Bistum Limburg

Ein Diakon – auch für den Flughafen

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Diakon Georg Fischer
Nachweis

Georg Fischer möchte als „Scout“ für die Kirche wirken, um herauszufinden, „wie wir Menschen in einer säkularen Welt mit der frohen Botschaft erreichen können“. (Bild: Ratzinger / Bistum Limburg)

Am 23. November wird Georg Fischer im Limburger Dom zum Diakon geweiht. Als Flughafenmitarbeiter hat er eine ganz besondere Mission. Warum, verrät er im Interview.

Herr Fischer, mit 52 Jahren werden Sie in Kürze zum Diakon geweiht. Was sind Ihre Beweggründe? Warum wollen Sie Diakon werden? Der Gedanke, Diakon zu werden, begleitet mich schon seit den frühen 2000er Jahren. Viele Jahre lang waren Familie und berufliche Verpflichtungen jedoch vorrangig. Erst durch die Corona-Kurzarbeit 2020 fand ich den Raum, um mich neu der Frage nachmeiner Berufung zu stellen. Mein Ziel ist es, als Diakon Brückenbauer und Botschafter für jene zu sein, die keinen Bezug mehr zu Gott und Kirche haben. Das braucht es aus meiner Sicht heute mehr denn je. Nach Jahren der Vorbereitung und intensiver Reflexion freue ich mich, in Zukunft als Ständiger Diakon im Zivilberuf für die Menschen da zu sein und ein Stück weit – wie Papst Franziskus über Diakone sagte – das „Gesicht der Kirche im Alltag der Menschen“ zu sein.

Im Berufsleben sind Sie für Digitale Kundenlösungen der Lufthansa Group tätig. Sie haben sich aber parallel zum Zivilberuf ehrenamtlich in der katholischen Kirche engagiert und 2021 mit der Ausbildung zum Diakon begonnen. Wie kann man sich das vorstellen? Nach Abschluss eines theologischen Aufbaukurses, den es bei meinem Fernstudium vor 25 Jahren noch nicht gab, begann 2021 die dreijährige pastorale Ausbildung mit Studien- und Praxiseinsätzen in Limburg und in meiner Ausbildungspfarrei in Wiesbaden. Dazu kamen Aufgaben wie die Erstellung einer Sozialraumanalyse, mein diakonisch-missionarisches Projekt „Bikes & Babbeln“, Hausarbeiten und Prüfungen. Ich nahm auch an einer Pionier-Qualifizierung für neue Ansätze von Kirche teil. Um genug Zeit dafür zu haben, habe ich meine Arbeitszeit auf 80 Prozent reduziert.

Zwei auf den ersten Blick unterschiedliche Welten. Was verbindet diese? Digitalisierung und Kirche scheinen wenig gemeinsam zu haben. Doch sowohl in meinem beruflichen Umfeld als auch im Glauben geht es darum, Menschen zu begleiten, zu unterstützen und zusammen-zuführen. In meiner Arbeit fördere ich agile Prozesse, Werte und Netzwerke. Menschen auf der Arbeit darin zu bestärken, sich gegenseitig zu unterstützen und in ihrer Einzigartigkeit wertzuschätzen, ist für mich eine Form von diakonischem Handeln – ebenso wie beispielsweise die Taufe der Kinder einer Kollegin oder Seelsorge.

Sie sind in diesem Jahr auch zum Sprecher der Katholischen Charismatischen Erneuerung für das Bistum Limburg gewählt worden … Die Katholische Charismatische Erneuerung (CE) ist seit über 30 Jahren für meine Frau und mich unsere geistliche Heimat. In diesem Jahr wurde ich zum Sprecher für das Bistum Limburg gewählt. Die CE ist eine geistliche Bewegung, der sich 120 Millionen Katholiken weltweit zugehörig fühlen. Ihr Anliegen ist es, Menschen ein „persönliches Pfingsten“ und die Nähe des Heiligen Geistes erfahrbar zu machen, sowie Evangelisation und die Einheit der Christen. Ich persönlich habe durch und in der CE erlebt, dass ich eine persönliche Beziehung zu Gott haben kann und, dass der Heilige Geist in meinem Leben wirkt – etwas, das mein Leben zutiefst bereichert und mich im Alltag trägt. In der Diözese Limburg sind wir eine eher überschaubare Gruppe und arbeiten seit einigen Jahren mit dem CE-Diözesanteam Mainz zusammen.

Was bedeutet Ihnen Ihr Weihespruch „Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern“ (Mt 28,19)? Dieser Vers erinnert mich daran, dass der Glaube nicht an den Kirchentüren enden darf. Jesus ruft uns dazu auf, hinauszugehen und ihn und seine frohe Botschaft durch Wort und Tat für alle erfahrbar zu machen. Ich möchte Menschen in ihrem Alltag begegnen, authentisch Zeugnis von meinem Glauben geben und sie – wenn sie es wünschen – auf ihrem Glaubensweg und Jüngerschaft begleiten.

Es heißt ja „Berufung zum Ständigen Diakon im Zivilberuf“ – Wie geht es nach der Weihe beruflich für Sie weiter? Kann man sich am Frankfurter Flughafen an Sie wenden als Seelsorger, After-Work Prayer, und segnen Sie auch Flugzeuge? Ja, mein Hauptberuf bei Lufthansa bleibt bestehen, weiter in 80 Prozent Teilzeit. Als Diakon möchte ich das Team der Flughafenseelsorge unterstützen und in meinem Arbeitsumfeld für Menschen da sein. Wie genau das aussehen wird, möchte ich gemeinsam mit dem Team entwickeln und ausprobieren, was Menschen anspricht und ihnen dient. Das könnte ein „After-Work Prayer“ sein, um den Arbeitstag spirituell ausklingen zu lassen. Als Diakon stehe ich außerdem Mitarbeitenden, die der Kirche und Gott fernstehen oder keinen Bezug mehr zur lokalen Pfarrei haben, für Taufen, Trauungen und Beerdigungen zur Verfügung. Sie können mich gern ansprechen – als jemand, den sie aus dem Arbeitsumfeld kennen. Und wenn es vom Unternehmen gewünscht wird, segne ich natürlich gerne neue Flugzeuge und Einsatzfahrzeuge!

Wie stehen Lufthansa und Ihre Kollegen zu Ihrer kirchlichen Berufung? Ich erhalte bisher durchweg positive Rückmeldungen. Viele Kollegen sind neugierig und einige planen, zum Weihegottesdienst zu kommen. Manche schätzen es, in mir einen vertrauten Ansprechpartner für seelsorgerliche Anliegen und Fragen zum Glauben zu haben. Auch der Kontakt zur psychosozialen Beratung der Lufthansa ist hergestellt, die offen sind, bei Bedarf den Kontakt zu mir zu vermitteln.

Stephanie Prieß