Kurz die Welt retten

Fotos, die Mut machen sollen

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Cornelia Kolbe, eine freie Fotografin aus Hildesheim, hat sich mit 13 Frauen getroffen, sich mit ihnen unterhalten und sie anschließend portraitiert. Daraus ist die Ausstellung „Kurz die Welt retten – starke Frauen in schwierigen Zeiten“ entstanden, die jetzt in der Hildesheimer Andreaspassage eröffnet wurde.


Ein breitgefächertes Spektrum an starken Frauen
präsentiert Cornelia Kolbe in ihrer Fotoausstellung –
darunter auch Benediktinerinnen aus dem Kloster
Marienrode.

Cornelia Kolbes Hoffnung für die Ausstellung ist, dass sie zumindest unterhält. Angestoßen hat die Aktion Rita Thönelt von Antonia e.V. Die Idee kam ihr durch die Themenwoche „Wirtschaften in der Coronakrise“ beim Hildesheimer Bürgerfunk Radio Tonkuhle. Nach einem Austausch mit der Fotografin und der Suche nach Sponsoren wirbt nun ein Plakat mit einer Rettungssanitäterin an der Glaswand von Antonia in der Andreaspassage für die Ausstellung. Innen hängen an den weißen Wänden weitere Banner, übersät mit kleinen Fotos der einzelnen Frauen. Besonders daran ist, dass neben den Bildern beispielsweise auch persönliche Briefe über die Herausforderungen während der Coronazeit zu lesen sind.

Unter ihnen ist auch Karin Bury-Grimm, sie arbeitet hauptberuflich als Sterbebegleiterin. Ihr haben vor allem die persönlichen Begegnungen gefehlt. Normalerweise trifft sie sich mehrmals mit den Angehörigen „und am Ende umarmt man sich auch mal“. In der Ausstellung sieht man ein Bild von ihr, wie sie draußen gegen einen Baum lehnt und in die Ferne schaut. „Eigentlich ertrage ich Fotos von mir nie“, hat sie die Fotografin vorher gewarnt. Doch in diesem erkennt sie sich wieder. Während des Fotoshootings auf dem Friedhof sind sie an vielen Grabsteinen vorbeigekommen, deren Angehörige sie begleitet hat. Keine einzige Beerdigung habe sie aufgrund von Corona abgesagt. „Es hatte keinen Sinn zu jammern“, meint sie schulterzuckend.
 


Cornelia Kolbe, freie Fotografin aus
Hildesheim

Mit dieser Einstellung hat sich auch die Fotografin Cornelia Kolbe durch den Lockdown gearbeitet. Gerade in den ersten Wochen sind viele Aufträge weggebrochen. Anstatt den Hut an die Wand zu hängen, hat sie ihre Webseite verschönert und zusammen mit Rita Thönelt überlegt, wen sie in der Ausstellung darstellen will.

Neben einer Hebamme erfährt man mehr über die Mitarbeiterin in einem Supermarkt oder über eine Rentnerin. Die meisten sind an ihrem Arbeitsort zu sehen, nur zwei Frauen gehen im Schnee spazieren. Sie waren vor allem im privaten Bereich eingeschränkt und haben die Natur als Ausgleich genutzt. Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung wollen die beiden noch in ein Restaurant, „ein Mordsgefühl von Freiheit“.

Neben den authentischen Fotohintergründen fällt am ersten Plakat auf, dass fast alle lächeln. Nur die schemenhaften Coronaviren im Hintergrund erinnern an die Pandemie. Ursprünglich habe Rita Thönelt auch jemanden vorstellen wollen, der selbst mit Corona infiziert gewesen ist. Doch diese habe befürchtet, dass noch mehr Menschen einen Bogen um sie herum machen würden.

„Frauen in schwachen Positionen kommen nicht her“, erläutert sie. Daher stehen die Frauen in der Ausstellung stellvertretend für alle anderen, die im Lock­down ebenfalls eine Last zu tragen hatten. Mit einigen von ihnen arbeitet Savanah Kempf im Frauenhaus in Hildesheim. Ihr Lieblingsbild zeigt sie im Bällebad, allein. Normalerweise toben hier die Kleinen und sie kümmert sich um die Kinder, entlastet die Frauen. Gruppenangebote, gemeinsame Ausflüge, all das war nicht mehr möglich.  

Auf einem Foto setzt sich eine geschminkte Frau vor einem Spiegel eine rote Clownsnase auf. Für Rita Thönelt symbolisiert dies die Aussage der Ausstellung: „Nase auf und es geht weiter.“

Anna Abraham