Schüler aus Heiligenstadt setzen Zeichen des Zusammenhaltes

Hoffnung und Zuversicht geben

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Schüler des St. Elisabeth-Gymnasiums Heiligenstadt helfen dort, wo sie derzeit dringend gebraucht werden. Schulseelsorger Markus Könen und die jungen Leute wollen so ein Zeichen des Zusammenhaltes setzen.

Helfen mit Sicherheitsabstand. Der Eichsfelder Gymnasiast Henry Müller übergibt das Eingekaufte.    Foto: Markus Könen

Mit den Kleinen spielen, basteln und turnen, die Größeren, das heißt die Grundschüler, bei ihren Hausaufgaben unterstützen, die sie mitbringen, weil der Unterricht ausfällt. An zwei Tagen in der Woche macht sich Jana Hünermund aus Heiligenstadt auf den Weg in die Rheda-Wiedenbrücker-Straße 4. In der dortigen Johanniter-Tagesbetreuung für Senioren ist derzeit Platz für die jüngsten Gäste. Als wegen der Corona-Krise auch im Landkreis Eichsfeld Kindergärten, Schulen und verschiedene soziale Einrichtungen schließen mussten, galt es, andere Formen der Betreuung zu finden. So standen in der Johanniter-Altenpflege tätige Mütter vor der Herausforderung, weiter ihre dringend notwendige Berufstätigkeit auszuüben und dennoch ihre Kinder gut versorgt zu wissen. Die Entscheidung lautete: In der Senioren-Begegnungsstätte kümmern sich vorübergehend einige Kolleginnen um die Mädchen und Jungen.

Helfen und häuslich lernen
Verstärkung haben sich die Frauen in der Bergschule geholt, dem katholischen St. Elisabeth-Gymnasium. Dort besucht Jana Hünermund die 11. Klasse. „Mir macht es Spaß, die Kinder zu betreuen“, erzählt sie und fügt hinzu: „Ich wohne in der Nähe und habe gesagt, wenn ich dringend gebraucht werde, über die abgesprochene stundenweise Hilfe hinaus, bin ich telefonisch zu erreichen.“ Sie gehört zum Team der Schüler aus den Klassen 10, 11 und 12, die seit der Schulschließung am 16. März 2020 sich sozial engagieren, unterstützen, wo sie gebraucht werden, selbstverständlich unter Einhaltung der strengen hygienischen Sicherheitsbestimmungen. Sie tun dies zusätzlich zum aktuellen häuslichen Lernen.
Als katholischer Schulseelsorger hatte Pfarrer Markus Könen in Absprache mit ihnen die Idee, in der Tagespresse und mit mündlichen Informationen dazu aufzurufen, sich bei Bedarf in der Schule zu melden. Angesprochen wurden besonders Senioren und andere Angehörige von Risikogruppen. Für den Fall, dass ältere Menschen, verunsichert durch gegenwärtige unseriöse „Angebote“ Zweifel hegen sollten, können die jungen Leute ein Schreiben des Gymnasiums vorweisen. Um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, versorgen möglichst immer dieselben Schüler „ihre“ Senioren. Darüber hinaus haben die Gymnasiasten sich Nachbarn zugewandt, in der Stadt oder in ihren Heimatdörfern, von denen anzunehmen war, sie würden nur sehr schwer allein zurechtkommen.
Pfarrer Markus Könen unterstreicht weiter: „Wir sind eine christliche Schule und dieser Anspruch soll in der Gesellschaft deutlich werden. Deshalb haben wir schnell reagiert, wollen etwas Sinnvolles tun, Solidarität zeigen. Den Menschen neben uns zu sehen ist eine Verpflichtung für uns alle.“

„Es geht doch um Ihre Gesundheit“
In Heilbad Heiligenstadt geht unter anderem Henry Müller aus der 12. Klasse zweimal wöchentlich auf Einkaufstour für zwei ältere, allein lebende Seniorinnen. Sie freuen sich nicht nur über den gut gefüllten Einkaufsbeutel, sondern auch über die Gelegenheit für ein kleines Gespräch. Er empfindet es als Glück, seine Großeltern hier zu haben und möchte anderen Menschen im Alltag ebenfalls zur Seite stehen, deren Kinder und Enkelkinder weit entfernt wohnen. Er scheut sich nicht, im Einkaufsmarkt oder in der Stadt Senioren anzusprechen, sie auf die Aktion seiner Schule hinzuweisen. Auf seine Frage; „Haben Sie jemanden, der für Sie einkauft?“ hört er mitunter die Antwort, es einigermaßen gut zu schaffen, noch nicht so gebrechlich zu sein. Sein Argument lautet dann: „Es geht doch um Ihre Gesundheit; sie müssen sich schützen.“
Der Gymnasiast berichtet davon, wie er kürzlich einer der beiden von ihm betreuten Seniorinnen eine Überraschung bereiten konnte. Seine Oma wusste vom bevorstehenden Geburtstag der Frau. Henry wartete nicht bis zum nächsten abgesprochenen Termin. Am Geburtstag kaufte er einen Blumenstrauß und klingelte an der Tür. Nie hätte er gedacht, mit dieser freundlichen Geste so viel Freude zu bringen.
Zusätzlich zu den Hilfsangeboten bietet Schulseelsorger Markus Könen auf der Homepage des Elisabeth-Gymasiums Impulse zum Überleben in Coronazeiten an. Er schreibt: Krisen sind besonders für eine Schule herausfordernde Situationen. Zwischen Angst und Sorge, aber auch Hoffnung und Zuversicht bewegen wir uns. Als Schulseelsorger möchte ich hier aus unserem christlichen Glauben heraus immer mal wieder meine Gedanken mitteilen. Vor allem möchte damit unsere Verbundenheit untereinander stärken. Niemand soll sich in Krisen- und Notzeiten alleine fühlen.“

Kontakt zum Hilfsangebot: 0 36 06 / 67 34 02; m.koenen@bergschule-heiligenstadt.de
Internet

Von Christine Bose
 

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