Ökumene-Knigge in Magdeburg vorgestellt
Für den Stallgeruch anderer sensibilisieren
Ökumene lebt von der Begegnung im gemeinsamen Glauben. „Wesentlich für alle Schritte der Annäherung, des gegenseitigen Verstehens und ,auf dem Weg zu immer deutlicheren und verbindlicheren Formen der Gemeinschaft …‘ ist es, einander noch genauer kennenzulernen.“ Daran erinnern die Herausgeber des „Ökumene-Knigge. Über den Umgang mit Christen“, der im November in Magdeburg vorgestellt wurde. Mit der 64-seitigen Publikation wollen Pfarrer Jürgen Dittrich, Pfarrerin Dorothea Laser-Merker und Ökumenikerin Professorin a. D. Brigitte Schmeja und die weiteren Autoren dazu beitragen, dass die verschiedenen Konfessionen „noch stärker miteinander in Austausch kommen, gemeinsam auf Gottes Wort hören und miteinander zu Gott beten“.
Der Ökumene-Knigge bietet „eine Erstinformation zu ausgewählten Fragen der Glaubenspraxis und Formen des kirchlichen Umgangs“, betonte Pfarrer Jürgen Dittrich, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Sachsen-Anhalt, bei der Vorstellung der Broschüre. Die knappen Hinweise zu den vier Bereichen „Gottesdienstliches Leben“, „Frömmigkeit“, „Christliche Praxis im Alltag“ und „Formales“ sollen dazu beitragen, eine „ökumenische Sensibilität für das oft fremde Glaubensverständnis“ der Mitchristen anderer Konfession zu wecken.
Der in seinen vier Kapiteln farblich ansprechend gestaltete Ökumene-Knigge wird von der Ökumenischen Kommission für pastorale Fragen in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Sachsen-Anhalt herausgegeben. Neben den zwölf in der Landes-ACK vertretenen Ortskirchen/Konfessionen ist auch das Bistum Erfurt beteiligt.
„Die Begegnung von Christen unterschiedlicher Konfession bleibt weiterhin von einem Gefühl der Fremdheit überschattet“, räumen Dittrich, Laser-Merker und Schmeja ein, und betonen: „Wenn es so etwas wie einen unterschiedlichen ‚kirchlichen Stallgeruch‘ gibt, spielt er in persönlichen Begegnungen eine größere Rolle, als man sich bewusst macht.“
In seinen 19 thematischen Beiträgen von 13 Autorinnen und Autoren spart der „Ökumene-Knigge“ heiße Eisen wie die Unterschiede beim „Heiligen Mahl“ nicht aus. In der katholischen Kirche ist die Eucharistie in der Regel nur den Mitgliedern der eigenen Konfession vorbehalten, während die meisten evangelischen Kirchen alle Christen zu ihrem Abendmahl einladen. In dieser Frage empfiehlt
der Ratgeber wie bei anderen Themen auch ökumenische Sensibilität. „Demonstrative Teilnahme, die Mahlgemeinschaft im Zweifelsfall erzwingt, schadet dem Anliegen einer ökumenischen Gemeinschaft“, wird gewarnt: „Wer sich als Gast unsicher ist, ob er zur Mahlfeier geladen ist, erkundige sich vorher beim verantwortlichen Leiter des Gottesdienstes.“
Konfliktträchtige Themen sind etwa auch das Eheverständnis in den Konfessionen oder die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in manchen evangelischen Landeskirchen. Die Handreichung mahnt, „das eigene Verständnis nicht absolut zu setzen und im Sinne des ökumenischen Lernens Akzentsetzungen anderer Kirchen zu würdigen“. Nachdrücklich wenden sich die Autoren gegen „vordergründige Zuschreibungen mit Begriffen wie konservativ, liberal oder fortschrittlich“.
Von den Autoren gefordert wird die Akzeptanz von Pfarrerinnen und Bischöfinnen, wie es sie in manchen protestantischen Kirchen gibt. „Frauen im geistlichen Amt gebührt der gleiche Respekt wie anderen ordinierten Geistlichen, auch wenn die eigene Kirche die Ordination von Frauen ablehnt.“
Der Ökumene-Knigge geht in diesen Tagen allen Pfarrämtern in den Bistümern Magdeburg und Erfurt, in der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands sowie Kirchen und Gemeinden anderer Konfessionen zu.
Interessierte an der Broschüre „Ökumene-Knigge“ können sich an Pfarrer Jürgen Dittrich (juergen.dittrich@lk-bs.de) wenden.