Pfarrer Joseph Müller, Pfarrer Christoph Hackethal und Pater Friedrich Lorenz

Drei Priester, die für ihren Glauben starben

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Am Sonntag, 25. August, um 10 Uhr, feiert Bischof Dr. Heiner Wilmer im Hildesheimer Mariendom eine heilige Messe für die Pfarrer Joseph Müller und Christoph Hackethal sowie für den Oblatenpater Friedrich Lorenz.

Doch nicht nur für diese drei Priester, die Opfer des Nazi-Terrors geworden sind, wird dieser Gottesdienst gefeiert. Die drei stehen stellvertretend auch für die anderen Priester, Ordensleute und Laien aus dem Bistum, die an den Folgen der Haft, der Verhöre oder der Folter gestorben sind oder direkt durch den Strick oder das Fallbeil ermordet wurden.

Für Pfarrer Müller und Pfarrer Hackethal werden schon seit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in ihren ehemaligen Pfarrkirchen zum Jahrestag ihres Todes Gottesdienste gefeiert. Und auch an Pater Friedrich Lorenz wird in seiner Heimatkirche erinnert.

In diesem Jahr nun wird diesen Opfern der Nationalsozialisten in einem zentralen Gottesdienst im Mariendom gedacht. „Sie haben ihr Leben hingegeben als treue Glaubenszeugen für Christus. In diesem Gottesdienst denken wir an sie und weitere Opfer des NS-Terrors, denn ihr Martyrium ist uns Verpflichtung“, sagt Prälat Heinrich Günther. Er ist Mitglied im Initiativkreis Seligsprechung. Seit mehreren Jahren sammelt der Kreis Unterschriften im Bistum, um den Seligsprechungsprozess für diese drei Priester anzustoßen. 
 


Pfarrer Joseph Müller

Pfarrer Joseph Müller …
… wurde in Salmünster am 19. August 1894 geboren. Seine Brüder sind Franziskanerpater Professor Dr. Ewald Müller in Fulda und Pfarrer Oskar Müller im Bistum Hildesheim. Im Ersten Weltkrieg wird er verschüttet und schwer verwundet. Er studiert in Münster und schließt sich der Katholischen Studentenverbindung (KStV) Unitas an. 1922 wird er in Hildesheim zum Priester geweiht. Sein Wirken gilt vor allem der Jugend und den Gesellenvereinen (Kolping), aber auch dem KKV.

An 12 Pfarreien ist er im Einsatz. In seinen Predigten spricht er sich klar gegen die NS-Ideologie aus. Die Gestapo verhört ihn bereits in Süpplingen und in Heiningen. In Groß Düngen ist schließlich ein Witz Anlass seiner Verhaftung. Im Zuchthaus reift seine tiefe Christus-Verbundenheit: „So viele wollte ich noch hineinreißen in das große Liebesreich  Christi; das werde ich nun von da oben für Euch tun.“ Er wird vom Volksgerichtshof „mit dem Tode bestraft“ und am 11. September 1944 in Brandenburg enthauptet. Sein Grab ist in Groß Düngen vor dem Eingang zur Kirche.
 


Pfarrer Christoph Hackethal

Pfarrer Christoph Hackethal …
… stammt aus der Pfarrei St. Marien in Hannover. Geboren am 29. März 1899. 1918 macht er das Not-Abitur am Goethe-Gymnasium. Es folgt das Studium in Münster, wo er aktiv bei der KStV Germania mitarbeitet. Kaplan in Wilhelmsburg, in Hannover St. Elisabeth und in Hildesheim St. Elisabeth, Domprediger, Seelsorger am St. Bernwardkrankenhaus – hier veranlasst er, dass man Lautsprecher in die Krankenzimmer einbaut, Pfarrer in Bündheim/Bad Harzburg.

Seine Gesundheit ist nicht stabil. Einige Gedichte weisen ihn als sensiblen und begabten  Geist aus.

Weil er Zwangsarbeitern die heiligen Sakramente nicht verweigert, wird er am 18. April 1941 verhaftet und ins Straflager Salzgitter-Hallendorf verschleppt. Er wird brutal schikaniert. Im Juli 1941 kommt er ins KZ Dachau. Sein Körper hält die Strapazen und Folterungen nicht aus. Er stirbt dort am 25. August 1942. Seine Eltern erhalten seine Asche und sein blutverschmiertes Hemd. Hunderte ziehen nach dem Requiem in St. Marien zur Beisetzung in Hannover-Strangriede.

 


Pater Friedrich Lorenz

Pater Friedrich Lorenz …
… wurde am 10. Juni 1997 in Klein Freden geboren. Seine Familie zieht bald nach Hildesheim. In der St.-Bernward-Gemeinde wächst er auf. Er möchte Oblatenpater werden und besucht seit 1911 deren Internat in Holländisch Limburg. (Viele Orden waren seit dem Kulturkampf im Deutschen Reich verboten, bildeten den deutschen Ordensnachwuchs  in den Niederlanden direkt hinter der Grenze aus.) Er wird 1916 Novize in Maria Engelport, kurz darauf einberufen an die Westfront. Nach dem Ersten Weltkrieg geht er ins Kloster der Oblaten nach Hünfeld und empfängt 1924 in Fulda die Priesterweihe.

Unter anderem wird er Pfarrer in Schwerin, später Wehrmachtspfarrer. In Stettin ist er in einem religiösen Kreis für Männer. SA-Spitzel denunzieren ihn und die Gruppe. Am 5. Februar 1943 verhaftet die Gestapo 40 Menschen, auch P. Lorenz („Fall Stettin“).

Ein Militärgericht in Torgau verurteilt ihn zum Tode wegen „Wehrkraftzersetzung“ und „Hören von Feindsendern“. Er wird am 13. November1944 in Halle/Saale auf der Guillotine hingerichtet. Sein Urnengrab ist neben der Klosterkirche der Oblaten in Hünfeld.

Edmund Deppe

 


Ihr Andenken bewahren und sie als Vorbilder verehren


Prälat Heinrich Günther

Prälat Heinrich Günther arbeitet seit mehreren Jahren im Initiativkreis Seligsprechung für die drei Priester mit:

Was bedeutet dieser zentrale Gottesdienst im Dom für Sie?

Das bedeutet für mich, dass der Glaube, den wir heute leben, darauf beruht, dass er von Generation zu Generation weitergegeben wurde, oft unter schwierigen Bedingungen oder – wie hier – unter Einsatz des eigenen Lebens. Dieser Glaube muss in jeder Generation neu bezeugt und weitergegeben werden – in der Regel in der Familie von den Eltern an die Kinder. Diese Weitergabe ist für uns eine Verpflichtung.

Wir müssen heute keine Folter oder gar den Tod befürchten, wenn wir in unserem Umfeld den Glauben bezeugen. Müsste uns da die Weitergabe nicht leicht fallen?

Im Gegenteil. Hier und heute bedroht man uns Glaubende nicht mit dem Tod. Wir müssen aber unseren Glauben bewusst leben, damit wir ihn nicht verlieren. Oft hat man sich an ihm festgehalten und aufgerichtet. Nur bezeugter Glaube stiftet neuen Glauben.

Können diese drei Priester für uns und gerade auch für junge Menschen ein Vorbild sein?

So wie alle unsere Heiligen auch. Sie haben das Ziel ihres Lebens erreicht. Das ist für uns Gott, nicht der große Konsumrausch. Und wenn die Kirche das Andenken an diese Märtyrer bewahrt und sie vielleicht irgendwann selig spricht, dann  unterstreicht sie noch einmal ihren Vorbildcharakter. Sie haben ihren Tod zu etwas Besonderem gemacht: sie haben ihr Leben bewusst für Christus gegeben. Ihr Martyrium gilt als Wunder wenn man sie selig spricht. Sie sind uns Vorbilder und Fürsprecher bei Gott.

Interview: Edmund Deppe