Gemeinschaftstag der Frauen für das Bistum Görlitz

Ein Blick aufs Ordensleben

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In Neuhausen fand der traditionelle Gemeinschaftstag der Frauen für das Bistum Görlitz statt. „Als Frau mit Benedikt im Glauben wachsen“ war das Thema. Inhaltlich ging es dabei vor allem um das Ordensleben.

Ein Bibliolog – eine Methode zum Auslegen von Bibeltexten in der Gruppe – war eines der Angebote, aus dem die Frauen auswählen konnten: Leiterin Monika Schulze (stehend) und Teilnehmerinnen. | Foto: Matthias Holluba

„Ich nehme regelmäßig teil. Jedes Mal gehe ich mit neuen Erkenntnissen nach Hause, heute zum Beispiel über das Ordensleben. Das ist gar nicht so weltfremd, wie ich es mir immer vorgestellt habe“, sagt eine Teilnehmerin des Gemeinschaftstages für Frauen im Bistums Görlitz. Er fand am vergangenen Samstag im Don-Bosco-Haus Neuhausen statt. 70 Frauen aus dem ganzen Bistum waren gekommen, um über das Thema „Als Frau mit Benedikt im Glauben wachsen“ nachzudenken.
Das Thema leitet sich vom Jahresmotto des Bistums Görlitz ab, das den Mönchsvater Benedikt und seine Regeln für das klösterliche Leben in den Mittelpunkt stellt, erklärte Ingrid Schmidt, Referentin im Seelsorgeamt. Anlass ist die für den 2. September in Neuzelle geplante Gründung eines Zisterzienserpriorates durch Mönche aus dem Stift Heiligenkreuz im Wienerwald.
Zusammen mit Frauen aus Finsterwalde hatte Ingrid Schmidt den Tag vorbereitet. Die Teilnehmerinnen konnten aus verschiedenen Angeboten wählen – vom Tanz über Ordensquiz und die Filmvorführung „Auszeit im Kloster – Balsam für die Seele“ bis zu verschiedenen Bibelarbeiten. Daneben gab es eine Singerunde und die Abschlussandacht.
 
Ordensfrau berichtet von ihrem Leben
Zu den Angeboten gehörte eine Gesprächsrunde mit Schwester Marion Sproll, die seit einem Jahr in Cottbus lebt. Sie gehört zur Gemeinschaft der Sießener Franziskanerinnen. Die Gemeinschaft entstand um 1900 und widmete sich am Anfang besonders der Bildung von Mädchen und jungen Frauen. Sr. Marion erzählte von ihrem Weg ins Kloster und als Ordensfrau. Als junge Frau habe sie durch den Brand des Bauernhofes ihrer Familie die Erfahrungen der Vergänglichkeit gemacht: „Ich will für etwas leben, das bleibt“. In der Zeit der Vorbereitung auf den Klostereintritt habe sie sich die Frage gestellt, ob sie der Liebe zu Gott und Gottes zu ihr trauen könne, denn sie habe auch die Erfahrung des verborgenen Gottes gemacht. Inzwischen lebt sie 40 Jahre als Ordensfrau, doch sei die ganze Zeit ein „Weg des Suchens“.
Für die Franziskanerinnen hat sich Sr. Marion entschieden, weil sie eine pilgernde Gemeinschaft sind. Während Ordensleute in benediktinischer Tradition häufig ihr Leben lang an einem Ort bleiben, wechseln die Franziskaner regelmäßig ihr Kloster. Sie habe sich für die Gründung einer Niederlassung in Cottbus eingesetzt und ist gerne hier. „Das Einzige, was ich vermisse, sind die Berge.“
Ebenso begehrt bei den Teilnehmerinnen war das Angebot von Ingrid Schmidt über „Leben und Regeln des heiligen Benedikt“. Sie stellte im Schnelldurchlauf Grundzüge der benediktinischen Ordensregeln dar. Eine der bekanntesten Zusammenfassungen ist die Formel „Ora et labora – bete und arbeite“, auch wenn sie sich so gar nicht bei Benedikt findet. Seine Regeln wollen helfen, den Glauben in den Alltag zu integrieren. „Wir leben in Gottes Gegenwart. Überall haben wir mit ihm zu tun.“
In der Schlussandacht ging Seelsorgeamtsleiter Markus  Kurzweil auf die enge Beziehung zwischen Benedikt und seiner Schwester Scholastika ein. Dabei erzählte er vom Regenwunder: Die Geschwister trafen sich regelmäßig. Beim letzten Treffen vor ihrem Tod wollte Scholastika, dass ihr Bruder länger bleibe, dieser aber wollte sich nach seinen Ordensregeln richten, nach denen er im Kloster übernachten musste. Daraufhin weinte Scholastika und es begann zu regnen, so dass Benedikt sich nicht auf den Weg zum Kloster machen konnte. Markus Kurzweil verwies auf Erkenntnisse der Wissenschaften, die ermittelt haben, dass Männer im Jahr durchschnittlich 17 Mal weinen und Frauen 64 Mal. „Wenn sich diese Tränen mit Gebet verbinden, können sie einiges anrichten. Wir können in der Welt einiges verändern durch unser Gebet und manche Träne.“
 
Von Matthias Holluba

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