8000 Wallfahrer bei Männerwallfahrt im Klüschen Hagis
Gemeinschaft der Herausgerufenen
8000 Wallfahrer waren am Fest Christi Himmelfahrt zur traditionellen Männerwallfahrt ins Klüschen Hagis gekommen. „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen“ hieß das Wallfahrtsmotto in diesem Jahr.
Neben dem Erfurter Bischof Neymeyr, seinem Vorgänger Wanke und Weihbischof Hauke waren auch der Bischof Czaja aus Polen und Bischof Kaggwa aus Uganda ins Eichsfeld gekommen. | Fotos: Gregor Mühlhaus |
Bei bestem Wetter waren am Tag Christi Himmelfahrt fast 8000 Männer zur traditionellen Männerwallfahrt zum Klüschen Hagis gekommen, die in diesem Jahr unter dem Leitwort stand: „Ich habe dich beim Namen gerufen“. Mit einem großen Einzug von fast 30 Priestern und fünf Bischöfen begann die 62. Wallfahrt. Rudolph Haase, Lehrer am St.-Elisabeth- Gymnasium in Heiligenstadt, begrüßte die Erfurter Bischöfe Ulrich Neymeyr, Joachim Wanke und Weihbischof Reinhard Hauke. Besonders willkommen hieß Haase Bischof Andrzej Czaja aus dem Bistum Oppeln in Polen und Bischof John Kaggwa aus Uganda.
Anschließend wandte sich Bischof Ulrich Neymeyr an die Wallfahrer: „Wie bei jeder anderen Wallfahrt bringen wir auch heute zum Klüschen Hagis Gebetsanliegen mit, die die Gesellschaft und die Kirche bewegen.“ Ein großes Anliegen sei es ihm, so Neymeyr, in Gedanken und im Gebet bei Kardinal Joachim Meisner und Weihbischof Hans-Reinhard Koch zu sein, die in jüngster Vergangenheit verstorben waren.
Während seiner Predigt widmete sich Neymeyr dem Leitwort der diesjährigen Wallfahrt: „Ich habe dich beim Namen gerufen“. Der Name eines Menschen sei etwas existenziell Wichtiges. Für Christen sei es von großer Bedeutung, dass sie nicht nur von Menschen angesprochen werden, sondern auch von Gott. „Und grundlegend wichtig ist es, dass uns Gott mit unserem Vornamen ruft und anspricht“, meinte Neymeyr. Der Bischof betonte, dass der Taufname der wichtigste Name im Leben eines Christenmenschen sei. „Auch in der Taufe wurden wir von Gott gerufen. Die Berufung durch Gott verbindet uns Christen auch miteinander.“ Auf die Begriffe „Rufen“ und „Berufung“ ging der Bischof anschließend näher ein. Der griechische Begriff für Kirche heiße „ekklesia“, was wörtlich „Gemeinschaft der Herausgerufenen“ bedeute. „Die Christen antworten auch auf den Ruf Gottes, denn sie rufen Gott an. Wir rufen Gott an und sprechen zu ihm. Wir verwenden dabei aber nicht den Namen, den Gott dem Moses im brennenden Dornbusch offenbart hat. Die Juden sprechen diesen Namen grundsätzlich nicht aus und schreiben ihn auch nicht.“ Auch die Christen seien dabei sehr zurückhaltend. Neymeyr unterstrich, dass das zweite Gebot „Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen“ für Juden wie für Christen gelte.
Zusammen mit fünf Bischöfen feierten 8000 Wallfahrer im Klüschen Hagis den Wallfahrtsgottesdienst. |
„Es ist ein Zeichen unserer Ehrfurcht, dass wir den Namen nicht gebrauchen, den Gott im brennenden Dornbusch Moses geoffenbart hat.“ So betonte der Bischof auch, dass es ein Zeichen der Ehrfurcht sei, dass man seine Eltern nicht mit Vornamen anspreche, sondern mit „Vater“ und „Mutter“ oder „Mama“ und „Papa“. Auch Jesus habe die Menschen eingeladen, den allmächtigen Gott mit „Vater“ anzurufen. Schließlich zitierte Neymeyr Dietrich Bonhoeffer, der aus der Haft geschrieben hatte: „Gott ist nicht ein Begriff für das Höchste, Heiligste und Mächtigste, sondern Gott ist ein Name. Es ist etwas anderes, wenn Heiden Gott sagen, als wenn wir, zu denen Gott selbst gesprochen hat, Gott sagen. Gott ist ein Name und dieser Name ist das größte Heiligtum, dass wir besitzen.“
Schließlich wandte sich Neymeyr Bischof Andrzej Czaja zu. Gerade in der Beziehung zwischen Deutschen und Polen habe sich gezeigt, dass die Gemeinschaft der Herausgerufenen stärker sei als Ungerechtigkeit, Verbrechen, Hass und Vergeltung. Es seien maßgeblich die Bischöfe beider Länder gewesen, die die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen initiiert und gestaltet hätten, sagte Neymeyr.
Gegen Mittag feierten die Pilger noch eine Festandacht. Die musikalische Umrahmung der Wallfahrt übernahmen die Blaskapelle aus Kefferhausen und die „Villa Combo“ aus Heiligenstadt.
Von Gregor Mühlhaus