Hedwigs-Fest im Bistum Görlitz
Holt Gott zurück in die Mitte!
Die kleine und die große Hedwig in der Kathedrale Görlitz: Jadwiga mit ihrem Vater Thomas Maruck am Hedwigs-Gedenktag. Fotos: Raphael Schmidt |
Jadwiga läuft während des Pontifikalamtes am Fest der heiligen Hedwig – 16. Oktober – in der Hedwigskapelle der Kathedrale „St. Jakobus“ in Görlitz zwischen der Statue ihrer Namens-Patronin Hedwig von Schlesien und ihrem Vater, Thomas Maruck, hin und her. Bischof Wolfgang Ipolt steht derweil auf der Kanzel, fragt, ob Gott noch eine Rolle spielt, ob Kirche ohne Gott auskommen kann? „Eine Weile läuft das noch, doch ohne Gott verdurstet Glaube langsam.“ Für Hedwig, die „Heilige der Nächstenliebe, war Gott Realität, war Person, mit der sie lebte, die ihr Orientierung gab und ihr die Nöte der Zeit, der Menschen, zeigte“. So wie für Jadwiga ihr Vater Thomas Realität ist.
Entscheidungen unter Gottes Augen fällen
Damit die Mitte, Gott, nicht verlorengeht, gab der Bischof den Gläubigen drei Punkte mit auf den Weg. Erstens: Zeit für Gebet, damit Beziehung zu Gott wächst. Zweitens: das sehen, wofür es zu danken gilt und Dankbarkeit bewahren. Und Drittens: Jede Alltagsentscheidung im Blick auf Gott prüfen und fällen, unter Gottes Augen. Jadwiga versteht von dem, was der Bischof sagt, noch nichts. Sie be-
greift derweil Teelichte und schaut abwechselnd zum Vater und zur Statue der Heiligen auf. In der letzten Bank-Reihe sitzt der Journalist Peter Hahne und speichert die Worte aus der Predigt in seinem Gedächtnis. Einige zitiert er danach beim Hedwigsempfang im Gerhard-Hauptmann-Theater. Dort spricht er etwa 90 Minuten zum Thema Werte, von denen einige offenbar ausgedient haben in der Gesellschaft. „Ohne Bibel können die Menschen Gott nicht verstehen, auch die christlichen Symbole in dieser Stadt nicht – Görlitz ist voll davon“, sagt Peter Hahne. Am Nachmittag hatte ihn Thomas Maruck durch die Stadt geführt. „Die Reliefs am Dicken Turm, dem Biblischen Haus, das Heilige Grab: Um Symbole und Bilder, ja selbst Straßennamen verstehen zu können, benötigt es die Kenntnis der Bibel“, sagt Hahne.
Das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz ist beim Hedwigs-Empfang mit Peter Hahne bis auf den letzten Platz besetzt. |
Er beklagt großen Bildungsnotstand auf diesem Gebiet. Begonnen hatte er seinen Vortrag mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für das Kreuz, als Symbol der Christenheit. Er erteilte der Forderung des
Extrem-Bergsteigers Reinhold Messner, dass die Gipfelkreuze auf den Bergen abgenommen werden müssten, eine klare Absage. „Das Kreuz symbolisiert die Kultur, in der wir leben“, sagte Hahne: „Besonders Frauen haben das Kreuz aus- und hochgehalten.“ Die Anwesenden fordert er auf: „Bitte macht nach diesem Abend keinen Punkt, sondern einen Doppelpunkt!“ Als wichtigsten Wert sieht Peter Hahne, „von der Hoffnung über den Tod hinaus“ zu berichten. Er erinnert an die Worte von Alexander Solschenizyn, der appellierte: „Holt Gott zurück in die Politik“. Das gilt ebenso für die Gesellschaft.
Nach langanhaltendem Applaus für die Rede und die Musikstücke für Klavier und Querflöte der zwei Musikerinnen, war Gelegenheit, im Foyer des Theaters miteinander ins Gespräch zu kommen, auch mit Peter Hahne, der neben einem Büchertisch mit vielen seiner Bücher, ihm gereichte Exemplare signierte.
Von Raphael Schmidt