren sie bei einer Führung. Unter ihnen waren auch drei sorbische Geistliche, der jüngste war Alojs Andritzki, der dort mit 28 Jahren durch eine Giftspritze getötet wurde.
Berührt waren die Jugendlichen nicht nur vom Anblick der ehemaligen Gaskammer und des Krematoriums. Auch der Appellplatz rief Bilder in ihren Köpfen hervor. Gefangene, die oftmals stundenlang bei jedem Wetter stehen und ausharren mussten  ...  „In der Gedenkstätte war es für mich schon unangenehm. Aber in die ehemalige Gaskammer konnte ich überhaupt nicht eintreten“, sagt die 17-jährige Rahel Selnack aus Kamenz.
Die Jugendlichen waren überrascht zu erfahren, wie Kapos,   Häftlinge mit Leitungsfunktionen, mit anderen Mitgefangenen umgingen. „Ich war geschockt und frage mich, warum Menschen so schlimm mit anderen Menschen umgehen. So etwas darf sich niemals wiederholen! Eigentlich könnten doch alle glücklich zusammenleben“, stellte die 15-jährige Raphaela Domaschke aus Naußlitz fest. Sie fügt hinzu: „Es ist schon etwas anderes, wenn man die Geschichte vor Ort wahrnehmen kann, als wenn man es nur im Unterricht oder im Fernsehen erfährt. Das müsste jeder sehen und erleben.“
Peter Zieschwauck (17) aus Quoos war ebenfalls innerlich aufgewühlt: „Ich bin erstaunt, wozu ein Mensch fähig ist, wenn er von einer Ideologie beeinflusst wird. Heute droht genauso die Gefahr, wenn versucht wird, mit einfachen Parolen Politik zu machen.“
Mehrere Jugendliche sagten, dass sie den Gottesdienst nach der Führung durch das ehemalige KZ als sehr angenehm erlebten. Sie fühlten sich dort geborgen. Altbischof Joachim Reinelt feierte die heilige Messe mit ihnen und mit Münchner Kolping-Mitgliedern. Bischof Reinelt rief in Erinnerung, dass Alojs Andritzki nach Dachau deportiert worden war, nachdem ihn ein Nazigericht in Dresden gerade freigesprochen hatte. „Sie nahmen einen Freigesprochenen fest! Einen Unschuldigen!“
Der Bischof verwies auf die Briefe des jungen Kaplans aus dem KZ, in denen er auch von seinen tiefen Momenten geschrieben hat, den tränenreichen und den Momenten der Freude. Dass jemand, der unschuldig in Haft sitzt, Freude über sein bevorstehendes Martyrium empfinden kann, sei kaum zu erklären. „Das ist ein geistliches Wunder“, sagte Joachim Reinelt. Die in Dachau inhaftierten Priester hätten erfahren, dass selbst dort Gott seine Hand nicht von ihnen wegzog.
„Mich fasziniert, wie sehr sich die jungen Leute für Alojs Andritzki interessiert haben“, sagte Diana Paulick, Referentin der Dekanatsstelle für Jugendseelsorge, nach der Rückkehr.

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