Foaset in Fulda – katholisches Brauchtum

Halt im Alltag braucht jeder

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Die Foaset ist ein ursprünglich katholisches Brauchtum. Beim Gottesdienst der Fuldaer Karnevalisten in der Stadtpfarrkirche trägt der Prinz die Lesung vor. Fürbitten sprechen die Fürstlichkeiten und Tollitäten. Von Evelyn Schwab.

Beim Vaterunser: Prinz Colori Paletti (Zweiter von rechts) mit Gefolge. | Fotos (2): Evelyn Schwab
Beim Vaterunser: Prinz Colori Paletti (rechts) mit Gefolge. Foto: Evelyn Schwab

Es ist die Zeit von „Föllsch Foll hinein“. Mit diesem Schlachtruf der Foaset begrüßt auch Stadtpfarrer Stefan Buß die aktiven Karnevalisten zum Friedensgottesdienst. Ganz festlich ist das karnevalistische „Fuldische Fulda“ in die Stadtpfarrkirche eingezogen, mit Fahnen, Uniformen und Musikkapellengeleit. Die Insignien haben Prinz Johannes Colori Paletti LXXVII. und die närrischen Oberhäupter von Fuldas „Rand- und Bundesstaaten“ vor dem Altar abgelegt, als Zeichen dafür, dass der Friedensfürst Jesus Christus „der eigentliche Herr ist“, so Buß.

Ernsthafte Gebete und himmlische Musik

„Gestern ist es beim Feiern spät geworden. Heute tut es gut, erst einmal Ruhe zu haben. Ohne Humba Tätärä.“ Susi Süssemilch von der Florengäßner Brunnenzeche unterstreicht das und lädt alle ein zu „ernsthaftem Gebet, himmlischer Musik und gelebter karnevalistische Gemeinschaft“.

Am Altar steht auch Pater Siegfried Modenbach, ein Studienkollege von Buß und aus Steinbach in der Region Hünfeld stammend. Inzwischen ist er in Dortmund tätig. Nachdem Prinz Johannes die Lesung aus dem Brief an die Epheser gehalten hat, liest Modenbach das Evangelium von der Bergpredigt. Zur eigenen Predigt in Reimform steigt Buß auf die Kanzel. Dabei lässt er durchblicken, dass er früher eher ein „Fastnachtsmuffel“ gewesen sei und das eigene Sofa bevorzugt habe. Doch als Stadtpfarrer von Fulda sei er nun in der fünften Jahreszeit mittendrin.

Fuldas Prinz Colori Paletti, Geschäftsführer des elterlichen Baudekorations-Unternehmens, bringe „viel Farbe ins Leben da draußen“. Das sei doch auch der Auftrag für Christen: Farbe ins Leben der anderen bringen. Laut Papst Franziskus sei es wichtig, auf Straßen und Plätzen präsent zu sein. Dabei gehe es nicht um Show, sondern darum, die Herzen der Menschen für Gott zu gewinnen. Im Alltag könne jeder solchen Halt gebrauchen.

Das Florengäßner Brunnenpaar werde in dieser Kampagne durch „die ganze Familie vom Stadtbaurat“ verkörpert, so Buß weiter. Den „Daniel kenn ich lange schon“, verrät er. Fuldas derzeitiger Baurat sei Messdiener am Dom gewesen, vor über 25 Jahren. Daniel Schreiner unterstreicht später in einem kurzen besinnlichen Text: „Gott ist bei uns und stiftet verbindende Gemeinschaft.
Bei den Fürbitten bringen sich die Oberhäupter der so genannten Fuldaer Randstaaten ein, vom Nordend bis zum Südend, von Ostendia bis zu den Aschenberger Wolkenkratzern, von den Bronnzeller Schimmelreitern bis zu den Harmerzer Musketieren.

Kostümierte Kinder singen das Vaterunser

Zum Vaterunser bitten Buß und Modenbach schließlich die Kinder nach vorne. Viele Clowns, Gardemädchen, Cowboys oder Sträflinge versammeln sich in großer Runde um den Altar und singen zum Gitarrenspiel des Stadtpfarrers. Die kostümierten Aktiven in den Bänken beteiligen sich mit Gesang und rhythmischem Klatschen am bekanntesten Gebet der Christen.

Vor dem Segen dankt Buß allen Mitwirkenden und Helfern, darunter dem Musikverein Niesig unter René Wilhelm, Organist Hans Joachim Rill und den Engelszungen, ein Chor von Freunden rund um das Brunnenpaar. Den Fastnachtern gibt er noch mit auf den Weg, dass es doch gut sei im Karneval „so manche Wahrheit mal anders sagen“ zu können. Der Entlassauftrag dieses Gottesdienstes lautet: „In den eigenen Reihen schauen, wo Friede gebaut werden muss!“

 

Meinung: Foaset fiel mal aus

Evelyn Schwab
Evelyn Schwab

Wer erinnert sich noch an die Operation Wüstensturm? Saddam Hussein, irakischer Diktator, annektiert 1990 Kuwait. Der UNO-Sicherheitsrat verurteilt dies und verhängt ein Ultimatum. Nach Ablauf der Frist am 15. Januar 1991 befreit eine Kriegsallianz unter Führung der USA das Emirat. Luftangriffe in der Nacht zum 16. Januar 1991, ein Bodenkrieg ab dem 24. Februar folgen. Die Deutschen sind betroffen und sagen ihre Faschingsveranstaltungen ab. Auch in Fulda gibt es keinen Rosenmontagszug.Aus dieser Zeit stammt die Tradition der karnevalistischen Friedensmesse. Frieden in der Welt, Segen für die Kampagne. Die Foaset als fröhliche Demo für Freiheit. Fast eine Generation später ist immer noch klar, wie sehr alle Dinge zusammenhängen.