Wallfahrt nach Rosenthal einmal anders

Einzeln und doch nicht allein

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Die traditionelle Wallfahrt des Dekanates Torgau nach Rosenthal musste diesmal ausfallen. Doch einige Christen aus verschiedenen Gemeinden machten sich dennoch auf den Weg.

Mittags in der Wallfahrtskirche: Alle, die still nach Rosen- thal gekommen waren, legten in der Marienkirche ein Kreuz und zum Teil auch Hinweise auf ihre Gebetsanliegen ab.    Fotos: Pfarrei Lauchhammer
Die Wallfahrtskirche „Heilige Maria von der Linde“ in Rosenthal.

„Als im Dezember letzten Jahres unser Arbeitskreis zur Vorbereitung der Dekanatswallfahrt nach Rosenthal erstmals zusammenkam, um das Thema und erste Ideen zu beraten, konnten wir nicht ahnen, welche Entwicklungen es in den nächsten Monaten geben würde“, sagt Thomas Scholz vom Vorbereitungsteam. „Ende März nun mussten die Initiativgruppe und unser Dechant Ulrich Schade aus Eilenburg bekannt geben, dass die Wallfahrt wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr nicht stattfinden kann.“

„Ein sehr schmerzhafter Gedanke“
Dass die Wallfahrt mit dem Thema ,Gebet verändert‘ ausfallen muss, sei „ein sehr schmerzhafter Gedanke für viele in den Gemeinden“ gewesen, sagt Scholz, der beruflich als Pfarrsekretär in Lauchhammer tätig ist. „Haben sich doch schon unsere Eltern und Großeltern im Dekanat Torgau, zum Teil unter widrigen Voraussetzungen auf den Weg zur Gottesmutter nach Rosenthal gemacht. Sollten die Corona-Krise und das Versammlungsverbot des Landes eine Tradition beenden?“ Schließlich bedeute eine Wallfahrt zu unternehmen „für heutige Christen, unterwegs zu sein, auf ein Ziel hin – und Gebete, Wünsche, Hoffnungen und Sorgen mitzunehmen“.
„Angesichts dieser Gedanken waren sich einige aus den Gemeinden schnell einig, sich doch auf den Weg nach Rosenthal zu begeben – jeder für sich oder in engstem Familienkreis – mit dem Fahrrad oder im Auto“, so Scholz. „Unabhängig voneinander, nicht als Gruppe – so ähnlich wie im normalen christlichen Leben, wo man auch nie genau weiß, wer alles mit einem auf dem Weg ist; aber wo man sich wünscht, dass man nie allein ist.“
Dass die Wallfahrtskirche zum Gebet offen ist, konnte schnell mit einem Anruf in Rosenthal geklärt werden. Dass maximal 15 Betende gleichzeitig in der Kirche sein dürften, das sollte ja wohl gelingen. Und so bräuchte die „Quelle der Wallfahrt zur Mutter Gottes nach Rosenthal nicht versiegen, sondern könnte auch in Corona-Zeiten sprudeln“.
Der Termin war bekannt: 25. April. Aber wie sollten die Pilger voneinander erfahren? Per Handy durch Senden des Live-Standortes? „Wir haben die Idee entwickelt: Jeder bringt ein kleines Kreuz – sein Kreuz – mit in die Wallfahrtskirche und legt es auf der Kanzel-Seite vor den Altar. So könnte einer vom anderen erfahren …“, war sich das Vorbereitungsteam sicher.

Gebetet, gesungen und sich zugewunken
Nach Tagen mit viel Sonnenschein und Wärme kam der ursprünglich geplante Wallfahrtstag ganz in grau und windig daher. Und dennoch machten sich einige Unverzagte von verschiedenen Orten aus auf den Weg. „Um die Mittagszeit lagen schon gut zehn Kreuze unter der Kanzel. Und als ob sich die Gottesmutter darüber freute, zeigte sich die Sonne. Als am späten Abend die Kirche zugeschlossen wurde und das letzte Bild des Tages per Handy versendet wurde, war die Anzahl der Kreuze noch deutlich angewachsen. Nachrichten machten die Runde: Es sei in der Wallfahrtskirche leise gebetet worden, es wurde gesungen, meditiert, die Orgel erklang, es wurden Psalmen gebetet, Anliegen und die Kreuze von den Erstkommunionkindern mitgebracht. Es wurden Fürbitten aufgeschrieben, E-Piano gespielt, es wurden alte Wallfahrtslieder zum Leben erweckt … Es wurde die Gottesmutter gegrüßt … Und es wurde Abstand gehalten – aber sich auch freundlich zugewunken und gelächelt …“

(mb/ts/tdh)