UN beschließen Klimagipfel
Enttäuschung für Entwicklungsländer
Mehr Unterstützung wäre nötig gewesen: Klima-Aktivisten und Hilfsorganisationen kritisieren die Ergebnisse des Klimagipfels in Glasgow scharf.
Nach dem Abschluss des UN-Klimagipfels COP26 im schottischen Glasgow am Samstagabend haben Umweltschützer und Hilfsorganisationen teils scharfe Kritik am neu verabschiedeten Glasgower Klimapakt geübt. Insbesondere die Verdopplung der jährlichen Finanzhilfen für bereits aktuell stark vom Klimawandel betroffene ärmere Staaten von 20 auf rund 40 Milliarden US-Dollar bis 2025 halten Experten für nicht ausreichend. Für die Länder des Südens ende die Konferenz "mit einer herben Enttäuschung", erklärte die Referentin für internationale Klimapolitik bei Brot für die Welt, Annika Rach.
Anstatt sich solidarisch zu zeigen, hätten auch die EU und Deutschland die finanzielle Soforthilfen für die ärmsten Menschen blockiert, so Rach. "Mehr Unterstützung für vulnerable Staaten in der Klimakrise wäre angemessen gewesen. Aber die geschäftsführende Bundesregierung hat sich dieser Verantwortung entzogen."
Die Bundesregierung kündigte dagegen noch am Samstag an, das Santiago Netzwerk, das bereits auf der COP25 in Madrid beschlossen worden war und zur Vernetzung relevanter Akteure im Bereich Verluste und Schäden durch den Klimawandel dienen soll, mit zehn Millionen Euro zu unterstützen. Damit stünden dem Netzwerk erstmals Mittel zur Verfügung, um gemeinsam mit Entwicklungsländern, UN-Organisationen und Entwicklungsbanken bessere Lösungen zu entwickeln, hieß es in der Mitteilung von Bundesumwelt- und Entwicklungsministerium.
Hingegen bezeichnete Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) die Ergebnisse des Gipfels selbst als "absolut unzureichend". "Wir brauchen mehr Tempo. Viele Entwicklungsländer haben keine Zeit mehr zu verlieren, bei ihnen ist der Klimawandel längst bittere Realität", sagte Müller den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Glasgow habe zwar viele Initiativen eingeleitet, die allerdings zu wenig verbindlich seien, zum Schutz ärmerer Länder vor den Klimafolgen jedoch keine befriedigende Antwort gegeben.
Misereor appelliert an Bundesregierung
Ähnlich äußerte sich auch der Hauptgeschäftsführer des kirchlichen Hilfswerk Misereor, Pirmin Spiegel. Die Vereinbarungen genügten nicht, um das Ziel zur Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius noch einzuhalten, und gäben keine Aussicht auf ausreichende Unterstützung bei der Bewältigung der Folgen für ärmere Länder. Spiegel appellierte an die kommende Bundesregierung, "einen fairen Beitrag" zu Einhaltung der Temperaturgrenze zu leisten.
Papst Franziskus rief nach Abschluss der Konferenz zum sofortigen Handeln auf. Er ermutige alle politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen mutig die Beschlüsse umzusetzen, sagte das Kirchenoberhaupt beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Zugleich forderte er jeden Einzelnen auf, sich um den Klimaschutz und das "gemeinsame Haus" zu kümmern - insbesondere mit Blick auf die Armen und Bedürftigsten.
Der Klimagipfel hatte am 31. Oktober begonnen und endete am Samstagabend mit der Verabschiedung des Glasgower Klimapaktes, der erstmals ein Ende aller fossilen Brennstoffe in Aussicht stellt. So sollen alle Staaten die Nutzung von Kohle zumindest reduzieren sowie überflüssige Subventionen für fossile Brennstoffe wie Kohle, Gas und Öl abgebaut werden. Es sei ein "zerbrechlicher Sieg", sagte auch COP26-Präsident Alok Sharma. Der Erfolg werde nicht daran gemessen, ob alle 200 Staaten das Abschlussdokument unterschrieben hätten, sondern ob sie die "Verpflichtungen erfüllen und liefern".
kna