25 Jahre Verein Refugium

Hilfe für Kinder auf der Flucht

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Sie sind alleine unterwegs und fliehen oft um die halbe Welt: Seit 25 Jahren kümmert sich der Verein „Refugium“ um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Zum Jubiläum gab es viel Lob – und eine dramatische Geschichte.

Die Vereinsvorsitzende Monika Schwenke (am Mikro) und der 22-jährige Yusuf (links neben ihr) beim Festakt.    Foto: Oliver Gierens

 

Sie kommen als minderjährige Flüchtlinge ohne Begleitung Erwachsener nach Deutschland, zum Beispiel aus Afghanistan, Syrien oder afrikanischen Ländern wie Eritrea und Somalia. Seit 25 Jahren kümmert sich der Verein „Refugium“ in Magdeburg um sie, insbesondere indem er ehrenamtliche Vormünder bereitstellt, ausbildet und unterstützt. Vor kurzem feierte der Verein, der sich seit 2018 in Trägerschaft des Caritasverbands der Diözese Magdeburg befindet, sein Jubiläum in der Magdeburger St.-Petri-Kirche.

Odyssee nur knapp überlebt
In einem „Polit-Talk“ erzählte der heute 22-jährige Yusuf seine Fluchtgeschichte. Er war 2016 unter dramatischen Umständen aus dem Bürgerkriegsland Somalia in Ostafrika geflüchtet und dabei mit einem Boot gekentert. Die Überfahrt überlebte der damals 16-Jährige nur knapp, kam dann über Italien nach Deutschland. In Magdeburg habe ihm refugium dann einen ehrenamtlichen Betreuer zur Seite gestellt. Heute, sechs Jahre später, arbeitet er als ausgebildeter Software-Entwickler. Dabei habe er neben viel Hilfe auch Ablehnung im Alltag erfahren, berichtete Yusuf.
Nach Auskunft der Vereinsvorsitzenden Monika Schwenke betreut der Verein derzeit rund 40 Jugendliche, rund 660 aus mehr als 50 Ländern waren es seit der Gründung. Zwei bis drei Jahre dauert in der Regel eine Vormunschaft. Dafür stünden momentan vier ehrenamtliche Vormünder, zwei Männer und zwei Frauen, in Magdeburg und Halle zur Verfügung. Nach wie vor stammten die meisten minderjährigen Flüchtlinge aus Afghanistan oder Syrien, aber auch junge Menschen aus der Ukraine seien in den vergangenen Monaten dazugekommen, sagte Schwenke.

Alter darf nicht mehr geschätzt werden
In ihrer Festansprache betonte die Vereinsvorsitzende, die 1997 bereits zu den Gründungsmitgliedern zählte, für die Arbeit mit minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen bedürfe es Empathie und Durchhaltevermögen. Das gelte beispielsweise für politische Entscheidungen: So sei im aktuellen Erlass von Sozial- und Innenministerium in Sachsen-Anhalt festgelegt, dass Mitarbeiter des Jugendamtes nicht mehr allein das Alter eines unbegleiteten Jugendlichen schätzen sollten, wie dies zuvor der Fall war. Diese hätten die jungen Menschen häufig für volljährig erklärt – mit gravierenden Konsequenzen für die weitere Integration, so Schwenke.
Als „hochmotiviert, verlässlich und fachlich versiert“ bezeichnete Sachsen-Anhalts Sozial-Staatssekretärin Susi Möbbeck (SPD) die Arbeit von refugium in ihrem Grußwort. „Sie sind als Förderverein der Vormundschaftsführung Garant für eine sichere Heimat der Mündel“, so Möbbeck weiter.
Bischof Gerhard Feige forderte in seiner Predigt während der Festandacht eine gesellschaftliche Offenheit gegenüber Menschen auf der Flucht. „Wie wir mit Flüchtlingen umgehen, zeigt, welcher Geist in unserer Gesellschaft herrscht“, so Feige. Es habe immer schon zur Aufgabe von Kirche gehört, Anwältin für Migration und Integration zu sein, meinte der Bischof.

Von Oliver Gierens