Erfurter Caritasdirektor wird zum Ständigen Diakon geweiht
Ein Lächeln im Alltag hilft
Diözesancaritasdirektor Wolfgang Langer stellt sich als Ständiger Diakon ganz neu in den kirchlichen Dienst. Ihm ist es wichtig, auf die Menschen zuzugehen. Egal ob sie Christen sind oder nicht. Für Langer steht fest: In jedem Menschen ist Gott zu finden. Zudem möchte er im Caritasverband das christliche Profil schärfen. | Foto: Holger Jakobi |
Aus welchem Grund wollen Sie Diakon werden?
Weil ich dann andere Möglichkeiten habe auf Menschen zuzugehen und ihnen das Evangelium beziehungsweise die Erfahrungen, die ich in der Gottesbeziehung gemacht habe, mitzuteilen. Für mich ist die Verbindung zu Gott in meinem Lebensalltag ganz wichtig, auch die Religiosität, die Tiefe. Daran möchte ich andere Menschen teilhaben lassen.
Wie kann das konkret aussehen?
Wenn ich zum Beispiel im Gottesdienst Aufgaben übernehme oder einer Wort-Gottes-Feiern vorstehe. Ich möchte den Menschen das Evangelium näher bringen und aufzeigen, wie es in unserer heutigen Zeit umgesetzt werden kann. Oder in meiner Aufgabe als Diözesan-Direktor der Caritas, wenn ich Menschen zuhöre, ihre Sorgen und Probleme aufnehme und darauf reagiere. Dies auch mit dem Blick, welche Stärkung uns unser Glaube ermöglicht. Entscheidend ist, sie dort abzuholen, wo sie gerade stehen. Und zum dritten, dass ich den Menschen ansehe als Person – ganzheitlich – und nicht als „Nummer oder Fall“. Für mich ist in jedem Menschen etwas Göttliches.
Und das ist nicht nur bei den Getauften der Fall?
Bei allen Menschen. Ich mag es sogar, wenn mich fremde Menschen auf der Straße ansprechen. Oft kommen sie aus sozialen Randbereichen. Sie fragen nach und hinterfragen natürlich auch mich. Oft haben sie andere Sorgen und Probleme, aber bei ihnen können diese schnell existenziell werden. Ihre Lebensgeschichten berühren mich. Ob Christen oder Menschen, die nicht getauft sind oder der Kirche fernstehen, ich habe als Diakon die Möglichkeit, Menschen abzuholen. Ich kann auf sie zugehen und sagen, warum ich etwas mache. Kann ihnen mitteilen, wie ich Gott erlebe im Umgang mit der Heiligen Schrift und aus meiner Lebenserfahrung heraus.
Wie wollen Sie das Evangelium den Menschen nahe bringen und wie erfahren Sie selbst Gott?
Ich bin oft im Gespräch mit Gott; täglich oder auch stündlich. Das geht auch unterwegs. Mitunter bekomme ich dann ein Gefühl dafür, ob etwas jetzt passt oder nicht. Man darf nicht immer eine „Rückmeldung“ erwarten, aber im Nachgang schaue ich ab und an auf meinen Lebensweg und denke mir, gut, dass es so kam oder geworden ist. Stärkung gibt es auch, wenn man etwas aussprechen darf und weiß, Gott hört mir zu. Mehr noch – er begleitet meine Wege, eine Portion „Gottvertrauen“ stärkt und ich muss nicht alles selbst machen. So erlebe ich Gott. Diese Erfahrung möchte ich gern weitergeben. Zudem meine ich, dass das ganze normale Leben ja schon eine frohe Botschaft sein kann. Ein geistliches Wort zwischendurch ist auch ein Gespräch mit Gott oder ein Gespräch mit den Menschen hat etwas Göttliches, damit hat man schon eine Gottesnähe.
Das Evangelium?
Das Evangelium ist im Bild gesprochen wie eine kleine Matrix und mitunter ein bisschen schwierig zu verstehen. Aber so kompliziert ist es oftmals gar nicht. Die meisten Texte sind zwar alt und doch relativ zeitlos. Man muss den Weg finden, wie man das Evangelium für die heutige Zeit anwenden kann. Einfach einen Text anschauen und nachdenken darüber, was er in unserem täglichen Tun bedeuten kann. Ich denke, man muss dann darüber sprechen und fragen, wie kann man andere Menschen an seinem Glauben teilhaben lassen?
Ich nenne dafür mal ein einfaches Beispiel des Lächelns, was ich schon ausprobiert habe. Wenn man durch die Stadt geht und dabei jemanden anlächelt, ohne dass man die Person kennt, dann kommt oftmals ein Lächeln zurück. Ich denke, diese Person hat dabei ein gutes Gefühl, denn letztlich geht es doch um gegenseitige Aufmerksamkeit und Wertschätzung für jeden Menschen. Das sagt uns auch unser Glaube.
Wie war Ihr Werdegang zum Diakon?
Prinzipiell ist es in östlichen Bistümern so, dass man auf den Ortsbischof zugeht und sein Interesse am Diakonenamt bekundet. Dann wird man in einen Bewerberkreis aufgenommen. Bei mir war es so, dass ich mit unserem Weihbischof darüber sprach, welche weiteren Möglichkeiten es für mich gibt. Die Bewerber wurden dann in Magdeburg an der Fachakademie für Gemeindepastoral ausgebildet. Zudem nahmen sie am Grund- und Aufbaukurs der „Theologie im Fernkurs“ Würzburg teil. Praktisch hieß das ein Wochenende im Monat in Magdeburg und dazu kamen noch noch Studienwochen. Die Würzburger Lehrbriefe wurden Zuhause erarbeitet.
Wird sich Ihr Einsatzgebiet ändern, wenn Sie als Diakon unterwegs sind?
„Meinen Altar“ – so sagt man das – sehe ich in meiner Heimatstadt Jena, wo sicher auch die ein oder andere Unterstützung möglich sein wird. Aber meine Hauptaufgabe wird es sein, hier im Caritasverband als Caritasdirektor – und nun auch als Diakon – zu wirken und die vielfältigen Aufgaben wahrzunehmen.
Haben Sie da schon Pläne, was Sie anbieten wollen?
Ja, es geht darum, dass wir das theologisch-geistliche Profil erweitern und schärfen. Es geht um die christliche Prägung, den christlichen Geist, der in unseren Häusern und Diensten erfahrbar wird. Es geht um die Würde eines jeden Menschen, dass er als Abbild Gottes gesehen und wahrgenommen wird. Darüber hinaus geht es auch darum, wie wir in unseren Einrichtungen und Diensten nach außen auftreten. Haben wir beispielsweise eine Kapelle? Wie nutzen wir diese? Haben wir Geistliche oder Ansprechpartner für theologische Fragen? Zudem sollten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Beratung, Begleitung und Verwaltung wissen, warum wir diesen Dienst der Nächstenliebe machen, das ist ja kein Selbstzweck. Das Bewusstsein für diesen christlichen Auftrag möchte ich stärken.
Wie geht es Ihnen nach einem Jahr als Caritasdirektor?
Sehr gut. Ich muss sagen, es macht mir wirklich viel Freude und ich vertiefe stetig weiter mein Wissen. Ich freue mich auch, dass nun das Amt als Diakon hinzukommt.