Philipp Mickenberger über Leben und Sterben
Er hatte eine Mission
Foto: Film Philipp Mickenberger/Real Life
Das Kino ist bis auf den letzten Platz besetzt. Ältere und sehr viele junge Leute. Ganze Gruppen, vielleicht Schüler aus dem Reli-Kurs, vielleicht Konfirmanden oder Firmlinge. Den meisten dürfte der Name Philipp Mickenbecker vertraut gewesen sein. Als Youtube-Star von den „Real Life Guys“ hatte er 1,5 Millionen Abonnenten, die die verrückten Bauprojekte von ihm und seinem Zwillingsbruder Johannes sehen wollten.
Jugendliche zu motivieren, das Sofa zu verlassen, war jahrelang seine Mission. Bis zu seiner Krebsdiagnose 2020. Zum dritten Mal war sein Lymphdrüsenkrebs zurückgekehrt. Zwei Wochen bis zwei Monate gaben ihm die Ärzte.
Und hier begann die zweite Mission: von seinem Glauben an Gott erzählen. Von seinem Glauben, dass Heilung möglich ist. Von der Kraft, die Jesus ihm schenkt. Und von der Überzeugung, dass Gott einen Plan hat mit ihm – auch wenn es der Tod sein sollte.
Auch deshalb ließ Mickenbecker sich die letzten drei Monate seines Lebens von der Kamera begleiten. Vom Sterbebett, vom Krebs gezeichnet, stammte sein letzter Post. Er glaubte fest an das Leben nach dem Tod und sorgte sich nur um seine Familie und die Freunde, die um sein Bett stehen. Die hatten in den letzten Monaten auch eine Mission: alles stehen und liegen lassen, um ihren Freund zu begleiten. Ständig. Als WG, als Reisegruppe, als Pflegekräfte – und vor allem als Glaubende und Betende.
Am Ende des Films ist es im Kino totenstill. Niemand steht auf, niemand albert herum, niemand redet. Alle spüren: Das war Mission pur. Weil da jemand nicht nur von Gott redete, sondern mit Gott lebte. Und mit Jesus starb. Wenn Mickenbecker sagte „Ohne Jesus hätte ich all das nicht ertragen“, glaubte man das sofort. Genau wie den Satz von einem seiner Freunde: „Ich wollte Philipp trösten und wurde von ihm getröstet.“
Geht das im Alltag ohne eine solche Extremsituation?
Am Abend von Philipps Tod ließ sich Eric, einer der Freunde, taufen. Er hatte erlebt, wie viel Kraft, wie viel Freude der Glaube geben kann, wie er auch im Leid strahlen lässt. Unglaublich eigentlich. Wenn die Konfirmanden oder Firmlinge im Kino nur diesen Film als Vorbereitung hätten – es würde ausreichen.
Philipp Mickenbecker hatte eine Mission – eine, die sogar über den Tod hinausreicht, weil sie durch den Film weiterwirkt. Auch seine Freunde hatten eine Mission: die Begleitung ihres Freundes bis in den Tod und noch weiter.
Haben Sie eine Mission? Habe ich eine? Und geht das auch im normalen Alltag, ohne eine solche Extremsituation? Können und wollen Sie oder ich so über Gott sprechen, dass allen ein Lächeln über das Gesicht geht? Und können Sie oder ich unser Reden durch unser Leben bestätigen? Missionarisch Kirche sein: leichter gesagt als getan.