Lourdeswallfahrt des Bistums Erfurt
Himmelsbegegnungen verändern
Gruppenbild vor der Rosenkranzbasilika. | Fotos: Holger Jakobi |
Veränderung war auch das Thema von Bischof Ulrich Neymeyr, in seiner ersten Predigt, gehalten in der Grotte, in der Bernadette Soubirous die Gottesmutter schaute. „Hier an diesem Ort stand der Himmel offen. Hier hat sich Gott begreifen lassen.“ „Bernadette Soubirous“, so Ulrich Neymeyr, „hat sich der Herrlichkeit Gottes geöffnet, die hier in ihr Leben eingebrochen ist.“ Dabei hat sich das Leben der Seherin verändert, es ganz auf Gott ausgerichtet. Eine solche lebensverändernde Erfahrung wünschte der Erfurter Bischof allen Wallfahren.
Eine moderne Darstellung in der Mühle Boly zeigt die heilige Bernadette während der Erscheinungen. |
In der Stadtkirche die eigene Taufe erneuert
Die Geschichte der Lourdeswallfahrt geht auf die 18 Erscheinungen der Gottesmutter zurück. Zum ersten Mal erblickte die damals 14-jährige Bernadette Maria am 11. Februar 1858. Wie ihr Leben bis dahin aussah, dies erfuhren die Pilger beim Stadtrundgang. Geboren wurde die Seherin 1844 in der Mühle Boly, die ihr Vater gepachtet hatte. Der Druck der Industrialisierung, seine Gutmütigkeit und offene Rechnungen trieben Francois Soubirous in den Ruin. Nach zehn glücklichen Kinderjahren erlebte Bernadette den völligen sozialen Absturz. Schließlich musste die Familie in das feuchte „Cachot“ ziehen, ein ehemaliges Gefängnis. Marie-Louise Pachmann, eine der beiden Reiseleiterinnen vom Bayerischen Pilgerbüro, betonte bei ihrer Führung: „Bernadette war ganz unten angekommen, tiefer ging es nicht.“ Doch die Familie hielt zusammen und stand auch die Turbulenzen der Anfeindungen nach der ersten Erscheinung durch. Zum Abschluss des Rundganges besuchten die Pilger die Kirche mit dem Taufstein, an dem Bernadette Soubirous getauft wurde. Mit Weihwasser waren alle eingeladen, innezuhalten und ihre eigene Taufe zu erneuern.
Zu den Höhepunkten einer Lourdes-Wallfahrt gehören das Mitfeiern der Internationalen heiligen Messe in der 1958 geweihten unterirdischen Kirche Pius X. sowie die Teilnahme an einer Sakramentenprozession – diese wurde wegen des Wetters zu einer abendlichen Lichterprozesssion, die von den Erfurter Pilgern angeführt wurde.
Das Jahresthema in Lourdes lautet im Jubiläumsjahr „Was er euch sagt, das tut …“ (Johannes-Evangelium im zweiten Kapitel). Mit Blick auf die Jugend-Synode der Bischöfe wird in besonderer Weise für die Jugend der Welt gebetet. In den pastoralen Unterlagen heißt es unter anderem: „In Lourdes zeigt sich Maria, die ‚genauso jung und klein wie ich‘ ist, wie Bernadette später sagen wird, nicht von oben herab, sondern erscheint in einer irdischen Felsnische. Sie macht sich zu Bernadettes Katechetin, denn genau dafür ist sie im Januar 1858 aus Bartrés (wo sie sich bei ihrer Amme aufhielt) nach Lourdes zurückgekehrt. Die Methode, der sie sich bedient, ist keine andere als die, welche der Papst befürwortet, um das Evangelium in die Randbezirke unserer heutigen Welt zu tragen.“ Eine Methode der Begleitung, des Dienens und Teilens.
Erfurter Pilger führten am 5. Juni die Lichterprozession an. |
Ein positives Fazit zog Irmgard Jehle, Vizepräsidentin des Bayerischen Pilgerbüros. Sie hatte zusammen mit Rita Rosenstengel von der Diözesanpilgerstelle des Bistums Erfurt die Wallfahrt organisiert. „Es war eine sehr starke Gruppe. Sie hielt zusammen und auch die Aufgaben, wie das Tragen von Fahnen und der Marienfigur oder beim Mitsingen im Chor wurden gerne übernommen. Bis zum Schluss wurden übrigens die roten Schals getragen. Ich finde, dass das ein gutes Zeichen der Identifikation ist.“ Jehle machte zudem deutlich, dass es für die Reiseleiter immer wichtig ist, keine Routine aufkommen zu lassen. „Die Leute spüren das schnell. Für sie ist eine solche Wallfahrt immer ein Fest. Das dürfen wir nie vergessen.“
Die Predigten von Bischof Ulrich Neymeyr