Glockenverein der katholischen Gemeinde in Schmölln

Hörbares Zeichen der Hoffnung

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Ein Projekt hilft gegen Pessimismus: Diese Erfahrung haben Mitglieder der katholischen Gemeinde in Schmölln gemacht. Sie haben einen Verein gegründet, um das Kirchengeläut wiederherzustellen.

Turm der Kirche Maria Immaculata in Schmölln.    Bilder: Glockenverein der katholischen Kirche Maria Immaculata Schmölln

Katholische Gemeinden in ländlichen Regionen stehen vielerorts vor großen Herausforderungen: Junge Gläubige ziehen zur Ausbildung in die großen Städte und kommen nicht wieder nach Hause. Statt des geschäftigen Treibens auf dem Kirchhof bleiben Sorgen und ungelöste Aufgaben zurück. Gewohntes Gemeindeleben lässt sich kaum noch gestalten. Die Gründung neuer Großgemeinden mit der Orientierung auf die Zentren verunsichert. Der Blick auf die sinkende Zahl von Gottesdienstbesuchern und Aktiven lässt bei Außenstehenden schnell den Eindruck wachsen, hier könne nur noch Sterbebegleitung für überalterte Gemeinden geleistet werden.
Diese Herausforderung erlebte auch die Gemeinde um die katholische Kirche Maria Immaculata in Schmölln, der kurz nach der gelungenen 100-Jahr-Feier 2012, dem bisher letzten großen Höhepunkt im Gemeindeleben, etwas die Luft ausging. Sich dem einkehrenden Pessimismus erwehrend, hat eine kleine Schar die Initiative ergriffen und einen Verein gegründet, der sich seither für die Wiederherstellung eines vollen Geläuts für die Kirche einsetzt. Das ursprüngliche Geläut wurde während des Zweiten Weltkriegs für militärische Zwecke beschlagnahmt. „Christliches Gemeindeleben droht dort zu enden, wo Gemeinden aufhören, sich für ihre Sache einzusetzen, sich gemeinsam zu einem lohnenden Ziel aufzumachen“, sagt Vereinsvorsitzender Berthold Hofmann. Gerade deshalb engagiere man sich. Es gehe um vier Glocken, die eine Gemeinde zusammenhalten, die Menschen zum Gebet rufen und Zeugnis von Gott in der Welt geben. „Nein, das ist nicht nur Denkmalpflege. Das ist Gottesdienst. Die Coronakrise hat es verdeutlicht: Der Verzicht auf christliche Gemeinschaft wird durch Glockengeläut, die Einladung zum gemeinsamen Beten, erträglicher. Ja, wir sind auf Distanz, aber keiner ist alleingelassen. Glockengeläut und Gebet verbinden uns gerade in schweren Stunden miteinander! Läuten war und bleibt ein hörbares Zeichen für Hoffnung und Solidarität“, so Hofmann weiter.

Unterstützung aus säkularem Umfeld
Solidarität erfährt die Gemeinde auch vor Ort. Inmitten des weitgehend säkularen Umfeldes erhält der Verein im ostthüringischen Schmölln Unterstützung von vielen Seiten. Bei jährlich stattfindenden Radtouren mit dem Bürgermeister, bei der 950-Jahr-Feier der Stadt und auf regionalen Plattformen wird dem Verein Gelegenheit geboten, für seine Sache zu werben. Katholischer Glaube und Tradition bleiben so im Gespräch, weit über die Stadt- und Konfessionsgrenzen hinaus.
Das hat weit getragen und der Verein hat bereits wichtige Zwischenziele erreicht: Ein leichtes, für den Turm passendes vierstimmiges Geläut wurde unter der Regie eines Glockensachverständigen zusammengestellt. Der Turm wurde schwingungstechnisch geprüft und als geeignet eingestuft. Die Konstruktionsunterlagen für den Glockenstuhl liegen in der Schublade.

Für den künftigen Glockenstuhl liegt ein Ausführungsplan vor, wie die Bildmontage zeigt.

Außerdem hat die Gemeinde bereits Namen und damit Patronate für die neuen Klangkörper ausgesucht, die sich zu der vom Krieg verschonten Glocke „Maria“ gesellen sollen. Neben der Landespatronin Elisabeth von Thüringen fiel die Wahl auf Hedwig von Schlesien und Agnes von Böhmen – eine Referenz an die Familien, die nach dem Krieg, nach Flucht und Vertreibung in Schmölln ein Zuhause fanden und deren Nachkommen auch heute das Gros der Gemeinde bilden.
Nun müsste es eigentlich losgehen, aber: Es fehlt am Geld. Um erfolgreich öffentliche Fördermittel beantragen zu können, bedarf es eines nicht unerheblichen Grundstocks selbst eingeworbener Spendengelder. Trotz Spenden aus Stadt und Gemeinde fällt es im ländlichen Raum – vor allem aufgrund der demographischen Struktur – schwer, Geber zu finden.

Falls Sie sich vorstellen können, das Projekt zu unterstützen, finden Sie weitere Informationen im Internet: www.glockenverein-schmoelln-thueringen.com. Der Verein freut sich über jeden Euro, der mithilft, der Zukunft des katholischen Landlebens einen Klang zu verschaffen.

(gvs/tdh)