Leitung teilen: neues Modell in Montabaur
„Ihr seid ein gutes Team“
Ein neues Modell wird in der Pfarrei St. Peter Montabaur-Stelzenbachgemeinden erprobt: die geteilte Leitung des Pastoralteams. Pfarrer Steffen Henrich und Pastoralreferentin Inge Rocco schildern erste Erfahrungen. Von Heike Kaiser
Inge Roccos Aufgaben sind klar festgelegt: Ihr Part bei der inneren Leitung des Pastoralteams sind unter anderem „die Vorbereitung, Moderation und Nachbereitung der Dienstgespräche. Die Aufteilung von Arbeitsbereichen im Pastoralteam. Was ist zu tun, wenn jemand ausfällt?“, nennt die 38-Jährige Beispiele. Das funktioniere gut, „weil wir eine gute Kultur des Miteinanders im Pastoralteam haben und die Kommunikation einfach gut klappt“, betont sie. Das Pastoralteam der Pfarrei St. Peter Montabaur-Stelzenbachgemeinden besteht aus acht Frauen und Männern: drei Priestern, zwei Pastoralreferenten, zwei Pastoralreferentinnen und einer Gemeindereferentin.
Pfarrer Steffen Henrich spricht lieber von „Verantwortung“ statt von „Leitung“: Seiner Ansicht nach ist es richtig und wichtig, Verantwortung nicht nur in der Organisation, in der Struktur, sondern auch in Themen aufzuteilen – und die Letztverantwortung zu klären. Inge Rocco ist für Öffentlichkeitsarbeit und die Familienpastoral für Jüngere zuständig, Pfarrer Steffen Henrich ist der Moderator des Pastoralteams und verantwortet Jugendpastoral, Liturgie, die Grundvollzüge der Kirche, die Verwaltung – und er hat die Letztverantwortung in der Gemeindeleitung.
Was ist wichtig für die Kirchenentwicklung?
Das Pastoralteam leiten beide – die Pastoralreferentin und der Pfarrer – „auf Augenhöhe, als Team, nicht hierarchisch“, betonen sie. Und verweisen auf den Verwaltungsleiter der Pfarrei sowie die beiden Kita-Koordinatorinnen, „die viel zur Entlastung des Teams beitragen“.
„Wohin möchten wir? Was ist wichtig für die Kirchenentwicklung der Gemeinde? Wie können wir dabei als Team an einem Strang ziehen?“ Bei diesen Fragestellungen gemeinsam zu planen, Entscheidungen zu besprechen und zwei Sichtweisen zu haben, ist für Henrich und Rocco ein entscheidender Vorteil. „Gerade in Situationen, in denen man sich mit der Letztentscheidung schwertut“, sagt Inge Rocco.
Das Pilotprojekt läuft erst seit gut einem Monat, seit 1. September, der Amtseinführung von Pfarrer Steffen Henrich. „Deshalb sind auch unsere Erfahrungen mit dem Modell noch begrenzt“, unterstreicht er. „Die Dienstgespräche laufen sehr gut, und die Reaktionen aus der Gemeinde sind durchgehend positiv.“ Das habe auch damit zu tun, dass Inge Rocco, die seit neun Jahren zum Pastoralteam gehört, in der Gemeinde bekannt sei. Pfarrer Steffen Henrich (37) war von 2016 bis 2019 bereits Kaplan in St. Peter. „Ich wusste also, worauf ich mich einlasse“, sagt er schmunzelnd. Inge Rocco kennt er schon aus Studienzeiten. „Wir bekommen oft die Rückmeldung: ,Ihr seid ein gutes Team‘“, freut er sich. Für das Pastoralteam war die geteilte Leitung zunächst ungewohnt. „Wir haben uns viel Zeit genommen, um zu besprechen: Wie wollen wir das handhaben?“, berichtet Inge Rocco.
Das Modell wird von einer Beraterin begleitet
In einem halben Jahr soll eine Auswertung erfolgen. Danach wird entschieden, wie es weitergeht. „Eine denkbar kurze Zeit für das Modell, sich zu bewähren“, sagen Rocco und Henrich. Begleitet wird es von einer externen Beraterin. „Dieser Blick von außen ist eine große Unterstützung“, unterstreicht Inge Rocco.
Zu dem Projekt in Montabaur gibt es laut dem Pressesprecher des Bistums, Stephan Schnelle, „kein beratenes oder entwickeltes Modell. Sicherlich wird das Team in Montabaur Erfahrungen sammeln, die dann in die Beratungsprozesse der Kirchenentwicklung einfließen werden“, sagt Schnelle. Die Zeit bis zur Auswertung werden Inge Rocco und Pfarrer Henrich jedenfalls gut nutzen.
Von Heike Kaiser