Flughafenseelsorger in Berlin-Tegel
Einsatz in Extremen
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In den Sommerferien haben die Flughafenseelsorger in Berlin-Tegel Hochsaison. Ein Großteil ihrer Arbeit besteht darin, Bedürftigkeit bei Reisenden oder Mitarbeitern mit eigenen Augen zu erkennen.
Nur ein winziges Büro gegenüber von Schalter 39 steht den Flughafenseelsorgern zur Verfügung. | Foto: Almut Lüder |
Es ist Freitagnachmittag. Primetime auf dem Flughafen Berlin-Tegel. Massen von Menschen schieben sich durch die Hallen. Im gesamten Jahr 2018 waren es nach Angaben der Pressestelle rund 22 Millionen. An den Schaltern bilden sich Schlangen. Nach Hause, an den Arbeitsort, in den Urlaub – die Ziele sind unterschiedlich und die Motive auch. Menschen hüpfen von einer Welt in eine andere. Die Seele darf nicht auf der Strecke bleiben.
Im Strom der Passagiere stechen zwei Frauen hervor. Sie gehen in ihren lilafarbenen Westen in gemächlichem Schritt und wandernden Blicken. Wo werden sie gebraucht? Möglicherweise dort drüben von der Familie mit den kleinen Kindern oder vom Obdachlosen mit seinen Schlappen an den nackten Füßen? Für letzteren bedeutet der Flughafen ein Dach über dem Kopf, für die anderen das Tor zur Welt.
Danièle Barancic und Karin Schneider-Ferber, Ehrenamtliche bei der Flughafenseelsorge Berlin-Tegel, sind sie alle gleich wichtig. „Wir haben Zeit für die Leute und ihre Anliegen.“ Sie unterscheiden weder nach Religion, noch nach Geld oder Hautfarbe. Was zählt, ist Hilfsbedürftigkeit. „Zuhören“ ist das wichtigste Instrument, beschreibt Jesuiten-Pater Wolfgang Felber, Katholischer Leiter der Seelsorge im Flughafen Tegel. Nicht das Angebot von Lösungen stehe im Vordergrund. Dafür gebe es andere Sozialeinrichtungen, mit denen sie allerdings in engem Kontakt stehen.
Im Strom der Passagiere stechen zwei Frauen hervor. Sie gehen in ihren lilafarbenen Westen in gemächlichem Schritt und wandernden Blicken. Wo werden sie gebraucht? Möglicherweise dort drüben von der Familie mit den kleinen Kindern oder vom Obdachlosen mit seinen Schlappen an den nackten Füßen? Für letzteren bedeutet der Flughafen ein Dach über dem Kopf, für die anderen das Tor zur Welt.
Danièle Barancic und Karin Schneider-Ferber, Ehrenamtliche bei der Flughafenseelsorge Berlin-Tegel, sind sie alle gleich wichtig. „Wir haben Zeit für die Leute und ihre Anliegen.“ Sie unterscheiden weder nach Religion, noch nach Geld oder Hautfarbe. Was zählt, ist Hilfsbedürftigkeit. „Zuhören“ ist das wichtigste Instrument, beschreibt Jesuiten-Pater Wolfgang Felber, Katholischer Leiter der Seelsorge im Flughafen Tegel. Nicht das Angebot von Lösungen stehe im Vordergrund. Dafür gebe es andere Sozialeinrichtungen, mit denen sie allerdings in engem Kontakt stehen.
Mit Kreuz, Psalm und Gummi-Flugzeugen
Hilfe verträgt weder Hetze noch Ungeduld. Die beiden erfahrenen Frauen kennen Stellen im Flughafen, wo sie gebraucht werden. Sie sind unterwegs mit dem Kreuz um den Hals, Psalm 23 – „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ – und dem aaronitischen Segen –„Der Herr segne dich und behüte dich“ – im Kopf, Tütchen mit süßen Gummi-Flugzeugen in der Tasche für ein bisschen Wärme in großer Anonymität. Die insgesamt 30 ehrenamtlichen Seelsorger wissen, dass sie für ihren Einsatz zwar ein spontanes „Danke“ ernten, aber kein anhaltendes Echo. Im Gespräch wird deutlich, schon das bedeutet ihnen viel.
Ein Großteil ihrer Arbeit besteht darin, Bedürftigkeit bei Reisenden oder Mitarbeitern mit eigenen Augen zu erkennen. Das Diensttelefon klingelt selten, erzählt Felber. Und wenn, dann handelt es sich meist um große Herausforderungen. Dazu gehören Asylbewerber, die freiwillig nach abgelehntem Bescheid in ihre Heimatländer zurückkehren. Dazu gehören auch Anschläge, Abstürze, Unfälle. Der Umgang mit Schwer-Traumatisierten nach dem Lastwagen-Anschlag 2016 in Nizza mit 86 Toten. Es galt damals zurückkehrende Urlauber aus Berlin, die unmittelbar dabei waren, nach ihrer Ankunft zu betreuen. 1996, als das Flugzeug nach dem Start in der Dominikanischen Republik ins Meer abstürzte und 189 Menschen starben, das emotional überlastete Personal bei der Betreuung bangender Angehöriger auf dem Flughafen zu entlasten, so Felber. Oder die beiden Frauen, die in Peru in dem Bus saßen, der einen Unfall hatte und bei dem fünf Mitreisende getötet wurden. „Bei Katastrophen sind die Flughäfen weltweit miteinander vernetzt“, berichtet Felber.
Hilfe verträgt weder Hetze noch Ungeduld. Die beiden erfahrenen Frauen kennen Stellen im Flughafen, wo sie gebraucht werden. Sie sind unterwegs mit dem Kreuz um den Hals, Psalm 23 – „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ – und dem aaronitischen Segen –„Der Herr segne dich und behüte dich“ – im Kopf, Tütchen mit süßen Gummi-Flugzeugen in der Tasche für ein bisschen Wärme in großer Anonymität. Die insgesamt 30 ehrenamtlichen Seelsorger wissen, dass sie für ihren Einsatz zwar ein spontanes „Danke“ ernten, aber kein anhaltendes Echo. Im Gespräch wird deutlich, schon das bedeutet ihnen viel.
Ein Großteil ihrer Arbeit besteht darin, Bedürftigkeit bei Reisenden oder Mitarbeitern mit eigenen Augen zu erkennen. Das Diensttelefon klingelt selten, erzählt Felber. Und wenn, dann handelt es sich meist um große Herausforderungen. Dazu gehören Asylbewerber, die freiwillig nach abgelehntem Bescheid in ihre Heimatländer zurückkehren. Dazu gehören auch Anschläge, Abstürze, Unfälle. Der Umgang mit Schwer-Traumatisierten nach dem Lastwagen-Anschlag 2016 in Nizza mit 86 Toten. Es galt damals zurückkehrende Urlauber aus Berlin, die unmittelbar dabei waren, nach ihrer Ankunft zu betreuen. 1996, als das Flugzeug nach dem Start in der Dominikanischen Republik ins Meer abstürzte und 189 Menschen starben, das emotional überlastete Personal bei der Betreuung bangender Angehöriger auf dem Flughafen zu entlasten, so Felber. Oder die beiden Frauen, die in Peru in dem Bus saßen, der einen Unfall hatte und bei dem fünf Mitreisende getötet wurden. „Bei Katastrophen sind die Flughäfen weltweit miteinander vernetzt“, berichtet Felber.
Der Dienstausweis für Tegel gilt bis 2022
Die Flughafenseelsorge sieht ihre Arbeit in der Betreuung von Passagieren, Besuchern, Mitarbeitern und in der Liturgie. Letzteres ist noch schwierig, weil der Flughafen Tegel keine Kapelle hat. Nur ein winziges Büro gegenüber von Schalter 39 steht zur Verfügung. Das wird im neuen, skandalbehafteten Flughafen BER einmal anders werden. Da wird dann eine zur Verfügung stehen. Wann das der Fall sein wird, vermag Felber nicht zu sagen. Sein Dienstausweis für Tegel sei zumindest bis 2022 ausgestellt, schmunzelt er. Die Flughafenseelsorge bereitet sich auf den Umzug in den Großflughafen mit weit mehr Passagieren und Personal vor, indem sie ab August einen weiteren Kurs für die Schulung neuer ehrenamtlicher Helfer durchführen wird.
info@flughafenseelsorge-berlin.de
Die Flughafenseelsorge sieht ihre Arbeit in der Betreuung von Passagieren, Besuchern, Mitarbeitern und in der Liturgie. Letzteres ist noch schwierig, weil der Flughafen Tegel keine Kapelle hat. Nur ein winziges Büro gegenüber von Schalter 39 steht zur Verfügung. Das wird im neuen, skandalbehafteten Flughafen BER einmal anders werden. Da wird dann eine zur Verfügung stehen. Wann das der Fall sein wird, vermag Felber nicht zu sagen. Sein Dienstausweis für Tegel sei zumindest bis 2022 ausgestellt, schmunzelt er. Die Flughafenseelsorge bereitet sich auf den Umzug in den Großflughafen mit weit mehr Passagieren und Personal vor, indem sie ab August einen weiteren Kurs für die Schulung neuer ehrenamtlicher Helfer durchführen wird.
info@flughafenseelsorge-berlin.de
Von Almut Lüder