Abschiedsgottesdienste für Verstorbene

Erinnern mit allen Sinnen

Image

Einen würdevollen Abschied am Ende des Lebens gestaltet Maria Pagel mit ihren Gedenkgottesdiensten im Altenheim. Vorschläge hat sie jetzt in einem Buch veröffentlicht.


Auch am Ende soll die Hoffnung stehen. Davon ist
Maria Pagel überzeugt. Ihre Erfahrungen in der
Seelsorge im Altenheim gibt sie in ihren Büchern weiter.

Wenn es um die Toten geht, geht es durchaus lebendig zu. „Einmal im Jahr erinnern wir in einem besonderen Gottesdienst an die Menschen, die im vergangenen Jahr in unserem Haus gestorben sind. Wir wollen uns an sie erinnern – in Dankbarkeit, aber auch voller Hoffnung“, sagt Maria Pagel. Seit 15 Jahren ist sie Seelsorgsbeauftragte im Altenzentrum Heilig Geist in Sarstedt, seitdem hat sie fast ebenso viele Gedenkgottesdienste gestaltet – nicht nur mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, sondern auch mit den Pflegekräften und Angehörigen.

Wer in einem Pflegeheim stirbt, kann in aller Regel auf ein erfülltes Leben mit allen Höhen und Tiefen zurückblicken. Das soll auch in den Gottesdiensten zum Ausdruck kommen. Da­rum macht sich Maria Pagel schon lange im Voraus Gedanken, wie sie das mit allen Sinnen erfahrbar machen kann. Immer stellt sie die Erinnerung unter ein bestimmtes Thema – und entsprechend ist diese Stunde gestaltet: „Meine Seele breitet ihre Flügel aus – dann ist unsere Kapelle mit Schmetterlingen geschmückt. Ein anderes Mal gibt es eine Blumenwiese, dann wieder Engel oder die Osterkerze, die im Mittelpunkt steht – und in diesem Jahr, kurz vor Pfingsten, werden wir viele Pfingstrosen am Altar haben“, erzählt die Seelsorgerin. Was sie im Laufe der Zeit gelernt hat: „Jeder Augenblick ist kostbar. Obwohl ich mein Leben lang tief gläubig war, ist mir das durch die Begegnungen hier besonders deutlich geworden.
 


Ein Engel, eine Kerze, ein Erinnerungsbuch.
Gedenkort in der Kapelle des
Altenzen­trums Heilig Geist.

„Stärker als der Tod ist die Liebe“. Dieser Gedanke stand über allen Gedenkgottesdiensten, die Maria Pagel in den vergangenen Jahren angeboten hat. Er ist auch Titel eines kleinen Handbuchs, das in der Reihe „Konkrete Liturgie“ bei Pustet erschienen ist, inzwischen das vierte Buch, das sie im Verlag veröffentlich hat – alle aus der Praxis für die Praxis. „Die positiven und dankbaren Reaktionen der Bewohner, der Mitarbeiterinnen und der Angehörigen haben mir Mut gemacht: Immer wurde mir vermittelt, dass ich wohl eine Gabe habe, Abschiedsgottesdienste in besonderer Weise zu gestalten. Und diese Gabe möchte ich gern weitergeben.“

Maria Pagel: Stärker als der Tod ist die Liebe; Verlag Friedrich Pustet, 10,95 Euro

Stefan Branahl