30 Jahre Partnerschaftsaktion Ost

Helfen, so gut es geht

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Mit einer Reihe von Veranstaltungen will die Partnerschaftsaktion Ost des Bistums Magdeburg ihr 30-jähriges Bestehen begehen. Bei einem Dankgottesdienst erinnerte Bischof emeritus Leo Nowak an Anfänge und Entwicklung des Osteuropa-Hilfswerkes.

Bei einem Dankgottesdienst in St. Sebastian in Magdeburg wurde gemeinsam mit Bischof emeritus Leo Nowak Mitte Januar an die Gründung der Partnerschaftsaktion Ost vor 30 Jahren erinnert.    Foto: Susanne Sperling

 

Unter dem Motto „In 30 Tagen um Osteuropa“ soll es zum 30-jährigen Bestehen der Partnerschaftsaktion Ost (PaOst) in diesem Jahr zahlreiche Veranstaltungen geben: Geplant sind eine Vortragsreihe „30 Jahre später … Was nun?“ sowie weitere Angebote und Aktionen. Nach dem Dankgottesdienst zum Jubiläum am 12. Januar in Magdeburg fand in dieser Woche mit dem Online-Forum „Das religiöse Leben in der Ukraine nach dem Zerfall der Sowjetunion“ mit Kirchenhistoriker Oleh Jurijowytsch Turij aus Lviv (Lemberg) bereits der Auftakt dazu statt.
Für Ende Februar ist in derselben Reihe über webex im Internet ein Abend zum Thema „Das religiöse Leben in Litauen nach dem Zerfall der Sowjetunion“ geplant, Ende März wird es um das religiöse Leben in Russland gehen. Zudem soll es Ausstellungen geben, so Anfang März in St. Sebastian mit ikonenähnlichen Bildern der russischen Malerin Swetlana oder zu „Postsowjetischen Lebenswelten“ in ehemaligen Sowjetrepubliken“ im April. Im Mai soll der Dokumentarfilm „Courage“ von Aliaksei Paluyan zu den Ereignissen in Belarus gezeigt werden. Auch am Sachsen-Anhalt-Tag Anfang Juli will sich die PaOst aktiv beteiligen.
Beim Dankgottesdienst in Magdeburg erinnerte der Initiator des diözesanen Osteuropa-Hilfswerkes, Bischof emeritus Leo Nowak, an die Anfänge der PaOst und ihre Entwicklung über die Jahre: Viele ehemalige PaOst-Mitstreiter nahmen am Gottesdienst teil.
In einem verlesenen Grußwort würdigte der Chef der Staatskanzlei Sachsen-Anhalts, Rainer Robra, die PaOst „als eine beispielgebende Aktion, die der Förderung von Gerechtigkeit, Zusammenhalt und Frieden“ dient.

Auslöser war die Hilfe für eine russische Gruppe
„Die Initiative PaOst des Bistums Magdeburg ist uns wie vom Himmel gefallen“, stellte Bischof Nowak fest. Bei einer dringenden Besorgung an einem kalten Abend im Januar 1991 in der Magdeburger Innenstadt sei er am Eingang eines Warenhauses auf eine Musikgruppe gestoßen und habe das Gefühl gehabt, dass mit den Musikanten etwas nicht stimmt. Bei seiner Nachfrage stellte sich heraus: Es war eine russische Gruppe, die einer Einladung in einen Magdeburger Betrieb folgte, den es aber plötzlich nicht mehr gab. Zudem war ihr Bus kaputt und sie wussten nicht, wo sie schlafen sollten. Nach einem Telefonat kümmerte sich Seelsorgeamtsleiter Rat Gerhard Nachtwei um die Gestrandeten. Die Frauen der 30-köpfigen Gruppe wurden im alten Roncalli-Haus aufgenommen, die Männer bekamen in einer Kaserne Unterkunft. „Am nächsten Abend fand im Saal der Propstei ein Konzert mit russischer Musik und Volkstänzen statt, das ich nicht vergessen werde“, so Nowak. „Unsere nicht angemeldeten Gäste aus Russland wollten sich unbedingt bedanken. Adressen wurden ausgetauscht und Freundschaften geschlossen, die teilweise bis heute bestehen.“ Schon zum Osterfest sei Gerhard Nachtwei mit Heiner Hesse, Edith Giebson und Norbert Bischof nach Tutajew, dem Heimatort der russischen Musiker, gefahren, um zu erkunden, wie und womit geholfen werden konnte. „Das Kind ,Partnerschaft Ost des Bistums Magdeburg‘ war geboren.“
„Uns war bewusst“, so Bischof Nowak weiter, „dass der Westen uns schon in der DDR-Zeit unterstützt hatte. Die deutsche Einheit brachte trotz vieler Schwierigkeiten eine spürbare Verbesserung unserer Verhältnisse. Die Staaten des Ostens hingegen waren viel schlechter dran und auf sich allein angewiesen.“ Da sei klar gewesen: „Jetzt müssen wir helfen so gut wir können.“
Daraus seien über die Jahre viele Kontakte zu Menschen in Litauen, Bulgarien, Ungarn, Polen und der West-Ukraine entstanden. Nowak: „Von 2007 bis 2018 war Monika Köhler Leiterin unserer Aktivitäten in der PaOst. Ihnen allen und der jetzigen Leiterin Rasa Hinz und allen Helfern und Sponsoren gebührt Dank und Anerkennung.“

„Wir müssen teilen, was wir haben“
„Wir ändern nichts und verändern auch nichts, wenn wir nicht daran glauben können oder wollen, dass wenige Brote und Fische, die wir haben, viele satt machen können, wenn wir anfangen zu teilen“, so Nowak im Blick auf das Evangelium von der Brotvermehrung: „Was wäre aus unseren russischen Besuchern geworden, wenn Gerhard Nachtwei nicht beherzt und unkompliziert geholfen“ und „Menschen in Not Schutz und Obdach gewährt“ hätte? „Möge die Partnerschaft Ost ein Ansporn sein und bleiben für den Anruf des Evangeliums, da es heißt: Gebt ihr ihnen zu essen. So handelt unser Gott auch in unserer Zeit. Und wenn du auch nur Weniges tun kannst, tu das und du wirst leben.“

Wer die PaOst unterstützen kann: Partnerschaftsaktion Ost, Bank für Kirche und Caritas, IBAN:
DE 94 4726 0307 0020 3502 03
BIC: GENODEM1BKC

Von Eckhard Pohl