Christliche Reisemission in Leipzig

Durch einen Virus in Schieflage

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Die Reisebranche ist durch die Corona-Krise besonders in Mitleidenschaft gezogen. Auch die Christliche Reisemission in Leipzig trifft es hart. Geschäftsführer Günter Grünewald bewahrt sich dennoch seine Hoffnung.

Günter Grünewald (77) vor einem Werbeplakat für Israel-Reisen in den Geschäftsräumen der Christlichen Reisemission.

 

Wie viele andere Reiseunternehmen ist auch die Christliche Reisemission in Leipzig durch die aktuelle Krise in Bedrängnis geraten. „Unsere 29 Mitarbeiter mussten wir in Kurzarbeit schicken“, erläutert Firmengründer und Geschäftsführer Günter Grünewald. Der Fortbestand der Firma, die bisher solide gewirtschaftet hatte, werde ohne Finanzhilfen der Bundesregierung wohl nicht zu sichern sein, schätzt er ein.
Mit über 300 Reisegruppen ist die Christliche Reisemission weltweit jedes Jahr auf Pilger- und Bildungsreisen unterwegs, rund ein Drittel davon führen ins Heilige Land. Seit Anfang März müssen Reisen abgesagt werden. Die verhinderten Reisenden bekommen ihre angezahlten Kosten erstattet. Die Lage, in der die Umsatzverluste das Unternehmen gebracht haben, ist typisch für die Branche. Besonders hart trifft es die christliche GmbH aber, weil sie bisher bewusst keine großen Finanzpolster eingeplant hat. Der evangelische Pfarrer Günter Grünewald hatte die Reisemission vor 21 Jahren  gegründet, weil er selbst immer wieder erlebt hatte, wie wertvoll Reisen für den Aufbau seiner Gemeinden waren. Viele Menschen, die zuvor nur sehr distanziert Kontakt zur Gemeinde hatten, fanden durch Reisen Zugänge. Insbesondere die Reisen an biblische Stätten, die er und sein Team inhaltlich und spirituell mit vorbereiten und begleiten, sieht er als einzigartige Wege christlicher Verkündigung. Mit Absicht hat er die Reisepreise deshalb knapp kalkuliert, so dass Gemeinden möglichst viele Menschen mitnehmen können.
Zu den christlichen Reisegruppen, die – zur Hälfte evangelisch und katholisch – etwa 90 Prozent der Kundschaft ausmachen, bestehe ein sehr vertrauensvolles Verhältnis. Mehrere Gruppen hätten von sich aus angeboten, die gebuchten Reisen auf nächstes Jahr zu verschieben und die gezahlten Beiträge auf dem Konto zu belassen. „Das hilft uns doppelt“, freut sich der Geschäftsführer. Es fördere nicht nur die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens in der aktuellen Krise, sondern erspare auch einigen Arbeitsaufwand. Eine Reise „rückentwickeln“ mache fast ebenso viel Arbeit wie sie zu organisieren. Er habe aber großes Verständnis, wenn Kunden ihr mühsam erspartes Reisegeld in der Krise nun dringend brauchten.
Verluste in Höhe von einer halben Million Euro habe der Betrieb gegenwärtig allein dadurch, dass die im voraus bezahlten Agenturen, die in den Zielländern Hotelbuchungen, Reiseleiter, Eintrittsgelder und Busfahrten organisieren, die Gelder nicht zurückerstatten.

 

Eine aus dem Fels gemeißelte Kirche in Lalibela zählt zu den  Höhepunkten der für Februar geplanten Äthiopien-Reise.

 

Eine Erleichterung könnte es für das Unternehmen sein, wenn die aktuell diskutierte Regelung umgesetzt wird, dass die deutsche Reisebranche den Kunden die Preisgelder der pandemiebedingt ausgefallenen Reisen in Form von Reisegutscheinen rückerstatten kann. Für Gruppenreise-Unternehmen wie die Christliche Reisemission würde das aber längst nicht ausreichen. Günter Grünewald hat deshalb bei der Bundes- und Landesregierung um Finanzhilfen ersucht, die nicht zurückzuerstatten sind.
Wann der Reisebetrieb wieder normal läuft, ist im Moment schwer abzusehen. Bis in den September hinein sind die Reisen bereits abgesagt, da im Falle einer kurzfristigeren Absage Stornierungsgebühren gegenüber den Fluggesellschaften anfallen würden. Bei einigen für den Herbst geplanten Reisen steht die Entscheidung noch aus.
Für das kommende Jahr ist Grünewald zuversichtlich. Die Bildungs- und Begegnungsreise zum Beispiel, die vom 5. bis 15. Februar in den Norden-Äthiopiens führen soll, sieht er nicht in Gefahr. Interessenten können sich für diese Rundreise unter Leitung des katholischen Theologen Thomas Körner übrigens noch anmelden. Sie führt an wichtige Stätten der äthiopisch-orthodoxen Kirche, der einzigen bis heute bestehenden vorkolonialen Kirche Schwarzafrikas.

www.reisemission-leipzig.de

Von Dorothee Wanzek
 

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