Donatus von Arezzo – Apostel der Toskana und Patron von Dresden-Meißen

Ein fast vergessener Bistumspatron

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Das Leid der Italiener in der Pandemie berührt Menschen auch hierzulande. Grund genug, den Blick auf Donatus von Arezzo zu richten, Apostel der Toskana und Patron des Bistums Dresden-Meißen.

Altaraufsatz mit Szenen aus dem Leben des heiligen Donatus im Dom von Arezzzo.    Fotos: Michael Kunze

 

Oberitalien ist derzeit vom Coronavirus besonders geplagt. Vergleiche mit Pestepidemien kursieren. Der Friedhof, auf dem im sächsischen Freiberg früher Seuchenopfer beigesetzt wurden, trägt den Namen des heiligen Donatus, der einst in Norditalien wirkte.
Nur: Was hat ein Bischof, der wohl um 362 wegen seines Glaubens ermordet wurde und von Papst Julius I. aufgefordert wurde, die Toskana zu missionieren, weshalb er später auch Apostel der Toskana genannt wurde, mit der Bergbaustadt am Rande des Erzgebirges zu tun? Warum wurde nicht nur dieser Friedhof, sondern eine Reihe von Orten und Gebäuden nach ihm benannt?
Ein Kenner städtischer Kirchengeschichte, der evangelische Theologe Karl-Hermann Kandler, gibt Auskunft: „Donatus von Arezzo“, sagt er, „ist einer der Schutzpatrone des 968 gegründeten Bistums Meißen und des Meißner Doms.“ Donatsgasse, -ring, -turm, auch das im 19. Jahrhundert abgerissene Tor im gleichnamigen Freiberger Viertel verdanken ihren Namen einer erstmals 1225 und nach Abriss und Wiederaufbau zuletzt 1521 erwähnten Donatikirche. „Es kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass sie vor dem Donatstor auf dem Gelände des heutigen Donatsfriedhofs stand“, schreibt Karl-Hermann Kandler in seiner „Kirchengeschichte Freibergs“.
Der Friedhof wurde auf Initiative des Arztes und späteren Bürgermeisters Ulrich Rülein von Calw vor der Stadt angelegt und bald Begräbnisstätte für Pestopfer.

König Otto brachte Donatus-Verehrung nach Sachsen
Warum der deutsche König Otto für das Bistum das Patronat des dann bis Freiberg „ausstrahlenden“ Heiligen wünschte, von dem noch heute Reliquien im Hauptaltar der Kathedrale von Arezzo ruhen, ist damit nicht geklärt. Laut Kunsthistoriker und Archäologe Matthias Donath rühre dies daher, dass sich Otto am Donatustag des Jahres 936 krönen ließ.

Auch am St.-Mariendom in Wurzen gibt es eine Statue des heiligen Donatus.

Der 7. August ist der Gedenktag jenes Bischofs, der als Patron der Bäcker und Epileptiker gilt und oft mit Kelch, Buch, Drachen oder Schwert dargestellt wird. Derartige Bezüge hatten in mittelalterlichen Frömmigkeitsvorstellungen große Bedeutung. Ottos Biograf Johannes Laudage schrieb ihm einen „fast magischen Glauben an die Fürsprache der Heiligen“ zu. Sein Leben lang sei der König und spätere Kaiser „um Reliquien bemüht“ gewesen.
Matthias Donath steht nicht nur dem Dombau-Verein Meißen vor. Er führt seinen Familiennamen auf den Heiligen zurück. Ursprünglich sei der Name vor allem in der vormals böhmischen, aber zum Bistum Meißen gehörenden Oberlausitz verbreitet gewesen, bevor Mobilität für Streuung sorgte. Auch als Vorname war „Donat“ geläufig.

Ministranten beteten bei Romwallfahrten am Grab des Heiligen in Arezzo
Seit der Krönung habe sich Otto dem Heiligen verbunden gefühlt. Der Meißner Dom erhielt Reliquien. Heiligenkult habe sich aber kaum ausgebildet. „Donatus stand im Schatten des Meißner Bischofs Benno (1066-1106), dessen Verehrung schon im 13. Jahrhundert bezeugt ist“, so Donath. Die einstige Kirche in Freiberg sei ein seltener Fall. Im Zuge der Reformation wurden die Reliquien nach München gebracht. Noch heute werden einige Knöchelchen in der Münchner Kirche St. Peter verwahrt, informiert Martina Außermeier aus dem Erzbischöflichen Ordinariat.
Kunsthistoriker Matthias Donath hat in einem von ihm restaurierten alten Herrenhaus in Niederjahna (Kreis Meißen) eine Donatuskapelle eingerichtet. Am 7. August 2017 wurde sie nach dem Ritus der evangelisch-lutherischen Landeskirche geweiht. Auch im Bistum Dresden-Meißen werde der 7. August weiter als Gedenktag des Heiligen begangen, sagt Generalvikar Andreas Kutschke: „Der heilige Donatus zählt zu den Bistumspatronen und kann natürlich im Hochgebet erwähnt werden.“
Die Ministranten des Bistums haben bei den letzten Rom-Wallfahrten auf der Rückfahrt in Arezzo Station gemacht und am Grab gebetet, ergänzt er. „Beten wir in diesen Tagen für die Kirche und die Menschen in unserem Bistum und in der Heimat des heiligen Donatus!“

Von Michael Kunze
 

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