Katholische Journalistenschule
„Hey, Kirche kann was!“
Foto: Erol Gurian/ifp
Isolde Fugunt wollte nur helfen. Sie wusste, die katholische Journalistenschule (ifp) würde bald eine neue journalistische Leitung brauchen – weil der bisherige Direktor Bernhard Remmers in Rente geht. Sie sprach mit Leuten, schrieb E-Mails und fragte: Wer könnte interessant sein? Sie arbeitete schon seit 2006 als Studienleiterin beim ifp, und sie wollte, dass es nun gut weitergeht. Immer wieder hörte sie, der frei werdende Direktorenjob sei ja interessant: „Aber, hä? Das machst Du doch?“ Irgendwann dachte sie sich: „Stimmt, eigentlich kann ich das auch machen. Keiner kennt diesen Laden besser als ich. Warum eigentlich nicht?“
Seit Mai leitet Fugunt (45) nun das ifp, zusammen mit der neuen geistlichen Direktorin Schwester Stefanie Strobel, Ordensfrau in der Kongregation der Helferinnen. Sie übernimmt die Führung in herausfordernden Zeiten, denn die Kirche steckt in der Krise und auch der Journalismus hat zu kämpfen. Wer mit ihr spricht, der spürt: Sie hat Lust darauf. Auf die Frage, warum man noch eine katholische Journalistenschule braucht, wenn Christen in Deutschland zur Minderheit werden, ruft sie: „Gerade deshalb!“
Das ifp, sagt Fugunt, solle Menschen erfahren lassen: „Hey, Kirche kann ja auch was anbieten! Kirche kann ja auch ein Ort sein, wo ich mich wohlfühle.“ In der Tat bildet das ifp in einem ehemaligen Kapuzinerkloster in München den journalistischen Nachwuchs nicht nur auf erstklassigem Niveau aus, sondern auch in einem besonderen Geist. Hier lernt man miteinander, nicht gegeneinander. Nutzt Feedback nicht, um die Kurskollegin niederzumachen, sondern um ihr zu helfen, besser zu werden. Und lernt, konstruktiv und fair zu berichten und verantwortungsvoll mit den Informationen umzugehen, die Gesprächspartner einem anvertrauen. Das ifp hilft Journalistinnen und Journalisten, mit einem christlichen Blick auf die Welt zu schauen – und auf die eigene Arbeit.
„Demokratie ist nichts, was einfach so da ist“
Das Team der Journalistenschule versucht diesen Geist vorzuleben. Die Studienleiterinnen und Studienleiter begleiteten die Auszubildenden intensiv, erzählt Fugunt. Und sie führten, wenn’s sein muss, auch mal ein Krisengespräch. Auch die neue geistliche Direktorin nehme sich Zeit und frage: „Wie geht’s Dir? Was beschäftigt Dich gerade? Wo hast Du Ärger mit der katholischen Kirche und wo fühlst Du Dich wohl?“ Bei jährlichen Besinnungswochenenden, die jeder Kurs selbst organisiert, sprechen die Auszubildenden über ihren Glauben, ihre Ziele, ihre Motivation. Dass für all das Raum bleibt, das ist Fugunt wichtig.
Doch sie will das ifp auch weiterentwickeln, denn sie sieht ja, wie rasant sich der Journalismus gerade verändert. So will sie neue Weiterbildungsangebote aufbauen, etwa ein Camp, in dem Journalisten ein paar Tage lang spielerisch mit Künstlicher Intelligenz experimentieren können. Im Frühjahr hat Fugunt eine Innovationsreise durch verschiedene Redaktionen gemacht, um noch besser zu verstehen, was sie bewegt, was sie brauchen und was die jungen Leute, die sie ausbilden, beim ifp lernen sollen.
Sie will solche Gespräche auch künftig führen, schließlich soll das ifp höchsten Ansprüchen genügen und zeigen, dass die Kirchensteuern, mit denen es unterstützt wird, gut investiert sind.
Die katholische Kirche, sagt Fugunt, trage mit dieser Journalistenschule dazu bei, dass Menschen sich einbringen, dass Probleme diskutiert und Lösungen aufgezeigt werden. Sie betont: „Demokratie ist nichts, was einfach so da ist.“ Jede und jeder von uns müsse dazu beitragen, dass sie funktioniert. In Zeiten voller Krisen erst recht.