Friedensfest in Ostritz

Ein Bild des Zusammenhalts

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Den alkoholumnebelten Hassbotschaften eines Nazifestivals setzte das Friedensfest auf dem Ostritzer Markt vergangenes Wochenende lebensfrohe Signale für Mitmenschlichkeit und Demokratie entgegen.


Als Symbol für den Frieden ließen junge Mädchen am 21. April Brieftauben vom Ostritzer Marktplatz aus losfliegen. | Fotos: Dorothee Wanzek


Lange hatten die Einwohner des 2300-Einwohner-Städtchens an der polnischen Grenze diskutiert: Beschert man einer Veranstaltung von mehreren hundert Neonazis mit einer Gegenveranstaltung zusätzliche öffentliche Aufmerksamkeit, trägt womöglich gar noch zur Eskalation von Gewalt bei?
Michael Schlitt, der Geschäftsführer des in Ostritz Internationalen Begegnungszentrums am Kloster St. Marienthal war sich von Anfang an sicher: Einer Veranstaltung wie dem europaweit beworbenen Schild- und Schwert-Festival ist das Medien-Echo ohnehin sicher. Offen war aus seiner Sicht nur die Frage, welche Rolle die Ostritzer Zivilgesellschaft in der Medienberichterstattung spielen würde: Sollte von Bürgern zu hören und zu lesen sein, die Rechtsradikalen verängstigt und widerstandslos das Feld überlassen, sollte man das Schweigen der Ostritzer gar als Zustimmung interpretieren können? Michael Schlitt wollte, dass Ostritz mit einem selbstbewussten und friedlichen Signal an die Öffentlichkeit tritt: „In unserer Stadt lassen wir keinen Raum für Rassismus, Ausländer- und Demokratiefeindlichkeit.“ Er gewann dafür Unterstützer in den Vereinen, Einrichtungen und Kirchen der Stadt und bei vielen Bürgerinitiativen und Kulturschaffenden der Region. Auch politisch fand sich ein breites parteiübergreifendes Bündnis. Der Katholikenrat des Bistums Dresden-Meißen hatte Gemeinden aufgerufen, das Ostritzer Friedensfest mit ihrer Präsenz und ihren Gebeten zu unterstützen.
„Unsere Hoffnungen haben sich voll erfüllt“, sagt Michael Schlitt am Ende des Wochenendes. Rund 3000 Mitfeiernde haben die Veranstalter gezählt. Gewaltsame Zusammenstöße zwischen Besuchern des Nazifestivals und einer anderen, von den Linken organisierten Gegenveranstaltung sind – wohl nicht zuletzt wegen der massiven Polizei-Präsenz – ausgeblieben. Ein Bürgerfest voller Kreativität, Charme und interkultureller Vielfalt hat das Bild der Stadt bestimmt.
Von einer „neuen Qualität an Solidarität und Gemeinschaft“ sprach die Grünen-Landtagsabgeordnete Franziska Schubert während der Veranstaltung. Diese Erfahrung gebe Energie und sei tragfähig für die Zukunft.

Auf zwei großen Transparenten war auch Papst Franziskus beim Friedensfest präsent mit seiner Botschaft: Mischt euch ein!

Unter den Vereinen und Initiativen, die sich auf dem Marktplatz mit Ständen, Musik und Mitmach-Aktionen beteiligten, war neben DGB und Naturschutzstiftung, Caritas, Synagogen-Förderverein und Mehrgenerationenhaus auch ein Team der Katholischen Jugendseelsorge des Bistums. Die jungen Frauen und Männer kamen mit Passanten ins Gespräch über ihre Hoffnungen für die Zukunft und luden sie ein, eigene Hoffnungsgedanken aufzuschreiben und mit Luftballons aufsteigen zu lassen. „Fremdenfeindlichkeit wächst in einer Atmosphäre der Angst“, erläutert Daniela Pscheida-Überreiter, die Leiterin des Fachbereichs Jugendpastoral. „Als Christen haben wir der Angst etwas entgegen zu setzen. Wir sind von großer Hoffnung geprägt.“

Von Dorothee Wanzek

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