Hand-, Haar- und Dusch-Seife aus der Klostermanufaktur
Gesiedet und mit besten Ölen
Die Schwestern Ursula, Mirjam, Gertrud und Sandra (von links) falten am Abend vor der Komplet kleine Kartons. In die Schachteln werden die von den Helftaer Zisterzienserinnen hergestellten Seifen verpackt. Fotos: Ziisterzienserinnen |
Es ist inzwischen fast zur Gewohnheit geworden: Abends vor dem Nachtgebet, der Komplet, sitzen die Zisterzienserinnen in Helfta noch eine halbe Stunde zusammen und falten kleine Schachteln. Die Verpackungen aus naturbelassenem Karton werden für den Verkauf der Seife benötigt, die die Schwestern seit einem Jahr herstellen. „Weil immer wieder große Bestellungen aus ganz Deutschland eingehen, müssen wir mit vereinten Kräften vorgehen, um die Nachfrage zu bewältigen“, sagt Schwester Pauline Klimach. Auch die Hilfe von Gästen sei willkommen. „Das Falten ist eine einfache, meditative Arbeit, der man schweigend nachgehen, bei der man sich aber auch nett unterhalten kann“, so die Ordensfrau.
Schwester Gertrud beim Anrühren der Lauge mit Brennnesseltee. |
Über 10 000 Stück Seife konnten die Zisterzienserinnen 2019 in ihrer Klostermanufaktur produzieren: Zum Beispiel die Hafermilch-Rosen-Hand-Seife Elisabeth, die Traubenkern-Mandel- öl-Haarseife Hildegard oder etwa die Zitronenverbenen-Duschseife Martin. Zehn verschiedene Seifen sind derzeit im Angebot, die, wie es sich für ein Kloster gehört, nach biblischen Gestalten und Heiligen benannt sind.
Die Idee kam aus Trondheim nach Helfta
Die Idee, Seife herzustellen und anzubieten, brachte Schwester Pauline mit ins Kloster. Während ihrer Referendariatszeit als angehende Physik- und Mathematiklehrerin war sie in den Ferien zu Fuß von Oslo nach Trondheim auf dem Olavsweg unterwegs gewesen. Dabei hatte sie auch die Trappistinnen in Tautra kennengelernt, deren Kloster auf einer Insel im Trondheimer Fjord liegt. Weil sie die Insel und das Kloster sehr beeindruckten, besuchte sie die Ordensfrauen in den darauffolgenden Weihnachtsferien erneut. Bei diesem Aufenthalt durfte sie bei deren Seifenproduktion mithelfen: „Ein paar Schachteln falten, Seife in Formen gießen, einfache Handgriffe eben. Aber das hat ausgereicht, um mein Interesse nachhaltig auf Seifenherstellung zu lenken“, erinnert sich Schwester Pauline.
„Nach meinem Eintritt in Helfta“, so die 34-jährige Zisterzienserin weiter, „habe ich darum gebeten, Seife herstellen zu dürfen. Und mit dem Vorschlag, etwas in Handarbeit zu produzieren, offene Türen eingerannt. Schließlich gehört die Handarbeit zum klösterlichen ,Ora et labora‘ und kann eine Möglichkeit sein, für den eigenen Unterhalt zu sorgen.“
Erste Experimente mit gekaufter Basis-Seife, die eingeschmolzen, beduftet, gefärbt und in Formen gegossen wurde, begannen 2016. „Diese Art der Seifenherstellung hat mir viel Freude gemacht, aber war für mich noch nicht ganz zufriedenstellend. Als Naturwissenschaftlerin wollte ich wissen, wie man Seife komplett selbst herstellt. Ich habe mich dann im Internet und mit Büchern schlau gemacht und mich an meine erste komplett selbst gesiedete Seife gewagt.“
Für erste Seifenexperimente sei eigentlich nicht viel Ausrüstung nötig, so die Ordensfrau. „Ein Herd, ein Topf, ein Pürierstab, Handschuhe, Schutzbrille und Mundschutz, etwas Natriumhydroxid aus der Apotheke und ein paar Öle oder Fette, und schon kann es losgehen.“ Ihre Experimente verliefen erfolgreich. „Danach war klar, dass wir nur noch solche Seifen herstellen. Es ist ein ganz anderes Gefühl, sie von Grund auf zu sieden. Und durch Verwendung bester Öle ist auch die Qualität eine ganz andere.“
Schwester Pauline und Priorin Schwester Christiane beim Schneiden eines Seifenblocks. Danach muss die warm gesiedete Seife etwa drei Wochen trocknen. |
Die ersten entstandenen Seifen wurden von den Schwestern für den Eigenbedarf genutzt, auf ihre Qualität überprüft und zunehmend verschenkt. Schwester Pauline: „Die Resonanz war überwältigend. Und so gingen wir daran, uns einen entsprechenden Raum für die Herstellung zu schaffen.“
„Zudem galt es, alle gesetzlichen und behördlichen Vorgaben zu erfüllen, um die Seifen regulär verkaufen zu dürfen“, sagt Schwester Pauline. So musste der Produktionsraum vom zuständigen Lebensmittel- und Veterinäramt zugelassen werden. Die Rezepte der einzelnen Seifen wurden von einem Labor überprüft, das jeweils eine Sicherheitsbewertung erstellte. Von jeder Sorte musste dafür ein Stück Seife mit Originalverpackung eingeschickt werden. Nach Erfüllung aller Bestimmungen bis hin zum Anzeigen von Herstellung und Vertrieb der Seifen auf europäischer Ebene und der erteilten Gewerbegenehmigung war es dann voriges Jahr zum Osterfest endlich soweit, Seife verkaufen zu können.
Schnell wurde es nötig, dass sich mehr Schwestern an der Herstellung beteiligen. „Ich habe Schwester Gertrud in das Seife-Sieden eingeführt, sie stellt mittlerweile die meisten Seifen her“, so Schwester Pauline. „Es gab in den zurückliegenden Monaten Wochen, in denen jeden Tag eine, manchmal zwei Chargen hergestellt wurden, das sind jeweils zirka 120 Stück.“
Zuletzt allerdings sei der Absatz sehr stark zurückgegangen: „Die Klosterläden und andere Abnehmer mussten wegen Corona schließen. Doch jetzt öffnen die ersten Läden wieder“, sagt Schwester Pauline. Das gelte auch für den eigenen Laden. Die Zisterzienserinnen bieten ihre Seife und andere Produkte des Ladens aber auch per Online-Shop an.
Aus den gegossenen großen Seifeblöcken werden Streifen und dann die einzelnen Stücke geschnitten. |
Eindrucksvolle Produktbeschreibungen
Unter www.kloster-helfta.de/klostermanufaktur finden sich neben Wissenswertem zur Seifenherstellung auch eindrucksvolle Produktbeschreibungen wie: Die Shea-Apricot-Naturseife Mechthild „ist unsere Pflege-Expertin für alle, die es natürlich mögen“. „Die paradiesisch mild-cremige Seife Eva verführt Ihre Sinne und spendet Ihrer Haut auf angenehmste Art Feuchtigkeit und Pflege.“ Oder: Die Brennnessel-Lindenblüten-Haarseife Benedikt wird mit Tee gesiedet, „für den die Brennnesseln in unserem Klosterpark geerntet werden“.
Das Stück Seife kostet fünf Euro, ab 30 Stück gibt es Rabatt.
Der Laden in Helfta ist derzeit Di bis Sa von 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr geöffnet. Bestellungen: klosterladen.kloster-helfta.de, Tel. 0 34 75 / 71 14 00; E-Mail: klosterladen@kloster-helfta.de
Von Eckhard Pohl