Sommerserie 2019 – Teil 4
Ein Geschenk der Natur
Zum Heiligen Hauk führt der vierte Teil unserer Sommerserie. Dieser heilige Hügel in der Rhön ist ein Naturdenkmal. Geologen bezeichnen ihn als Phonolith-Härtling. Wanderer können in der Umgebung von Spahl den Verlauf der einstigen innerdeutschen Grenze entdecken. Von Evelyn Schwab.
Grenzland war das früher. Dieser Teil der Rhön war die westlichste Ecke von DDR und Ostblock. Ich nähere mich der Landschaft rund um Spahl von Gotthards her. Mit dem Auto biege ich mitten in diesem Erholungsort in die Kettener Straße ein. Immer geradeaus, über die Kreisstraße 128, gelange ich vom Landkreis Fulda in den Wartburgkreis. Es geht auf enger Straße erst steil bergan durch Waldgebiet, dann kurvig bergab.
Der Heilige Hauk ist ein Naturdenkmal mit religiösem Ort
Mit Blick nach links kann ich auf der Höhe die Reste des ehemaligen Todesstreifens erkennen. Den Landkreis habe ich gewechselt, das Gebiet des Bistums Fulda aber nicht verlassen. Erreicht habe ich den Pastoralverbund St. Elisabeth im Ulster-, Feld- und Werratal. Gleich hinter Ketten gabelt sich die kleine Straße. Ich halte mich links und erreiche Spahl. Im Ort suche ich linker Hand nach der Straße „Am Ried“. Dort entlang geht es bis zum Ende der Ortschaft.
Vom Heiligen Hauk, dem heiligen Hügel, habe ich als Naturdenkmal gehört. Der Ort ist geologisch interessant. Dort gibt es Phonolithgestein, das durch Vulkanismus entstand. Vom dunkelgrauen Basalt kann man es durch die grünlich-graue Farbe unterscheiden. Der Name Phonolith stammt aus dem Griechischen und bedeutet „klingender Stein“. Wenn man ihn mit einem Gegenstand anschlägt, gibt er einen klaren und hellen Ton von sich. Am Heiligen Hauk soll es auch ein Gipfelkreuz geben. Das zu finden, ist nicht leicht.
Zu Fuß geht es weiter, auf einem geschotterten Feldweg in Richtung Rößberg mit einer Höhe von 639 Metern. Die kleine Kuppe „Am heiligen Hauk“ ist schnell erreicht. Sie liegt 452 Meter über Normalnull. Ein Holzschild weist den Weg nach rechts bergauf zur Grotte. Die Hitze hat die Pflanzen vertrocknet. Vor allem die Gräser sind ganz gelb. Kleine Grashüpfer fliehen zahlreich vor meinen Schritten. Links und rechts des Aufstiegs wurde ein Elektro-Weidezaun aufgestellt. Am Wegrand lässt sich auch Phonolithgestein entdecken.
In einem Wäldchen versteckt liegt die Mariengrotte von Spahl
Kurz vor der Grotte wendet sich der Weg nach rechts. Ein verwunschener Pfad führt unter Bäumen hin zum Marienheiligtum. Saftiges Grün, kühlender Schatten. Vor der Marienstatue im Hang laden Bänke zum Platznehmen ein. Das ist ein angenehmer Ort der Ruhe, verdeckt von einem kleinen Wäldchen. Frischer Blumenschmuck und Kerzen zeigen: Hier hinauf kommen regelmäßig Beter.
Doch wo geht es weiter zum Gipfelkreuz? Die Weidezäune lassen eigentlich kein Durchkommen. Nach kurzem Schlupfen und Klettern und einigem Erkunden wird klar: Es gibt ganz oben ein Kreuz mit einer Bank. Der Gipfel ist aber derzeit nicht zugänglich.
Also wieder zurück. Vorbei an der Stelle, wo das Phonolithgestein am Weg durch die Erde bricht. Mit Blick auf ein weites Tal und Kegelberge aus Basalt. Vor einem jungen Baum steht eine breite Holzbank. Aufgestellt 2017, in Erinnerung an das 1200-Jahr-Jubiläum des kleinen Orts. Spahl wurde schon 817 urkundlich erwähnt. Zu Beginn des neunten Jahrhunderts besaß das Benediktinerkloster Fulda Ländereien in diesem Gebiet. In der Ortsmitte befindet sich die Kirche St. Cyriacus. Ihr Turm stammt aus dem Jahr 1504. 1728 war Weihe des erneuerten Gebäudes. Die letzte umfassende Sanierung ging 2010 zu Ende.
Wie gemalt liegt Spahl im Tal. Der Heilige Hauk schmiegt sich in die Landschaft. Das ist ein Ort, den die Natur geformt hat. Als außergewöhnliches Geschenk.
In der Rhön: So wird der Tag rund
- Das „1. Rhöner Spaßmuseum“ in Spahl zeigt die Ausstellung „Rhöner Land & Leute“. Dienstag bis Sonntag: 12 bis 20 Uhr
- Deftige Rhöner Hausmannskost und frische Forellen gibt es nebenan im Gasthof „Heile Schern“, einer 400 Jahre alten Scheune mit Biergarten.
- Im benachbarten Geisa erinnert auf dem ehemaligen Kolonnenweg das „Haus auf der Grenze“ an die Geschichte der deutschen Teilung. April bis Oktober täglich 9 bis 18 Uhr.
- Ein mittelalterlicher Ort in der Stadt ist das Geisaer Zentgericht am Gangolfiberg. (ez)
Gespürt: Grenzland-Atmosphäre
Der Heilige Hauk ist ein Ort in landschaftlich reizvoller Region. Nicht weit davon trennte der „Eiserne Vorhang“ auf 250 Kilometern das Land der offenen Fernen. Das Rhöner Grüne Band entlang des ehemaligen Todesstreifens ist heute Lebensraum für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Auf den Spahler Höhen gibt einen Rundweg, der zum Teil über den Kolonnenweg der ehemaligen innerdeutschen Grenze verläuft. In Erinnerung an die Geschichte spüre ich ein befreiendes Gefühl. Und bin dankbar, beide Teile der Rhön erleben zu können: den hessischen und den thüringischen.