Kampf um Erhalt der Wriezener Kirche St. Laurentius

Erkennbar bleiben im Oderbruch

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„Die Kirchorte sind unsere Orte kirchlichen Lebens“, sagt Bernhard Kohnke, Pfarrer der Pfarrei Heiliger Christophorus Barnim. Er kämpft um den Erhalt der Wriezener Kirche St. Laurentius.

Der Dom des Oderbruch“ wird die katholische Kirche in Wriezen auch genannt.    Foto: wikimedia

 

„In Wriezen, da nehmen die Leute die Kirche wahr. Und wenn die Uhr falsch geht, dann rufen die bei mir an und sagen: Unsere Uhr geht falsch. Die haben gar nichts mit Gemeinde zu tun. Diese Wahrnehmung, da ist Kirche, die halte ich erstmal für grundlegend wichtig.“
Pfarrer Bernhard Kohnke spricht von der Kirche Sankt Laurentius in der kleinen Stadt Wriezen im Oderbruch. Sie gehört zur Großpfarrei Heiliger Christophorus Barnim, der er vorsteht. Vor einem Jahr ist sie gegründet worden, um das kirchliche Leben bei abnehmenden Mitglieder- und Mitarbeiterzahlen und schrumpfenden Finanzen neu zu organisieren. Da heißt es, auf manches verzichten. Deshalb wird immer wieder nahegelegt, Sankt Laurentius aufzugeben. Den Erhalt der gern „Dom des Oderbruchs“ genannten Kirche mit ihrem imposanten 42 Meter hohen Turm kann die Gemeinde allein nicht leisten. Dennoch, beharrt Pfarrer Kohnke, darf sie nicht aufgegeben werden. Denn „die Kirchorte“, sagt er, „sind unsere Orte kirchlichen Lebens“. Er meint damit: Gerade im Zuge von Spar-, Fusions- und sonstigen Strukturmaßnahmen bleibt die Kirche – unabhängig von ihren sonstigen Aktivitäten – vor allem erkennbar in ihren Kirchbauten und den Gemeinden vor Ort. Dabei ist es ihm wichtig, dass die Gemeinden in der Art ihres Wirkens nach außen hin eine anziehende Ausstrahlung haben und entwickeln.

Knappe Mittel bleiben eine Herausforderung
Pfarrer Kohnke kam 1991 nach Eberswalde. Die dreißig Kilometer entfernte Stadt Wriezen gehörte zum Dekanat Eberswalde. Deren Leitung übernahm Pfarrer Kohnke 1996 und wurde so für Wriezen und die Kirche Sankt Laurentius verantwortlich. Zunehmend fielen Stellen weg und die Arbeit musste von weniger Personal für mehr Menschen und größere Räume geleistet werden. Nachdem das Erzbistum 2003 in eine schwere finanzielle Krise geraten war, kam es zu einer ersten Fusion: Eberswalde, Finow, Freienwalde und Wriezen schlossen sich zusammen. Auch danach blieb die Mittel- und Personalknappheit eine Herausforderung. Und zunehmend kam die Frage auf: Was wird aus Sankt Laurentius in Wriezen?

Pfarrei ist zweieinhalb mal so groß wie Berlin
Bernhard Kohnke mühte sich auf verschiedenen Wegen darum, den Kirchenstandort zu erhalten. Unter anderem schlug er Zisterziensern vor, Pfarrhaus und Pfarrgarten als Kloster zu nutzen. Daraus wurde nichts. So blieb die Sorge über den Erhalt von Sankt Laurentius.
Pfarrer Kohnke hatte nicht grundlegend etwas gegen die Bildung größerer Pfarreinheiten. Im Gegenteil, er hatte sie nach der Fusion 2003 selbst angeregt. Er sah auch ein, dass gespart werden musste. Die Frage war für ihn, was aufgegeben werden konnte und was zu erhalten war. Er würde dabei Gemeinden und Kirchbauten immer den Vorzug einräumen, beispielsweise gegenüber sozialen Einrichtungen der Caritas. Eine eher konventionelle oder traditionelle Haltung.
Aber sie hat ihr gutes Recht, denn Gemeinden und Kirchen sind Keimzellen und Kern kirchlichen Lebens und Wirkens, seien sie noch so unscheinbar. Und was Kirchengebäude angeht, gibt es in der Großpfarrei Heiliger Christophorus Barnim ohnehin nicht sehr viele. Mit gut zweitausend Quadratkilometern ist sie zweieinhalb mal so groß wie Berlin.
Nicht leicht zu bewältigen. Es braucht belastbare Kräfte, die viel im Auto unterwegs sein müssen und viel Eigenengagement der wenigen Katholiken. Darauf hofft Pfarrer Kohnke und darauf, dass sich die kleinen Gemeinden mehr und mehr mit der neuen Großstruktur identifizieren und das, was sie an Chancen bietet, nutzen.

„Du machst, was du kannst“
Ansonsten heißt es, so gut es geht, die Arbeit tun. „Seelsorge nach Bedarf“, nennt es der Pfarrer und ergänzt: „Für andere Sachen ist kaum Zeit und Kraft. Der große Raum ist natürlich eine Last. Aber man darf sich nicht verrückt machen lassen. Ich sage mir: Du machst, was du kannst und eins nach dem andern.“ So wird der nun 70 Jahre alte Pfarrer weiter, so gut er kann, für den Erhalt von Gemeinden und Kirchen kämpfen. Insbesondere für die Kirche Sankt Laurentius in Wriezen. Zu deren Gunsten – davon ist er überzeugt – an anderer Stelle gespart und auf anderes verzichtet werden sollte.

Von Gunnar Lammert-Türk