Anstoss 20/19
Ein Blick zum Himmel
„Wer an einem Kirchturm hinaufschaut, richtet den Blick zum Himmel.“ So begann eine Fürbitte bei unserem Kirchweihjubiläum.
Kirchtürme sind markante Punkte im Ortsbild, Turmuhr und Glocken geben Orientierung im Tageslauf. Kirchtürme locken zum Besteigen, um eine gute Aussicht zu haben oder sich dem Himmel näher zu fühlen. Der Turmblick öffnet den Horizont: Der Blick wird weiter, als wenn ich nur am Boden klebe. Ich sehe „über den Kirchturm hinaus“ die Weite des Himmels und werde erinnert, dass es im Leben „mehr als alles“ gibt.
Das Deutsche hat nur ein Wort für Himmel. Also denken die meisten Menschen bei uns dabei an den blauen Himmel, manchmal wolkenverhangen und nachts voller Sterne. Diesen Himmel nennt die englische Sprache sky. Im Englischen gibt es ein zweites Wort: heaven. Ein Gospel beschreibt diesen Himmel als wundervollen Ort, erfüllt mit Gnade, Frieden, Schönheit, Liebe. Heaven meint das Mehr – den Ort, wo Gott ist.
Jesus sprach viel vom Reich Gottes beziehungsweise vom Himmelreich, wie es vor allem im Matthäus-Evangelium heißt. Dabei geht es ihm um etwas, das nicht unerreichbar weit weg oder nur im Jenseits ist, aber dennoch über uns hinaus reicht.
Jesu Botschaft beginnt mit der Zusage: das Reich Gottes ist nahe. Das Reich Gottes – also auch der Himmel – ist schon mitten unter uns, hat längst begonnen und es gilt, das immer wieder zu entdecken: Überall, wo wir spüren, dass wir leben. Überall, wo Menschen füreinander einstehen, wo sie miteinander durch dick und dünn gehen oder wieder Frieden schließen. Überall da und an vielen Stellen mehr, lässt Gott „etwas von sich gucken“, lässt sich erfahren – und wo Gott sichtbar oder spürbar ist, da ist ein Stück Himmel.
Manchmal fehlt uns die Antenne dafür – im Gebet ging es darum, dass der Blick hinauf am Kirchturm uns und all die anderen, die um ihn herum leben, erinnern will: Unser Leben ist für den Himmel gedacht und der beginnt – gern mit unserem Zutun – schon hier und jetzt. Vielerorts setzen sich Menschen, ohne selbst Christen zu sein, dafür ein, dass „die Kirche im Dorf bleibt“. Vielleicht schwingt dabei auch ein wenig die Sehnsucht mit, „dass der Himmel offen bleibt“.