Gotteshaus wird Museum
Ein Ort der Erinnerungen
Die Kirche St. Petrus in Eltze bei Uetze war eine der ersten Kirchen, von denen sich das Bistum Hildesheim getrennt hat. Das war 1999. Damals griff der örtliche Heimatverein zu, kaufte das Gotteshaus und richtete ein Museum ein. Das war eine gute Idee. Ein Besuch vor Ort.
Also, ganz ehrlich: Eigentlich können die paar Katholiken froh sein, dass sie hier nicht mehr Gottesdienst feiern müssen. Einen kälteren Ort als die frühere Kirche St. Petrus gibt es in diesen Tagen wohl nicht bis hinauf zum Polarkreis. „Wir könnten ja in den Sitzungsraum gehen, in die frühere Sakristei“, sagt Horst Wildhagen, Vorsitzender des Heimatvereins. Da kann man die Heizung anstellen, aber es dauert halt, bis es ein bisschen warm wird …
Wir sind in Eltze, im Breslauer Weg. Das ist genau die Adresse, an der man eine katholische Kirche vermutet. Nach dem Krieg war das die Siedlung für die Zugezogenen, für die Flüchtlinge. Irgendwo am Ortsrand konnten sie ihre Häuser bauen und ihr Gotteshaus. Gerade dafür packten viele selbst mit an.
Jetzt, als letzte große Errungenschaft, steht die Ladeneinrichtung vom Dorfladen hier, ehemals Gemischtwaren von Heinrich Wrede. Es gibt noch Fotos vom alten Laden, und Horst Wildhagen, der den Vereinsvorstand für den Pressetermin um sich versammelt hat, blättert im Album. Der alte Wrede hatte die großen Gläser mit den Zuckerbonbons für die Kinder noch auf dem Tresen, erinnert sich Karin Heim an die sechziger Jahre. Und die konnten zum Glück noch gerettet werden.
Eine Kirche als Heimatmuseum. Warum eigentlich nicht? Gebraucht wurde das Gotteshaus Ende der 90er-Jahre nicht mehr. Die Gottesdienstbesucher verloren sich in den Bänken. Als verkündet wurde, St. Petrus zu schließen, standen ihnen die Tränen in den Augen. Aber eigentlich ahnten die Eltzer Katholiken, dass sie sich künftig Richtung Uetze orientieren müssen.
„Damals hat unser Verein zugegriffen“, erzählt Horst Wildhagen. Der wurde zwar ordentlich zur Kasse gebeten – „aber endlich konnte die umfangreiche heimatkundliche Sammlung anständig präsentiert werden.“
Die ist für einen Ort wie Eltze erstaunlich umfangreich und in den vergangenen Jahren immer wieder durch Spenden der Bevölkerung erweitert worden: Wir sitzen im Wohnzimmer zusammen, in tiefen Polstern der 50er-Jahre. „Die Möbel stammen tatsächlich aus einer Eltzer Wohnung“, heißt es. Nebenan eine Küche mit kompletter Einrichtung. Umgeben sind wir von Radios eines alten Familienbetriebes. Ein paar Meter weiter hinten Vitrinen, Fotoapparate und für damalige Zeiten hochmoderne Vergrößerungsgeräte. „Für solche Sachen hatten wir früher Fachgeschäfte. Heute gibt es nur noch die Handelsketten mit ihrem 08/15 Programm“, sagt Wildhagen bedauernd. Auch das alte Handwerk ist ausgestorben. Der Schuhmacher Friedrich Brandes ist noch auf einem alten Foto zu sehen, den Zigarrenstumpen zwischen den Lippen. Unter dem Bild ein paar handgefertigte Schuhe für besondere Tage. „So was gibt es doch heute gar nicht mehr.“ sagt Vorsitzender Wildhagen.
Als Gotteshaus zu erkennen ist die Kirche St. Petrus fast 30 Jahre nach ihrer Schließung noch immer. Der Beichtstuhl steht gleich neben dem Eingang. Auch die Glocken läuten, wenn zum Beispiel ein altes Gemeindemitglied gestorben ist. „Als Kirche ist das Haus noch in guter Erinnerung. Aber das Bistum und wir haben für ein Gebäude, das nicht mehr gebraucht wird, eine gute Lösung gefunden“, sagt Horst Wildhagen.
Geöffnet ist das Heimatmuseum von Eltze nach telefonischer Absprache unter 051737 / 12 50
Stefan Branahl