Auf dem Weg zu einem ökumenischen Zentrum

Havelser Gemeinden: Zukunft unter einem Dach

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Ob An-, Um- oder Neubau ist noch nicht geklärt. Klar ist aber, dass sich die katholische Corpus-Christi- und die evangelische Versöhungsgemeinde auf den Weg zu einem ökumenischen Zentrum machen.


Die evangelische Versöhnungskirche wird für den Aufbau
eines ökumenischen Kirchenzentrums in Garbsen
aufgegeben und macht dem Neubau einer Kindertagesstätte
Platz. Im Bild von links: Kirchenvorsteher Klaus Peter
Jürgens, Pastor Martin Miehlke, Pfarrer Christoph Lindner
und Superintendent  Karl Ludwig Schmidt.

Die evangelisch-lutherische Versöhnungskirchengemeinde und die katholische Kirchengemeinde Corpus Christi in Havelse planen ein neues ökumenisches Kirchenzentrum. Die Versöhnungskirchengemeinde benötigt ein neues Gebäude, da das Dach des bisherigen Gemeindehauses vor einem Jahr eingestürzt ist. Das Gebäude, das auch einen Sakralraum enthielt, ist seitdem nicht mehr benutzbar.

Das neue Kirchenzentrum soll auf dem Gelände der Kirche Corpus Christi durch Erweiterung des Pfarrheims oder durch einen Neubau entstehen. Ein jetzt geschlossener Vertrag der Gemeinden sieht die gemeinsame Nutzung der Kirche, des Gemeindehauses und der Büroräume vor.

Die Versöhnungskirchengemeinde ist seit dem Dacheinsturz bereits in den Räumlichkeiten der katholischen Nachbargemeinde zu Gast, beide Gemeinden pflegen seit Jahren eine gute ökumenische Zusammenarbeit. Anfang Juni wird auch das Gemeindebüro der Versöhnungskirche in dem Gemeindezentrum der Corpus-Christi-Kirche seinen Standort haben. Erste Planungsgespräche der Gemeinden finden jetzt statt. Dabei sollen die Anforderungen an ein ökumenisches Kirchenzentrum abgestimmt werden.
 


Im April vergangenen Jahres stürtzte das Dach des
Gemeindezentrums der Versöhungsgemeinde ein.

„Wir sind sehr dankbar für die Gastfreundschaft, die uns die katholische Gemeinde Corpus Chris­ti jetzt seit einem Jahr gewährt, das ist nicht selbstverständlich“, sagt Superintendent Karl Ludwig Schmidt: „Die jetzt geplante gemeinsame Nutzung eines Gemeindezentrums und der Kirche ist ein zukunftsweisender Weg.“ Es gebe eine „große Schnittmenge“ zwischen Protestanten und Katholiken. Für ihre Zusammenarbeit sei das geplante ökumenische Zentrum „zeichenhaft“, nicht zuletzt auch angesichts der sinkenden Mitgliederzahlen bei beiden Konfessionen.

Martin Miehlke, Pastor an der Versöhnungskirche, bezeichnet den Dacheinsturz vor einem Jahr als „trauriges Jubiläum“. Seine Gemeinde stehe noch immer unter Schock und trauere. „Doch das Ziel, gemeinsam mit der katholischen Nachbargemeinde ein ökumenisches Gemeindezentrum zu errichten, ist klar“, sagt Miehlke. Er wies darauf hin, dass es keine Versicherungsentschädigung für das eingestürzte Dach gebe. Der Grund liege in einem baulichen Fehler während der Errichtung des Gemeindezentrums vor rund 50 Jahren. Nach 25 Jahren seien diesbezügliche Versicherungsansprüche erloschen, fügt der Pastor hinzu. „Mit dem neuen ökumenischen Zentrum wollen wir in Havelse eine Kirche der Zukunft gestalten“, erläutert Miehlke. Dies sei die leitende Vision bei den jetzt beginnenden Planungen.

Für den katholischen Pfarrer von Garbsen, Christoph Lindner, war es schlicht eine Selbstverständlichkeit, die evangelische Gemeinden in der Kirche Corpus Christi aufzunehmen: „Dann kommt doch zu uns“, beschreibt Lindner seinen ersten Gedanken. Doch aus der Nothilfe nach dem Dacheinsturz sei schnell mehr geworden: „Bis hin zu dem Angebot, bleibt nicht nur als Gäste, sondern für immer.“

Die Kooperation zeigt nach Einschätzung von Lindner Möglichkeiten auf, die die beiden Gemeinden für sich allein nicht gehabt hätten: „Wir können an diesem Standort etwas Gemeinsames entwickeln, die Kirchen bleiben vor Ort präsent.“ Das sei in Zeiten, in denen evangelische wie katholische Kirchengemeinden vor großen Umbrüchen stehen, eine wichtige Botschaft. Die Landeskirche Hannovers und das Bistum Hildesheim hätten bereits Zustimmung zu dem ökumenischen Projekt signalisiert.

Der Vorsitzende des Kirchenvorstands der Versöhnungskirchengemeinde, Klaus Peter Jürgens, bekräftigt die „seit Jahrzehnten bestehenden guten ökumenischen Beziehungen“ in Havelse, angesichts derer die Gemeinde sich „mit großer Überzeugung“ zu einem gemeinsamen Neubauprojekt entschlossen hatte.

Weiter plant die Versöhnungskirchengemeinde den Neubau einer Kindertagesstätte auf ihrem Grundstück in der Schul­straße 5. Dort befindet sich das ehemalige evangelische Gemeindehaus, dessen Dach eingestürzt ist. Die Gemeinde Corpus Christi wird die neue Kindertagesstätte auch für Angebote ihres Familienzentrums wie beispielsweise DELFI-Gruppen nutzen.  

(staki H/pkh)