Bischofshaus in Fulda
Hier leben, dort arbeiten
Privat ins Nebengebäude, dienstlich ins Hauptgebäude: Der Organisation, dem Gespräch und der Begegnung soll das denkmalgeschützte Bischofshaus aus der Barockzeit auf Fuldas Michaelsberg künftig dienen. Von Evelyn Schwab.
Die neuen Diensträume für Bischof Michael Gerber, Weihbischof Karlheinz Diez, zwei persönliche Referenten und zwei Sekretärinnen sollen bis Ende März fertig sein. Der repräsentative Bereich erhält ebenso Empfangs-, Konferenz- und Küchenräume.
Dabei muss die historische Raumaufteilung berücksichtigt werden. Auch die Denkmalbehörden haben mitzureden. Denn das Bauwerk wurde bereits im frühen 18. Jahrhundert als Propstei errichtet und war einmal Teil eines Nebenklosters. Erst gut 100 Jahre später, ab 1829, wurde es Residenz des Fuldaer Bischofs.
Stuck, Holz und Stein werden erneuert
Seit Sommer vergangenen Jahres laufen die Arbeiten. Vor allem im Innenbereich musste einiges erneuert werden. Die Elektro-Installation stammte teilweise noch aus den 1950er Jahren. In der Küche im Erdgeschoss wurde eine Bodenplatte eingebaut. Denkmalpflegerische Arbeiten widmen sich den Stuckdecken, den Holz- und den Steinoberflächen. Privat zieht der neue Fuldaer Bischof ab Herbst in den Fachwerk-Anbau des barocken Hauptgebäudes. Dort wird ihm dann die 86 Quadratmeter große Wohnung des bisherigen Bischofskaplans Dr. Florian Böth zur Verfügung stehen. Auch mit Blick auf den bestehenden Priestermangel soll es dessen Position nicht mehr geben. Die Stelle wird künftig durch einen persönlichen Referenten wahrgenommen, keinen Priester, sondern einen promovierten Theologen. Pfarrer Böth übernimmt aber bis zum Sommer zusätzlich zu seiner Verantwortung für die Pfarreien St. Peter in Petersberg und St. Paulus in Fulda die Aufgaben des Bischofskaplans. Für die Einführungsphase des neuen Bischofs bleibt Böth in seiner bisherigen Wohnung. Übergangsweise bezieht daher Bischof Gerber zwei Zimmer im Hauptgebäude. Im Nebenhaus steht dann laut Diözesanbaumeister Martin Matl lediglich eine Renovierung an, wie bei einem Wohnungsumzug üblich. Der neue Bischof bringe sein Mobiliar mit. Es gebe keine Extras. Einzig die Wohnungstür müsse erneuert werden. Matl: „Sie ist nur 1,90 Meter hoch, Bischof Gerber misst 1,92 Meter.“
Gesamtkosten in Höhe von 1,65 Millionen
Die Kosten der Gesamtmaßnahmen am denkmalgeschützten Bischofshaus betragen laut Bistum rund 1,65 Millionen Euro. Mit einberechnet ist eine bereits erfolgte Dachsanierung in Höhe von 600 000 Euro. Bereitgestellt sind weitere 500 000 Euro für die Sanierung der den Michaelsberg einfassenden Natursteinmauer. Der Kirchensteuerrat, der sich aus bistumsweit gewählten Ehrenamtlern zusammensetzt, hat die Mittelfreigabe erteilt.
Zur Sache: Bischofshaus war nie für einen Bischof gebaut
Große Räume, riesige Flure: Das repräsentative Haus der Bischöfe ist nicht leicht zu bewohnen. Das wusste auch schon Bischof emeritus Heinz Josef Algermissen. „Wenn ich im Schlafzimmer bin und im Wohnzimmer etwas vergessen habe, muss ich 50 Meter gehen“, beklagte er Weitläufigkeit und Mangel an Privatsphäre.
Fast 200 Jahre lang war es Tradition, dass die Fuldaer Bischöfe unter dieser Adresse lebten. Es gab keine kleinen gemütlichen Zimmer, sondern weite offene Räume. Privates und dienstlich Genutztes gingen ineinander über. Die Aufteilung war historisch vorgegeben und konnte nur bedingt verändert werden.
Einen großen Teil des Obergeschosses nimmt zum Beispiel der Festsaal ein, in dem sich bis 1956 die Bischofskonferenz traf. Danach zog die Versammlung ins Priesterseminar um, weil sich der Kreis der Teilnehmer durch Hinzukommen der Weihbischöfe stark vergrößert hatte. Auch dieser Saal ist geschichtsträchtig, an ihm darf nichts geändert werden.
Die Privaträume des ehemaligen Fuldaer Bischofs bestanden aus einem Schlafzimmer und einem kleinen Wohnzimmer. Daneben gab es noch ein Arbeitszimmer und ein Sprechzimmer. Doch ein Wohnen in musealen Räumen erscheint heute nicht mehr zeitgemäß.
Das von Propst Stephan von Cloth zwischen 1717 und 1721 errichtete Gebäude sollte schon zu seiner Enstehungszeit kein Amtssitz für einen Bischof werden. Vom Ursprung her war es ein Kloster.
Künftig wird kein Bischof mehr im Barockbau wohnen. Arbeit, Kommunikation und Begegnung sollen nach dem Wunsch von Michael Gerber in den historischen Räumen stattfinden, welche sich direkt an die Michaelskirche anschließen. Von diesem dienstlichen Bereich werden die Privaträume deutlicher abgegrenzt sein als bisher. Das neue „Haus der Bischöfe“ wird sich daher mehr als vorher nach außen öffnen können. (ez)