Anstoß 44/2020

Drei Lügen

Es gibt einige große Lügen, die derzeit wilde Urständ feiern. Besonders dreist sind „die System-Lüge“, die „Medien-Lüge“ und die „Diktatur-Lüge“.


Ihren Ursprung haben die drei Lügen in einer bestimmten Form von Unzufriedenheit und einer simplen Art der Weltwahrnehmung. Da gibt es nur richtig und falsch und richtig ist dort, wo der Meinungsmacher sitzt. Das ist einfach und erspart es ihren „Followern“ mit anderen um Kompromisse zu ringen, gar andere Meinungen oder Mehrheiten zu akzeptieren.
Lüge 1: die System Lüge. Sie will uns weismachen, dass wir in Deutschland gar nicht so frei sind, wie wir denken. Nein, es ist alles ganz anders, ein undurchschaubares System hält uns gefangen und Frau Merkel und ihresgleichen sind schuld daran. Dass die Letztgenannten durch freie Wahlen in die Lage versetzt wurden, dieses Land zu regieren, wird dann gern vergessen. Nun muss man durchaus nicht mit allem einverstanden sein, was die Regierung macht, Kritik gehört in unserem demokratischen Land als beinahe verpflichtend dazu. Auch ist konstruktive Kritik Aufgabe jeder sich ernst nehmenden Opposition, die versuchen soll, bessere Politik anzubieten. Dies passiert bei uns dauernd und wer da kommt und von „dem System“ erzählt, lügt.
Ähnlich Lüge 2: „Die Medien lügen alle“. Wer bitteschön sollen denn die „gleichgeschalteten Medien“ sein? Bild oder Spiegel, Kath.net oder Katholisch.de, Publik Forum oder Tag des Herrn, RTL oder ARD? Deutschland hat eine vielfältig bunte Medienlandschaft, die sehr unterschiedlich unsere Zeit beschreibt und deutet. Kein Vergleich mit dem Einheitsbrei politischer Berichterstattung der DDR. Die „Medien“ spiegeln viele Meinungen, die es gibt und wir sollten in der Lage sein, wie Paulus, „alles zu prüfen und das Gute zu behalten“.
Die 3. im Bunde ist die Diktatur-Lüge. Diktatoren leben in Nordkorea oder Weißrussland, sie lassen Menschen mit unliebsamen Meinungen foltern oder verschwinden. Wer unser freies (nicht perfektes) Land  als Diktatur bezeichnet, lügt. Wenn wir so etwas hören, sollten wir den Mund aufmachen und deutlich werden. Dann, wenn das Kritisieren in einer Art und Weise passiert, die nur abwertet und „falsche Zeugnisse“ über Menschen und unser Land abgibt, die vorne und hinten nicht stimmen.

Guido Erbrich, Biederitz