RKW mit Teilnehmern aus Litauen, Polen, Russland und dem Bistum in Roßbach
Eine Bereicherung für alle
Eine RKW mit Teilnehmern aus Litauen, Polen, Russland und dem Bistum fand nach 2017 jetzt erneut in Roßbach statt. Ermöglicht wurde sie durch die Kinderseelsorge, Propst i.R. Gerhard Nachtwei und Partnerschaftsaktion Ost.
Einige der Kinder gemeinsam mit Kinderseelsorger Matthias Slowik bei der internationalen Religiösen Kinderwoche in Roßbach. Foto: Eckhard Pohl |
Von Eckhard Pohl
Woher nehme ich die Energie, Feuer und Flamme zu sein für das Gute, dafür, mein Leben in die Hand zu nehmen und für andere da zu sein? Diese Frage steht im Mittelpunkt des zweiten Tages bei der Religiösen Kinderwoche (RKW) in Roßbach. Dazu sind vom 22. bis 28. Juli insgesamt 73 Kinder, Jugendliche und erwachsenen Begleiter in der Jugendbildungsstätte St. Michaelshaus zusammengekommen – mit dabei acht Kinder aus Litauen, acht aus Polen, 12 aus Russland und 27 aus dem Bistum Magdeburg.
Gott bestärkt durch seine Nähe
Um Ermutigung, Energie und Kraft geht es in der biblischen Geschichte von Mose, der die Israeliten aus Ägypten führen soll. „Gott schickt Mose dafür erst einmal in die Wüste“, deutet Kinderseelsorger Matthias Slowik dessen Flucht, nachdem er einen Ägypter erschlagen hat und um sein Leben fürchtet. „Dort begegnet er Gott in einem brennenden Dornbusch und erhält die Zusage: ,Ich, Gott, bin Deine Energie. Ich bin da. Ich gehe mit Dir‘“, so Slowik vor den Kindern und Erwachsenen, die seine Impulse den Mädchen und Jungen ins Litauische, Polnische und Russische übersetzen.
„Die vier Elemente, um die es bei der RKW mit dem Titel ,Die Kraft der Vier‘ geht, erzählen vom Leben und von Gott“, erklärt Slowik. „Wir sind aus Erde, Wasser, Energie und Luft. Die Elemente bilden den Grund des Lebens und stehen dafür, wie Gott handelt, damit wir leben können“.
Die Impulse aus der Mose-Geschichte sollen nun in den Landes-Gruppen vertieft werden. Die Mädchen und Jungen sollen sich fragen: Was sind frohe und was sind schlechte Erfahrungen, in denen Gott immer bei mir ist? Die 27 Kinder aus dem Bistum sind in zwei Gruppen geteilt. Die Älteren gehen anhand von Zornesworten Gottes im Alten Testament wie Jer 15,14 oder Jes 66,15 der Frage nach, worüber Gott wohl heute zornig ist und wie der Mensch anders handeln muss: Umweltbelastung, Diskriminierung, politischer Extremismus, familiäre Gewalt, zu wenig Nächstenliebe stehen schon auf ihrem Plakat. Wichtig sei zum Beispiel, Plastikmüll zu vermeiden oder Projekte zu initiieren, bei denen friedliches Miteinander erlernt wird.
Gelegenheit, sich kennen und schätzen zu lernen
Wie etwa bei der RKW in Roßbach: „Was an partnerschaftlichem Miteinander hier passiert, kann nur gut sein für unsere Länder und Europa“, sagt Annika Siewert aus Dresden (ursprünglich Oschersleben). Die 20-Jährige gehört zu den jugendlichen Betreuern: „Die Woche ist für uns alle eine Bereicherung.“ Matthias Slowik: „Wir erleben, dass trotz politischer Tendenzen zur Separation und gegenseitiger Anfeindungen zwischen den Völkern bei den konkreten Menschen Wunsch und Wille da sind, zusammenzukommen, sich zu verstehen und wertzuschätzen.“ Und Propst i. R. Gerhard Nachtwei, auf den viele Kontakte in die osteuropäischen Länder zurückgehen, betont: „Zu unserem Bistum gehört es wesentlich, Partnerschaften zu Menschen in Osteuropa zu pflegen.“ Auch diesmal hat sich Nachtwei (75) persönlich mit Mitstreitern um An- und Abreise der Gruppen aus Litauen und Russ- land und deren Begleitung in Berlin sowie in Halle gekümmert und dafür umfangreiche Spenden eingesetzt, die er zu seinem Goldenen Priesterjubiläum anstelle von Geschenken erbeten hatte. Natasche Medvetckaja aus Tutajew kennt Nachtwei und die Partnerschaftsaktion Ost seit gut 25 Jahren. „Die Kinder aus Tutajew genießen die Tage. Wir müssen jede Möglichkeit nutzten, um uns gegenseitig besser zu verstehen“, so die 70-jährige pensionierte Lehrerin und Schulleiterin.
Sprachlich sei der Kontakt zwischen den kleineren Kindern begrenzt, räumt Slowik ein. Aber im praktischen Miteinander, etwa beim Tanzen oder Töpfern, würden die Barrieren in den Hintergrund treten. Das RKW-Motto „Die Kraft der Vier“ erweise sich auch im Miteinander der Kinder aus vier Nationen als richtig, so der Kinderseelsorger.
Zur RKW gehörte auch ein Ausflug in den Tagebau Schleenhain. Dort und im Kraftwerk Lippendorf erfuhren die Teilnehmer bei Führungen, welche Rolle Energie für das moderne Leben spielt, welche Gabe in dieser Hinsicht auch die Braunkohle in der Erde (!) für die Region war und noch immer ist und was bei der Kohleverstromung ökologisch getan wird. Nach der Besichtigung des Reviers konnten sich alle Teilnehmer im Zwenkauer Bad im Element Wasser (!) etwas abkühlen.