Ein fließendes Gebet

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Frau klebt einen Klebepunkt auf ein Plakat.
Nachweis

Foto: Martin Innemann

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Wie soll der Franziskusbrunnen aussehen? Kirchgänger in der Christusgemeinde durften abstimmen.

Die Rostocker Christuskirche bekommt einen Franziskusbrunnen. Dazu gab es einen Kunstwettbewerb.

Rostock. In den vergangenen Jahren wurde die Rostocker Christuskirche umfangreich saniert und das Gemeindezentrum umgebaut. Nun ist alles fertig – nur eines fehlt noch: die Kunst. Die 2,9 Millionen Euro Bundeszuschüsse waren mit der Auflage verbunden, 70 000 Euro für „Kunst am Bau“ auszugeben. Welche Kunst? „Wir hatten die Idee, einen Franziskusbrunnen im Innenhof gestalten zu lassen“, sagt Pfarrer Dietmar Wellenbrock. „Franziskus passt in die Zeit und auch zur Christusgemeinde. 120 Jahre lang waren ja Franziskanerinnen bei uns tätig.“ Ausgeschrieben wurde ein Kunstwettbewerb. 17 Künstler bewarben sich, fünf kamen in die engere Wahl. Bei der Auswahl konnte die Gemeinde mitentscheiden. Alle fünf Vorschläge wurden im Foyer auf Plakaten ausgestellt. Die Kirchgänger durften je drei Wahlpunkte vergeben und auf das Plakat kleben. 

Der siegreiche Entwurf des Bildhauers Thorsten Bisby-Saludas. Foto: Thorsten Bisby-Saludas

Die Entscheidung fällte allerdings eine fünfköpfige Jury aus Fachleuten, darunter zwei Vertreter der Pfarrei. Gewonnen hat der Brunnen-Entwurf des Bildhauers Thorsten Bisby-Saludas aus Hoppenwalde (Vorpommern). Über einem rechteckigen Wasserbecken erhebt sich ein verschlungenes Stahlband, auf dem ein Gebet des hl. Franziskus eingraviert ist: „Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens, dass ich liebe, wo man hasst, dass ich verzeihe, wo man beleidigt…“ Die Inschrift soll sich im Wasser widerspiegeln und bei Sonnenlicht sogar als Schatten an der Kirchenwand zu sehen sein. „Eine vor 800 Jahren formulierte Botschaft, die aktueller nicht sein könnte, wird den Besuchern der Christuskirche anfassbar und erlebbar nahe gebracht“, sagt Thorsten Bisby-Saludas. Pfarrer Wellenbrock freut sich auf die Installation – wenn auch von der Gemeinde andere Vorschläge mehr Punkte bekamen. Im Herbst, so hofft er, wird der Brunnen im Innenhof der Christuskirche sprudeln.

ahü