Christen als Liebesbotschafter

Ein Herz für Menschen

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„Werde Liebesbote!“ – so lautet das Leitwort des Diaspora-Sonntags in diesem Jahr. Das passt, denn Liebesboten werden in unserer kriselnden Welt dringend gebraucht. Wie können wir Christinnen und Christen welche werden?

Foto: imago/Panthermedia/Lev Dolgachov
Wenn viele Menschen sich ein Herz fassen, können sie gemeinsam etwas bewegen – auch und gerade in schwierigen Zeiten.


Von Andreas Lesch

Ganz schön düster, die Themen dieser Tage. Die Corona-Zahlen in Deutschland rasen in die Höhe, Experten warnen vor einem schlimmen Winter. Die Erderhitzung bedroht das Überleben der Menschheit – und ob sie künftig entschlossen bekämpft wird, bleibt nach der Weltklimakonferenz in Glasgow zweifelhaft. An der Grenze zwischen Polen und Belarus schließlich spielen sich Flüchtlingsdramen ab. Und das sind nur die drei zurzeit prominentesten Probleme. Kein Wunder, dass die Stimmung in der Gesellschaft oft angespannt, gereizt, manchmal gar gehässig wirkt.

Da trifft es sich, dass an diesem Sonntag der Diaspora-Sonntag des Bonifatiuswerkes ist. Sein Leitwort: „Werde Liebesbote!“ Heißt: Wir Gläubigen sollen unseren christlichen Auftrag der Nächstenliebe gerade jetzt ernst nehmen. Und dadurch helfen, die Welt herzlicher zu machen – und ihre Probleme zumindest ein bisschen zu lindern.

Wie das geht? In der Corona-Krise können wir Kontakte freiwillig einschränken, vor dem Besuch bei Oma einen Selbsttest machen oder älteren Nachbarn, die noch nicht drittgeimpft sind, wieder Einkaufshilfe anbieten. Wir können Menschen Mut machen, die Angst haben. Ein gutes Wort für die Arzthelferin finden, die uns in der überquellenden Sprechstunde noch dazwischenquetscht. Und schon mal überlegen, wie Weihnachten gelingen kann, wenn die Lage weiter eskaliert. 
Um das Klima und damit das Überleben unserer Kinder zu retten, können wir verzichten, auf Flüge, Autofahren, Fleisch, Konsum. Und dürfen dabei ruhig auch liebevoll zu uns selbst sein – in dem Wissen, dass niemand perfekt lebt. 

Liebesboten sind zugewandt, offen, aufbauend, versöhnlich
 

Wir können beten für die Flüchtlinge in Belarus. Mit Freundinnen und Nachbarn über ihr Drama sprechen. Und überlegen, wie man liebevoll auf dieses schwierige Thema schauen könnte, für das es keine einfache Lösung gibt.
Liebesbote kann jeder von uns sein. Wir können den neuen Nachbarn zum Bier einladen. Bei der nervigen Kollegin auch die Stärken sehen. Dem Enkel Mut machen nach der vermurksten Mathearbeit. Wenn wir Liebesboten sind, dann sind wir: freundlich, zugewandt, offen, aufbauend, verbindend, versöhnlich. 

Wir können der Mutter mit Kinderwagen die Treppe zur U-Bahn runterhelfen. Im Supermarkt den Mann vorlassen, der nur zwei Liter Milch kaufen will. Und auf dem Parkplatz nicht gleich pöbeln, weil jemand uns die Vorfahrt genommen hat. 
Aber natürlich müssen wir als Liebesboten nicht immer lieb und nett sein. Wir dürfen uns auch mal empören. Wir dürfen, ja müssen kämpfen – für Gerechtigkeit, Solidarität, die Zukunft unserer Kinder. Wenn wir alle im Kleinen versuchen, solche Menschen mit Herz zu sein, wächst vielleicht etwas Großes daraus.