Diakonweihe verschoben für fünf Kandidaten
„Ein schönes Abenteuer“
Auch sie müssen sich gedulden: die fünf Kandidaten, die am Wochenende zu Diakonen geweiht werden sollten. Die geltende Kontaktsperre macht ein Verschieben nötig. Vorgestellt werden können sie aber hier schonmal. Von Heike Kaiser.
Diakonenweihe verschoben. Der Grund: Im Bistum Limburg werden wegen der Corona-Krise zur Zeit keine öffentlichen Gottesdienste mehr gefeiert. Wann die fünf Kandidaten nun geweiht werden, steht noch nicht fest.
Die fünf Männer sind auf dem Weg zum Priestertum. Sie schildern im Gespräch mit dem „Sonntag“, wie sie sich in den Prozess der Kirchenentwicklung einbringen möchten.
„Ich finde es wichtig, zuzuhören, zu erfahren, welche Sorgen, welche Bedürfnisse die Menschen haben und hoffe, sie da auch entsprechend abholen zu können“, sagt Matthias Thiel. Er kann sich zum Beispiel vorstellen, im nächsten Jahr in seiner Einsatzpfarrei St. Ursula in Oberursel und Steinbach ein Väter-Kinder-Wochenende anzubieten, denn er hat festgestellt: „Vätern fehlt der Austausch untereinander.“
Fabian Bruns hat durch eine Sozialraumerkundung gelernt, auf die Gegebenheiten, Ressourcen und Bedarfe vor Ort zu schauen. „Kirche hat oft auch mit Bereichen zu tun, die nicht nur kirchlich geprägt sind“, sagt er und will den Blick darauf lenken, wo Kirche (noch) nicht präsent ist – in Begegnungszentren, im kulturellen Bereich. In seiner Einsatzpfarrei in St. Jakobus Frankfurt-Niederrad arbeitet er zurzeit an der Planung eines Projektes mit, das „Begegnung im Quartier“ ermöglichen will.
„Kirchenentwicklung bedeutet für mich, darauf zu schauen: Was wird vor Ort benötigt, wer ist da, um was zu tun?“ Matthias Böhm hat da „schon so zwei bis zweieinhalb Ideen“ für seine Einsatzpfarrei St. Peter und Paul Wiesbaden – unter anderem ein Mittagstischangebot für einsame ältere Menschen oder Bewohner in einem Netzwerk zusammenzubringen. Auch Alpha-Kurse, Einführungskurse in den christlichen Glauben, seien ein Feld der Kirchenentwicklung. „Glaubensverkündigung, das ist doch unsere Kernkompetenz“, betont er.
Mirko Millich sieht seine Rolle darin, die Stimme der Jugend in den Prozess der Kirchenentwicklung einzubringen. „Die jungen Menschen, die spirituell auf der Suche sind, erwarten Antworten von der Kirche“, ist er überzeugt. Er könnte sich auch vorstellen, in seiner Einsatzpfarrei Herz Jesu Dillenburg und St. Petrus Herborn zum Beispiel Reitexerzitien in der Firmvorbereitung oder in der Jugendarbeit anzubieten, auf jeden Fall aber neue Wege zu suchen. „Ich bin gespannt, wie die Eltern darauf reagieren.“
Für Lucas Eduard Weiss, der in der Pfarrei St. Josef in Frankfurt eingesetzt ist, spielt in der Kirchenentwicklung Vernetzung von Kirchorten und Menschen eine große Rolle. Wie kann die Kirche zukunftsfähig sein? Wie antwortet sie auf Bedürfnisse? Das sind für ihn persönlich die großen Zukunftsfragen der Kirchenentwicklung. Es gelte zu prüfen: „Was haben wir? Wovon verabschieden wir uns? Was können wir qualitativ gut machen?“ Es gehe nicht nur darum, neue Dinge zu entwickeln, „sondern gute Dinge besser zu machen.“ Das Priestertum, sagt Weiss, „ist eines der schönsten Abenteuer, die man heute als Lebensentwurf haben kann.“
STICHWORT
Diakon
Es gibt zwei Formen des Diakonats: Diakone auf dem Weg zu Priestertum oder Ständige Diakone, die auch verheiratet sein dürfen. Die Aufgaben eines Diakons sind jedoch die gleichen: Er soll Gott und den Menschen dienen und Botschafter des Evangeliums sein. Er ist für Menschen in seelischer und materieller Not da und versucht, andere für menschliche Not zu sensibilisieren und zur Mithilfe anzuregen. Er wirkt bei der Messfeier mit, leitet Taufe, Trauung, Begräbnis, Wortgottesdienste, Segnungen, Prozessionen und Andachten. (kai)
ZUR PERSON
Fünf Männer auf dem Weg zum Priester
Matthias Böhm, Jahrgang 1991, stammt aus Frankfurt-Rödelheim.
Er studierte zunächst an der Frankfurter Goethe-Universität. 2014 wechselte er ins Studium an
die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen und zog als Priesteramtskandidat ins dortige Seminar ein.
2019 schloss Böhm, ein Fan von Eintracht Frankfurt, sein Studium mit dem Magister ab. (kai)
Fabian Bruns wurde 1992 in Bensberg geboren. Er hat zwei Geschwister.
Seit 2015 lebt ein aus Afghanistan geflohener Junge als Pflegekind in der Familie.
Zunächst hat Bruns zwei Semester Chemie studiert; 2014 trat er in das Priesterseminar Sankt Georgen ein.
Sein Studium der Theologie und Philosophie setzte er 2016 in Rom fort und schloss es 2019 ab.
Mirko Millich ist in Dreikirchen im Westerwald aufgewachsen, geboren wurde er 1983 in Dernbach.
Er machte eine Ausbildung als Chemisch-Technischer Assistent.
„Durch eine Frau, mit der ich einige Jahre liiert war, lernte ich meine katholische Religion wieder neu kennen“, sagt Millich.
Und begann sein neues Leben vor fünf Jahren in Sankt Georgen.
Matthias Thiel, 1981 in Frankfurt-Höchst geboren, hat als Gärtnermeister gearbeitet, bevor er in Lantershofen sein Theologiestudium begonnen und abgeschlossen hat.
Er war stellvertretender Vorsitzender der katholischen Stadtversammlung in Frankfurt.
Sein politisches Engagement in der CDU hat er inzwischen aufgegteben.
Lucas Eduard Weiss hat einen Großteil seiner Kindheit in Rüdesheim verbracht, wo er 1995 geboren wurde.
In Rom machte er einen Internationalen Freiwilligendienst im Pilgerzentrum der Schönstattbewegung.
Danach trat er ins Priesterseminar ein. 2019 ist ihm das Magisterzeugnis verliehen worden.
Als Rheingauer interessiert er sich für Weinbau und -kultur.