Anstoß 42/20

Ich stehe vor der Tür und klopfe an

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Türen gehören zu unserem Leben. Tagtäglich durchschreiten wir viele Türen. Bewusst und unbewusst öffnen und schließen wir sie. An den Türen werden wir begrüßt und verabschiedet. Türen sind dabei Orte der Begegnung.


Vor manchen Türen stehen wir in freudiger Erwartung, weil wir wissen, dass uns ein lieber Mensch erwartet, ein guter Gastgeber uns einlässt.
Türen sind auch Orte der Emotionen und Gefühle. Vor manchen stehen wir mit Bangen und Herzklopfen, was uns dahinter erwartet – so vor der Tür des Arztes, wenn er uns gleich die Diagnose sagen wird. Was erwartet uns? Eine gute oder eine schlechte Nachricht? Mit Hoffen und Bangen stehen wir vor der Tür im Krankenhaus, wo ein sterbenskranker Angehöriger unseren Besuch erwartet, vielleicht ein letztes Mal. Besorgt und traurig schließen wir die Tür, mit Tränen in den Augen.
Wir wissen, es gibt geöffnete und verschlossene Türen, wie es auch offene Herzen und verschlossene Herzen gibt, wie es auch offene und verschlossene Menschen gibt. Menschen können auch eine Verbindung schaffen, können Türöffner sein oder auch Türschließer.
Auch in der Bibel, auch im Leben Jesu, kommt diese Tür zum Ausdruck. Angefangen schon vor der Geburt, als seine Eltern, Maria und Josef, auf Herbergssuche sind und immer wieder abgewiesen werden. Es ist für sie kein Platz in der Herberge, so wie heute auch Fremde und Flüchtlinge abgewiesen werden und die Bürokratie hohe Hürden aufbaut, damit die Tür möglichst verschlossen bleibt. Die Tür, sie ist auch ein Ort und Zeichen der Solidarität oder auch ein Zeichen der Ausgrenzung.
Jesus spricht von sich als die lebendige Tür, die den Menschen offensteht. Jeder ist ihm willkommen, so wie er ist. Das bedeutet Einladung für Fremde und Freunde, für Fromme und Sünder.

Er spricht uns an, ganz persönlich. Er klopft an unsere Herzenstür und sagt: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an und wer auf meine Stimme hört und mir aufmacht, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihn und er mit mir.“ (Offenbarung 3,20)
 
Pater Josef kleine Bornhorst, Dominikanerkloster Leipzig